Bochum-Stiepel. Das alte Gemeindehaus in Bochum-Stiepel muss saniert werden. Dafür wird eine Aufwand- und Kostenschätzung eingeholt. Es besteht also Hoffnung.

Das alte Amtshaus in Bochum-Stiepel gammelt vor sich. Eine Sanierung ist überfällig. Die benachbarte Freiwillige Feuerwehr Stiepel, die einige Räume nutzt, renoviert diese zum Teil selbst. Natürlich kein Zustand. Deshalb macht ein Ratsbeschluss nun Hoffnung auf Besserung. Denn auf Antrag von CDU sowie der Fraktion „FDP & Die Stadtgestalter“ wurde die Verwaltung damit beauftragt, eine unabhängige Aufwand- und Kostenschätzung für die Sanierung des Gebäudes an der Kemnader Straße 199 einzuholen.

Altes Gemeindehaus in Bochum-Stiepel muss dringend saniert werden

Die Verwaltung soll laut Ratsbeschluss zudem eine (Ko-)Finanzierung der Sanierung durch Landes- oder Bundesmittel prüfen – zum Beispiel über das Programm „Heimat-Zeugnis“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW.

CDU: „Weiteren Verfall unter allen Umständen vermeiden“

„Das alte Gemeindehaus ist für die Bürger ein identitätsstiftendes Bauwerk, das historische Bezüge und das Gefühl von Heimat vermittelt. Einen weiteren Verfall des Gebäudes gilt es unter allen Umständen zu vermeiden“, meint Christian Haardt, Fraktionsvorsitzender der CDU-Ratsfraktion. Manfred Baldschus, FDP-Bezirksvertreter in Bochum-Süd, sieht dies ganz ähnlich: „Wir müssen jetzt zusehen, dass das Gebäude zügig saniert wird. Es ist in einem erbärmlichen Zustand.“

Wahrzeichen für starken Bürgersinn

Historisch gesehen sollte das 1910 fertiggestellte Haus bereits vom Kaiserreich an ein Wahrzeichen für echten starken Bürgersinn und darüber hinaus auch ein kommunaler Mittelpunkt für die Gemeinde Stiepel sein. Die historische und identitätsstiftende Bedeutung des alten Gemeindehauses für den Stiepeler Stadtteil hat der Rat der Stadt Bochum mit seiner Entscheidung nun auch explizit anerkannt.

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Grundstein für den Erhalt des Gebäudes ist gelegt

CDU und FDP hoffen nun, dass ein Weg gefunden wird, eine Sanierung durchzuführen. „Dieser Beschluss gibt Anlass zur Hoffnung, dass alle Beteiligten den Ernst der Lage erkannt haben. Damit ist ein Grundstein zur Erhaltung und Sanierung des Gebäudes gelegt“, führt Manfred Baldschus weiter aus. „Bochum hat nicht mehr viele solcher Gebäude. Es sollte daher in jedem Fall für künftige Generationen erhalten werden“, findet Christian Haardt.

Auch die Stiepeler Heimatforscher wollen das Gebäude erhalten

Auch der Stiepeler Verein für Heimatforschung hält das alte Amtshaus für denkmalwürdig und möchte es erhalten. Dementsprechend war der Verein auch bei einer Begehung der interfraktionellen Kommission „Hochbau/Stadtbild“ der Bezirksvertretung Süd im vergangenen Jahr vertreten.

Viele Hochzeiten

Nach der Eingemeindung Stiepels im Jahre 1929 nutzte die Stadt Bochum das Gemeindehaus an der Kemnader Straße 199 als Außenstelle für unterschiedliche Ämter. Bis in die 1970er Jahre waren im Gemeindehaus das Standes- und das Gesundheitsamt vertreten, viele ältere Mitbürger haben in diesem Gebäude geheiratet.

Aktuell befindet sich das im Jahre 1911 eingeweihte Gemeindehaus im Eigentum der Zentralen Dienste der Stadt Bochum und wird durch diese vermietet.

Das Erdgeschoss wird von der Löscheinheit Stiepel der Freiwilligen Feuerwehr Bochum genutzt. Hier befinden sich Büro, Aufenthaltsraum, Küche und der Schulungsraum. Das erste Obergeschoss wurde vom Amt Feuerwehr und Rettungsdienst für die neue Kinderfeuerwehrgruppe Stiepel angemietet. Zuvor waren hier unbegleitete jugendliche Flüchtlinge untergebracht.

Für die Feuerwehr ist das alte Amtshaus elementar wichtig

Für die Löscheinheit ist die Nutzung des alten Amtshauses also elementar wichtig. Aktuell hängt die Feuerwehr ein wenig in der Luft. Aus Sicht des Amtes Feuerwehr und Rettungsdienst bildet die Löscheinheit Stiepel eine wichtige Komponente für Einsätze im Bochumer Süden. Bis zur nächsten Novellierung des Brandschutzbedarfsplans im Jahr 2022 sollte also feststehen, ob die Räume im ehemaligen Gemeindehaus weiterhin für den Dienstbetrieb der Feuerwehr benötigt werden, oder ob eine Anbau-/Neubaulösung am oder neben der bestehenden Fahrzeughalle der Löscheinheit notwendig ist. Auch hierfür wird die vom Rat nun in Auftrag gegebene Aufwand- und Kostenschätzung herbeigesehnt.

Sanierung ist mit enormen Kosten verbunden

Einer ersten Einschätzung nach wird sich der finanzielle Aufwand für eine vollständige Sanierung des alten Gemeindehauses Stiepel mindestens „im siebenstelligen Bereich“ bewegen.