Bochum. Seit Monaten kreist in Bochum der Abbruchhammer. Über Weihnachten und Silvester herrscht Ruhe an der großen Baustelle in der Innenstadt.
Zehn Monate nach Beginn des Abbruchs ist ein beträchtlicher Teil des ehemaligen Justizzentrums an der Viktoriastraße in Bochum verschwunden. Längst laufen die Vorbereitungen für den Neubau des Viktoriakarrees, einem Einkaufs-, Verwaltungs- und Hotelkomplex, an gleicher Stelle. Und wenige Tage vor Weihnachten geht einiges noch einmal ganz schnell.
Binnen weniger Tage ist der kleinere der beiden noch verbliebenen Türme nämlich mächtig geschrumpft. Vor zwei Wochen stand das zehngeschossige Gebäude mit seiner Stahlträgerkonstruktion noch nahezu komplett verkleidet da. Nun könnte es bis auf das massive Treppenhaus an der Jungegesellenstraße und Teile des Stahlskeletts bis Mittwoch verschwunden sein. In Windeseile frisst sich der Longfrontbagger durch Beton und Stahl. Der benachbarte, größere Turm wird derweil noch von oben nach unten abgetragen. Die Abbruchspezialisten haben fast schon die Höhe erreicht, in der auch dort der Longfrontbagger eingesetzt werden kann.
Schutt wird vor Ort gebrochen
Unmittelbare Anwohner der Baustelle, also Anlieger an der ABC-Straße und an der Junggellenstraße, aber auch am Westring und am Husemanplatz, können sich derweil auf ein stilles Weihnachtsfest freuen. Von Mittwoch an ruht der Betrieb auf der Baustelle für fast drei Wochen, bis dahin soll sie, so Bauleiter Matthias Lögering vom Abbruchunternehmen Moß aus dem emsländischen Lingen, ordentlich aufgeräumt sein. „Wir werden die Arbeiten am 6. Januar fortsetzen“, kündigt er an. In den nächsten Tagen kommen alle Moß-Arbeiter am Stammsitz in Lingen für die jährliche Sicherheitsunterweisung zusammen.
Und dann ist auch das Ende des Abbruchs in Sicht. „Wir werden noch bis Mai/Juni in Bochum sein“, sagt Matthias Lögering voraus. Bis dahin sollen nicht nur die verbliebenen Türme des früheren Landgerichts verschwunden sein. Auch Keller und Tiefgaragen, in denen noch Tausende von Tonnen Stein und Beton schlummern, sollen abgerissen und zerkleinert sein. Der Schutt wird vor Ort gebrochen und zur Verfüllung der Baugrube des Neubaukomplexes verwendet. „Der genaue Zeitplan wird gerade erarbeitet“, so Bauleiter Lögering.
150-Millionen-Euro-Projekt
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BochumEntstehen sollen in den nächsten Monaten auch die knapp 100 Betonpfähle, auf denen Teile des Karrees gegründet werden. Sie werden, so der Bauleiter, während der Aushubphase nach und nach in den Boden getrieben.
Stadt mietet Büros für 20 Jahre an
Das Viktoriakarree wird aus drei Gebäuden bestehen, die ein Quartier bilden. Zum Husemannplatz hin entsteht ein sechsgeschossiger Bau für Einzelhandel sowie einem Fitnessstudio und städtischer Dienstleistungen. Daneben wird ein siebengeschossiges Gebäude für Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistung errichtet.
Zum Westring hin schließlich ist ein sechsgeschossiges Haus mit Einzelhandel im Erdgeschoss sowie einem Hotel darüber geplant. Die gesamte Einzelhandelsfläche darf nicht größer als 15.000 Quadratmeter sein. Die Stadt hat bereits Büroflächen für 720 Arbeitsplätze auf 20 Jahre angemietet.
Investor HBB hatte die Genehmigung für den Bau für das 150-Millionen-Euro-Projekt Ende August erhalten. Die Fertigstellung des Viktoriakarrees ist für Ende 2022 geplant. Zunächst war HBB davon ausgegangen, das Projekt bis Ende 2021 beenden zu können.
Schon jetzt werden tiefe Löcher auf dem Gelände gebohrt. Die allerdings gehören zum sogenannten Verbau, einem Schutzschild für Straßen und Gebäude in der Umgebung der Baustelle. Ohne diesen Berliner Verbau, Wänden aus Holz oder Beton, könnte der Boden in der Umgebung nachlassen und zu Schäden führen.
Abrissunternehmen liegt im Zeitplan
Dass der Bodenaushub noch nicht begonnen hat, ist nach Auskunft des Bauleiters kein Hinweis auf eine Verzögerung des Projekts. „Wir liegen im Zeitplan“, versichert er. Denn auch die gesamten Vorbereitungsarbeiten rund um den Verbau gehörten zu den Arbeiten an der Baugrube, die ursprünglich für Ende des Jahres angekündigt worden waren. Das Wetter spielt beim Abriss und dem anstehenden Bodenaushub bislang mit. Erst bei Temperaturen um die 20 Grad minus könnte es „ungemütlich“ auf der Baustelle werden.