Bochum. Wie steht es um die wirtschaftliche Lagein Bochum? Das Handwerk zeigt den Daumen nach oben, in der Industrie geht er nach unten.

Aus Sicht der in Bochum angesiedelten Arbeitergeberverbände Ruhr/Westfalen sind „die fetten Jahre vorbei“, so Hauptgeschäftsführer Dirk W. Erlhöfer. Die Industrie fürchtet einen Abwärtstrend. Das Handwerk dagegen schwimmt immer noch auf der Welle des Erfolges. Es kann, so auf ein „überwiegend erfolgreiches Jahr zurückblicken“, so Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.

Wichtige Indikatoren für diesen Erfolg seien Beschäftigung und Ausbildung. Die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge ist im gesamten Kammerbezirk bis Ende Oktober 2019 um 4,2 Prozent auf 4086 gestiegen. Dieser positive Trend gilt auch für Bochum, wenngleich der Anstieg mit 3,5 Prozent auf insgesamt 613 neue Ausbildungsverträge nicht ganz so stark ausfällt.

Volle Auftragsbücher

Gut Lachen hat Handwerks-Präsident Berthold Schröder. Die Lage des Handwerks im Kammerbezirk Dortmund ist weiterhin gut.
Gut Lachen hat Handwerks-Präsident Berthold Schröder. Die Lage des Handwerks im Kammerbezirk Dortmund ist weiterhin gut. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Und auch die Beschäftigungssituation ist gut. „Die Auftragsbücher unserer Unternehmen sind prall gefüllt“, so der HWK-Präsident. „Viele würden gerne neues Personal einstellen, um Arbeiten schneller zu erledigen.“ Vor allem im Ausbauhandwerk (54 Prozent) und im Bauhauptgewerbe (59 Prozent) arbeite man bereits vielfach mit einem Auslastungsgrad von 100 Prozent oder mehr. Damit setzt sich der Trend aus dem Frühjahr fort.

Anders sieht es in der Industrie aus. Die Auftragszahlen – vor allem aus dem Inland – sind rückläufig. Selbst die Beschäftigung ist nach mehreren Jahren erstmals wieder rückläufig. „Unternehmen agieren zurückhaltender mit der Personalaufstockung“, heißt es. Einziger Lichtblick sei das Engagement der Unternehmen im Bereich Ausbildung. „Hier verzeichnen wir einen leichten Anstieg“, so Dirk W. Erlhöfer.

Aufstieg ist vorbei

Die 420 Mitglieder der vier im AGV Ruhr/Westfalen zusammengefassten Verbände aus den Branchen Metall, Chemie, Elektro und Papier/Kunststoff wurden nach Geschäftslage, Erträgen, Umsätzen und Beschäftigungssituation befragt.

„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht schneller wieder im Krisen-Modus sind als uns allen lieb ist“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der in Bochum ansässigen Arbeitgeberverbände Ruhr/ Westfalen.
„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht schneller wieder im Krisen-Modus sind als uns allen lieb ist“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der in Bochum ansässigen Arbeitgeberverbände Ruhr/ Westfalen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Das Ergebnis ist ernüchternd: „Der seit der Bewältigung der letzten Krise 2009/2010 stetige wirtschaftliche Aufstieg ist vollends zum Erliegen gekommen. Wir müssen aufpassen, dass sich der Trend nicht verstärkt und wir schneller wieder im Krisen-Modus sind als uns allen lieb ist“, sagt der AGV-Hauptgeschäftsführer.

Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BochumIm Ergebnis meldete ein Drittel der Unternehmen geringere Erträge als im Vorjahr. Zum zweiten Mal hintereinander fallen die Zahlen der AGV-Konjunkturumfrage schlechter aus als zuvor. Erlhöfers Fazit: „Der Aufstieg der zurückliegenden Jahre ist vorbei.“

Weiter Boom im Baugewerbe

Das Handwerk dagegen ist weiter optimistisch. Kammer-Präsident Bernhard Schröder beruft sich in seiner Jahresbilanz vor allem auf die Herbst-Umfrage. Demnach zeigten sich 92 Prozent der Unternehmen zufrieden mit ihrer Geschäftslage (2018: 94 Prozent). Besonders gut sehe es im Ausbaugewerbe (96 Prozent) und dem Bauhauptgewerbe (95 Prozent) aus. Zahlen, die sich auch in Bochum widerspiegeln. 91 Prozent der Handwerksbetriebe bewerten ihre Lage als gut bis befriedigend, sogar 94 Prozent blicken positiv in die Zukunft. Einzig im Kfz-Handwerk ist ein Rückgang zu verzeichnen. Nur noch 88 Prozent der befragten Betriebe zeigten sich zufrieden mit ihrer geschäftlichen Lage, zwölf Monate vorher waren es noch 93 Prozent.