Bochum. Im Schauspielhaus Bochum fragt „After Work“ nach dem Wert und der Zukunft der Arbeit. Das Stück von Tobias Staab ist für manche Überraschung gut.

Das neue Schauspielhaus Bochum unter Johan Simons ist bekanntlich für manche ästhetische Überraschung gut. Da macht die nächste Premiere keine Ausnahme. „After Work“ wagt sich an eine bühnengerechte Erzählung über die Arbeit, was sie zu allen Zeiten für die Menschen bedeutete, und was sie in Zukunft ausmachen könnte.

Schauspielhaus sorgt für eine Momentaufnahme

Geboten wird kein lineares Theater, vielmehr zeichnen ruhige, traumartige Bilder in Form von Momentaufnahmen die Geschichte der Arbeit nach. Tanz, Schauspiel, Musik und Text sind die Medien, die zur Anwendung kommen.

Termine & Karten

„After Work“: Premiere am Samstag, 11. Januar, um 19.30 Uhr in den Kammerspielen, Königsallee 15.

Aufführungstermine: 14., 17., 31. Januar (19.30 Uhr), 19. Januar (19 Uhr).

Weitere Vorstellungen im Februar. Karten & Infos 0234 3333 5555

Dramaturg Tobias Staab, der auch Regie führt, hat die Stückentwicklung gemeinsam mit dem Choreografen Rob Fordeyn und der Kostümbildnerin Nadja Sofia Eller realisiert. „Es ist eine hybride Zusammenkunft unterschiedlicher Darstellungsweisen, wobei die Grenzen der Kunstdisziplinen verschwimmen“, erläutert Staab, der im letzten Jahr auch für die 100-Jahre-Jubiläumsproduktion „O, Augenblick“ am Schauspielhaus verantwortlich zeichnete.

Beteiligt an „After Work“ sind eine Tänzerin, vier Schauspieler/innen und eine Bondage-Künstlerin, die sich auf die japanische Fesselungs-Tradition „Shibari“ spezialisiert hat. „Diese Stationen-Reise in stillen, humorvollen bis hin zu grotesken Tableaus bietet dem Publikum ein spielerisches Feld an Assoziationen“, erläutert Staab.

Eigene Sichtweise entwickeln

Ihm gehe es nicht darum, Antworten – oder politische Lösungen – zum Thema Arbeit und Verlust der Arbeit zu formulieren. Vielmehr sollen die Zuschauer eigene Sichtweisen und Vorstellungen in Bezug auf „Arbeit“ mit den auf der Bühne präsentierten Bildern in Beziehung setzen.

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Ein weites Feld: Die Aufführung richtet den Blick zurück in die Zeit der Renaissance als Proto-Kapitalismus ebenso auf die Momentaufnahme der Entdeckung der Hand als dem entscheidenden Werkzeug für die Menschwerdung des Affen. Der Auftritt des Bergmanns aus dem Ruhrgebiet als Repräsentant der Arbeiterschaft in der Zeit der Industrialisierung darf natürlich nicht fehlen.

An ein Gemälde von Caravaggio erinnert dieses Szenenmotiv mit Dominik Dos-Reis und Anna Pocher.
An ein Gemälde von Caravaggio erinnert dieses Szenenmotiv mit Dominik Dos-Reis und Anna Pocher. © Michael Saup

Er wird abgelöst von Büroangestellten in grauen Anzügen, die von einem Business-Coach behandelt werden, der sich als schamanenhafter Heiler gebärdet:

Bis zum Burnout

Von der Euphorie zur Selbstoptimierung zur Selbstaufgabe zum Burnout ist es ein kurzer Weg. Was die Künstliche Intelligenz bewirken wird, wie Algorithmen den klassischen Arbeitsbegriff aushöhlen: auch das wird angestoßen. Ob das zukünftige Nichtstun – wenn erst einmal die Maschinen für alle Menschen arbeiten – aber ein Zustand totaler Glückseligkeit sein wird? Oder doch eher eine Fessel für den Menschen von morgen? So viele Berichte, so viele Fragen, um es mit Brecht zu sagen.

„After Work“ ist nicht nur konzeptionell eine Herausforderung, sondern auch darstellerisch. Mourad Baaiz, Dominik Dos-Reis, Anne Rietmeijer, Dasniya Sommer und Ulvi Teke sind als Schauspieler gefordert, müssen aber auch viele Bewegungselemente leisten. Die Kraft der Bilder steht über der Kraft der Sprache.

Wiedersehen mit Anna Pocher

Aber auch eine professionelle Tänzerin wirkt mit: Anna Pocher, die man in Bochum noch gut kennt, gehörte sie in den 1980er Jahren doch der Reinhild-Hoffmann-Compagnie an. Nun kehrt Pocher für einen Gastauftritt in „After Work“ an die alte Wirkungsstätte zurück.

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