Bochum-Harpen. Anfang Januar schlägt stets die große Stunde der drei Weisen aus dem Morgenland. Auch in der Gemeinde Heilig Geist sind 30 Kinder unterwegs.

Die Rosenbergstraße in Bochum-Harpen ist an diesem Morgen fest in Königshand: Unverdrossen stapfen Milan (10), Tobias (13) und Felix (13) in ihren Rollen als Caspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus durch den kalten Nieselregen. Auf dem Kopf tragen sie ihre goldenen Pappkronen, einer führt den Stab mit dem Stern mit sich, der andere den Klingelbeutel, der dritte die Jutetasche mit den erbeuteten Süßigkeiten. Klar, kurz vor Ferienende könnte man solch einen Vormittag gemütlicher verbringen: „Aber Sternsinger zu sein macht Spaß“, meint Tobias, der schon das vierte Mal mitmacht. „Und eigentlich stehe ich ohnehin immer früh auf.“

Anfang Januar: Da schlägt seit ewigen Zeiten die große Stunde der drei Weisen aus dem Morgenland. Wie überall im Stadtgebiet engagieren sich auch in Harpen in diesen Tagen zahlreiche Kinder, um Spenden zu sammeln für andere Kinder, denen es viel schlechter geht als ihnen. Rund 30 sind an diesem Morgen allein in der Gemeinde Heilig Geist zusammen gekommen, um zwei Tage lang in Begleitung von Mitarbeitern aus der Pfarrei um die Häuser zu ziehen. Anders als etwa beim Messdiener-Dienst fehle es bei den Sternsinger kaum an Nachwuchs, berichtet die Gemeindeleiterin Sabine Pappert: „Hier meldet man sich ja nicht für den wöchentlichen Gottesdienst, sondern nur für ein bis zwei Tage im Jahr“, sagt sie. „Da machen viele gerne mit.“

Sternsinger-Aktion geht am Samstag zu Ende

Trotz Regen und Wind: Rund 30 Sternsinger sind in diesem Jahr in der Gemeinde Heilig Geist in Harpen unterwegs und klappern in neun Gruppen zwei Tage lang für den guten Zweck die Häuser ab. Am heutigen Samstag (4.) geht die Sternsinger-Aktion in der Gemeinde zu Ende.

Wer im nächsten Jahr Besuch von den Heiligen Drei Königen bekommen möchte, muss sich vorher im Gemeindebüro an der Laurentiusstraße 1 anmelden. Nähere Informationen unter 0234 / 23 19 12.

Nachdem ihnen die Gemeindeleiterin in der Kirche Gottes Segen mit auf den Weg gegeben hat und sich die Sternsinger langsam warm gesungen haben, geht’s munter los. Eine Liste mit 17 Adressen hält Begleiterin Isabell in den Händen, die unsere drei Könige an diesem Tag tapfer abklappern müssen. Die Zeiten, in denen die Sternsinger wirklich an jeder Haustür klingelten, sind lang vorbei. Wer Besuch von ihnen bekommen möchte, muss sich vorher im Gemeindebüro anmelden.

Besuch aus dem Morgenland: Angela Adamschek hat die Sternsinger schon erwartet.
Besuch aus dem Morgenland: Angela Adamschek hat die Sternsinger schon erwartet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Stern über Bethlehem, zeig uns den Weeeg...

17 Adressen: Das klingt nicht viel, ist aber bei Wind und Wetter dennoch eine Menge Lauferei. Mittags gibt’s zur Stärkung eine Mahlzeit im Pfarrheim, danach geht’s weiter zur zweiten Schicht. Ihr erster Besuch führt die sympathische Gruppe in die Rosenberg-Apotheke. Schon seit Jahrzehnten, so erzählt Apotheker Günter Storch, zählt der Sternsinger-Besuch bei ihm zur festen Tradition. „Stern über Bethlehem“, singen die drei Jungs fröhlich im Laden, „zeig uns den Weeeeg...“

Und dann der Festakt: die Haussegnung. Statt traditionell mit Kreide bringen die Sternsinger ihren Segensspruch „20 C+M+B 20“ als Aufkleber in der Apotheke an, damit er den Menschen dort im neuen Jahre viel Glück bringe und (anders als mit Kreide) nicht schon nach wenigen Wochen wieder verblasst. Stolz verlässt der majestätische Tross die Apotheke, in der Spendenbox raschelt’s.

Nächste Woche geht’s zum Besuch bei der Kanzlerin

Doch die stundenlange Klingelei kann auch mühselig werden, berichtet Felix. „Einmal hat uns jemand seine Tür vor der Nase zugeschlagen“, sagt er. Aber in den meisten Fällen würde die Freude über den Besuch aus dem Morgenland überwiegen. Manchmal werden die Majestäten sogar zu Tee und Gebäck eingeladen, und wenn es die Zeit zulässt, nehmen sie die Einladung auch gerne an.

Apotheker Günter Storch (links) empfängt die Sternsinger seit vielen Jahren in der Rosenberg-Apotheke.
Apotheker Günter Storch (links) empfängt die Sternsinger seit vielen Jahren in der Rosenberg-Apotheke. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Übrigens: Auf Felix und Tobias wartet in der kommenden Woche noch eine ganz besondere Einladung. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel sind sie als Vertreter der Bochumer Sternsinger-Zunft zum großen Empfang ins Kanzleramt nach Berlin eingeladen. Am Montag fährt der Zug: „Da sind wir sehr gespannt und auch etwas aufgeregt“, meint Felix.

Schokokalde wird gerecht geteilt

Doch bevor die Kanzlerin auf sie wartet, steht noch der Besuch bei Angela Adamschek auf dem Programm. Die Seniorin hat die Gruppe schon erwartet und freut sich über ihren Besuch. Es gibt Schokolade als Wegzehrung, die am Ende unter allen Sternsingern gerecht geteilt wird, und wieder raschelt’s in der Dose. Freudig stehen die drei Könige bei ihr im Wohnungsflur und verabschieden sich standesgemäß: „Es wünscht Ihnen ein gutes Jahr – Caspar, Melchior und Balthasar.“

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