Bochum-Langendreer. Obwohl sich gerade auch in Bochum-Langendreer mit dem neuen Fahrplan viel ändert, bleibt der große Aufschrei aus. Aber nicht alle sind glücklich.
Der große Frust bleibt aus. Auch in Bochum-Langendreer und Umgebung verläuft der erste Arbeitstag mit dem neuen Fahrplan relativ geräuschlos ab. Die Langendreerer scheinen an diesem Montagmorgen ganz gut zu fahren mit dem „Netz 2020“, das die Bogestra in Absprache mit der Stadt gesponnen hat.
Neuer Fahrplan der Bogestra macht sich in Bochum-Langendreer kaum bemerkbar
Der Großteil der Bus- und Bahnfahrgäste hat sich im Vorfeld gut informiert. Aufkommende Fragen werden von den Fahrern beantwortet. Auch zwei junge Bogestra-Damen stehen an der Haltestelle am Markt in Langendreer, einem der Knotenpunkte, und geben Auskunft. Und man hilft sich gegenseitig, steckt die Köpfe vor dem Aushang zusammen und tüftelt gemeinsam, welcher Bus denn nun der richtige ist.
Aber: „Netz 2020“ ist nicht für alle der große Wurf
Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein. „Ich bin verdammt sauer“, sagt eine junge Frau um kurz vor Neun. „Ich muss eine halbe Stunde früher losfahren, um zur Arbeit zu kommen.“ Wütend steigt sie in den 379er, der gerade anhält. Ja, der neue Fahrplan ist nicht für alle der große Wurf. Auch nicht für die Frau, die aus Herne kommt und wie jeden Morgen nach Witten fährt. Hier, in Langendreer-Markt, wartet sie nun auf den 310er. Den Bus, der in Richtung Witten dort die Straßenbahn ersetzt, wo noch am künftigen Streckenverlauf gebaut wird (zwischen Stiftstraße und Witten-Crengeldanz).
Freude über barrierefreie Straßenbahnen
Im Herbst soll auch dieser Abschnitt fertig sein, dann fahren auf der Linie nur noch barrierefreie Niederflurbahnen. Sehr zur Freude von Leonore Spichalski aus Altenbochum. „Mein Mann und ich sind auf den Rollator angewiesen. Was Besseres hätte uns nicht passieren können.“ Den neuen Fahrplan findet sie ohnehin gut. „Wir müssen öfter ins Bergmannsheil. Mit dem 45er und dem 55er kommen wir da prima hin.“
„Das da wäre mein Bus gewesen . . .“
Wehmütig blickt Anka Tietz zur Kreuzung, wo gerade der 78er um die Ecke biegt. Aber nicht Richtung Witten, sondern Richtung S-Bahnhof. „Das wäre mein Bus gewesen . . .“, sagt sie, die nach Witten muss. „Doch der fährt jetzt woanders her.“ Nun wartet auch sie auf den 310er-Bus. „Ich bin ein wenig unsicher, weil ich umsteigen muss. Aber ich lass mich überraschen.“
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Schlechtere Verbindung zum Knappschaftskrankenhaus
Viele Bogestra-Mitarbeiter im Einsatz
Rote Warnwesten machen an der Haltestelle Langendreer-Markt auf Regina Pelger und Janina Schultze aufmerksam. Eigentlich arbeiten die beiden in der Bogestra-Verwaltung. In dieser Woche allerdings sind sie – wie viele andere Kollegen auch – im Stadtgebiet unterwegs, um bei Fragen zum Fahrplan vor Ort zu helfen und Info-Material zu verteilen.
„Wir waren gerade am Ruhrpark, doch da gab es wenig Probleme. Also sind wir weiter nach Langendreer gefahren“, sagen Pelger und Schultze. Doch auch hier ist die Lage entspannt. Ab und zu werden die beiden angesprochen: Wie komme ich nach Lütgendortmund? Wo fährt der 45er her? Welcher Bus bringt mich zum Knappschaftskrankenhaus? Fragen, die schnell beantwortet sind. Läuft.
Ilsa Wiegand sitzt an der gegenüberliegenden Haltestelle auf ihrem Rollator und wartet auf den 79er, der ab sofort zum Ruhrpark fährt. Sie steht dem neuen Fahrplan skeptisch gegenüber. „Es ist nicht schön, dass der 45er nicht mehr zum Knappschaftskrankenhaus fährt. Da beschweren sich viele ältere Menschen drüber. Ich müsste zum Lessing-Gymnasium und umsteigen oder zur Rudolf-Steiner-Schule und dort über die Straße, um mit dem nächsten Bus weiterzufahren. Aber dort gibt es keine Unterstellmöglichkeit bei Regen.“ Um wie früher den 45er in die Stadt zu bekommen, müsse sie ebenfalls zum Lessing, um dort umzusteigen. „Die Straßenbahn in die Stadt nehme ich bewusst nicht, weil dort die Aufzüge oft nicht funktionieren.“
Fahrer berichtet von ruhiger erster Schicht
Einen sehr gelassenen Eindruck macht Wilfried Oberste-Beulmann. Er ist Busfahrer bei der Bogestra und an diesem Morgen von Fahrgästen bisher weit weniger gelöchert worden als angenommen. „Klar waren einige Fahrgäste erstaunt, dass ihre Linie nicht so fährt wie früher. Aber das hielt sich alles in Grenzen.“ Seit 4 Uhr ist Oberste-Beulmann im Einsatz und hat den 78er auf der Strecke Castrop-Rauxel Ruhr-Universität gesteuert. Später steigt er um auf den 76er und pendelt zwischen Witten und Herdecke.