Bochum. Das neue Ensemble mit Nachwuchs-Schauspielern steckt mitten in den Vorbereitungen für die erste Premiere. Diesmal spielt Pappe eine Rolle.
Sie kommen aus ganz Deutschland, sind eine richtig bunte Truppe und haben nur ein Ziel: gemeinsam auf der Bühne stehen und spielen. Der 24. Jahrgang des Nachwuchs-Ensembles Theater Total ist seit kurzem zusammen und steckt bereits mitten in den Vorbereitungen für die erste Premiere. „Werden muss ich wohl allein“ lautet der Titel einer Tanzperformance, die am Freitag, 8. November, auf der Bühne an der Königsallee 171 uraufgeführt wird.
29 junge Leute im Alter von 17 bis 21 Jahren sind bei Theater Total in dieser Spielzeit dabei. Über 100 Bewerbungen erreichte die Schauspiel-Schmiede um Leiterin Barbara Wollrath-Kramer in diesem Jahr. „Darunter waren auch Interessenten aus Belgien und der Schweiz, die von unserem Projekt gehört hatten“, erzählt Sprecherin Alina Ragus. Eine Art Casting gibt es bei Theater Total nicht: Stattdessen wurde bei einem Kennenlern-Workshop im Juni gemeinsam entschieden, wer in diesem Jahr mitmacht und wer nicht.
Theater Total besteht seit 1996
Theater Total ist ein Jugend- und Bildungsprojekt, das 1996 von Barbara Wollrath-Kramer gegründet wurde. Hier können junge Menschen knapp ein Jahr lang künstlerisch zusammenarbeiten, sich sozial engagieren und Verantwortung für sich und andere übernehmen.
Dazu zählt auch eine eigenständig organisierte dreimonatige Tournee durch Deutschland und die Schweiz, die jährlich von etwa 20.000 Zuschauern besucht wird. Alle Infos: www.theatertotal.de
„Wir laden grundsätzlich jeden ein“, sagt Ragus, „doch wer sich am Ende tatsächlich dazu entscheidet, mit uns ein Jahr lang diesen Weg zu gehen, hängt oft auch von den Interessenten selber ab.“ Mit einer Mischung aus Schauspiel, Impro, Tanz und bei vielen Gesprächen mit ehemaligen Teilnehmern können die Bewerber herausfinden, ob die Welt der Bühne tatsächlich etwas für sie ist. „Dabei suchen wir nicht nur schauspielerische Talente. Auch wer die Arbeit hinter den Kulissen kennenlernen möchte, kann hier viel lernen: vom Kostüm- und Kulissenbau bis zur gesamten Organisation.“
Jeder kann zeigen, was in ihm steckt
Eingeläutet wird die Arbeit traditionell mit einer gemeinsamen Performance, bei der jeder Eleve zeigen kann, was in ihm steckt. Nachdem die Aufführung im letzten Jahr auf Schuberts „Winterreise“ basierte, steht diesmal das Märchen „Hyazinth und Rosenblütchen“ von Novalis im Mittelpunkt, das viel erzählt von Mensch und Natur, von Liebe, Sehnsucht und der eigenen Entwicklung. „Das passt gut zu unseren jungen Teilnehmern, von denen viele gerade dabei sind, ihren eigenen Weg zu finden, auch wenn dieser Weg manchmal beschwerlich ist“, sagt Alina Ragus.
Projekt-Teilnehmer Friedrich Brückner (19) aus Leipzig beschreibt diesen Prozess so: „Bei Theater Total kann ich meine Grenzen kennenlernen, austesten, ausreizen und auch verschieben. Es ist eine intensive Erfahrung, die mit allen Sinnen erlebt wird.“
Pappwände verändern sich zu Landschaften
Dazu passt der Titel „Werden muss ich wohl allein“, den die jungen Schauspieler ganz demokratisch selber gewählt haben. Die Zuschauer können sich auf eine Performance freuen, in der große Pappwände mitspielen, die live auf der Bühne zu Würfeln und Landschaften verändert werden.
Nach der Tanzperformance beginnen die Proben für das große Schauspiel, das am 27. März Premiere feiert. Damit geht Theater Total erneut drei Monate auf Tournee. Welches Stück diesmal gespielt wird, wird traditionell erst nach der Tanzperformance entschieden. Aber soviel darf verraten werden: Es könnte wieder etwas von Shakespeare sein.
Premiere am Freitag, 8. November, 19.30 Uhr. Wieder am 9., 10., 23., 24. und 30. November sowie im Dezember. Karten (13, erm. 8 Euro): 0234 / 97 31 673.