Bochum. Am Bochumer Hauptbahnhof wurde ein Pissoir geschlossen. Ärger gibt’s dennoch – wie auch über weitere Missstände, die Fahrgäste beklagen.
Den Mitarbeitern stinkt’s. „Wie würden Sie es finden, wenn es an Ihrem Arbeitsplatz nach Pisse riecht?“, fragt ein Beschäftigter eines Finanzdienstleisters an der Ferdinandstraße in einem Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Der Stein des Anstoßes: ein öffentliches Pissoir direkt unterhalb der Bürofenster im Obergeschoss. Und das ist nicht das einzige Ärgernis, das von WAZ-Lesern im und rund um den Bochumer Hauptbahnhof beklagt wird.
Der Buddenbergplatz soll sicherer und sauberer werden. Vor einem Jahr starteten Stadt, Polizei und weitere Akteure dafür eine Gemeinschaftsaktion. Eine Konsequenz: die Schließung des Pissoirs, das – so heißt es im Rathaus – allzu oft auch für das „große Geschäft“ genutzt wurde.
Angestellte: Es ist schlimmer als vorher
Inzwischen ist die Anlage geschlossen und eingezäunt. Wer muss, wird auf einem Transparent auf die Toiletten auf der oberen Platzebene verwiesen. Über dem Pissoir befinden sich Büros – u.a. die Räume des Finanzdienstleisters, dessen Mitarbeiter die Stadt seit Oktober um Abhilfe bittet. Bislang vergeblich. Eine „Schnapsidee“ sei es gewesen, das Pissoir vor Jahren überhaupt vor dem Bürogebäude zu errichten. Die Einzäunung habe nichts gebracht: Der Hinweis auf das Markt-WC, das nur bis 18 Uhr geöffnet ist, werde nicht wahrgenommen. „Die Klientel pinkelt jetzt links und rechts daneben.“ Entsprechend sei der Gestank: „Es ist schlimmer als vorher.“
„Der Protest ist verständlich“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage und verspricht: „Das soll kein Dauerzustand sein. Wir arbeiten an einer Lösung.“ Bis dahin werde der städtische Ordnungsdienst in dem Bereich weiterhin verstärkt Streife gehen, um Wildpinkler abzuschrecken bzw. zur Kasse zu bitten.
Aufzug war zehn Tage außer Betrieb
Dauerbrenner bei den Bahn-Kunden nebenan sind defekte Aufzüge. Erneut gibt es Beschwerden von WAZ-Lesern. Eine siebenköpfige Gruppe mit Schwerstbehinderten des Evangelischen Johanneswerkes wollte jetzt den Tierpark besuchen. Doch: Mit der Linie 302 im Hauptbahnhof angekommen, habe es keine Möglichkeit gegeben, das unterirdische Bahngleis zu verlassen: „Alle Aufzüge waren außer Betrieb. So begann unsere Odyssee durch Bochum“, schildert die Gruppenleiterin. Auch Nils Haiges berichtet von Beschwernissen für ÖPNV-Kunden. Mit seiner Frau und seiner eineinhalbjährigen Tochter besuchte er den Bochumer Weihnachtsmarkt. „Sowohl im Hauptbahnhof als auch am Rathaus streikten die Aufzüge. Und das mit Kinderwagen!“
Die Deutsche Bahn bestätigt: Der Aufzug zu Gleis 3/4 im Hauptbahnhof ist im November kurzfristig ausgefallen. „Die Lieferung der Ersatzteile hat sich leider verzögert, sodass der Aufzug etwa zehn Tage außer Betrieb war. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bitten wir unsere Fahrgäste um Entschuldigung“, so eine Bahnsprecherin.
Kritik an Taxifahrern vor dem Bahnhof
Und auch ein Taxi-Kunde erzählt von schlechten Erfahrungen am Hauptbahnhof. Der WAZ-Leser kann sich nach einem Sportunfall derzeit nur an Krücken fortbewegen. Nach seiner Ankunft aus Hamburg humpelte er abends zum Taxistand am Kurt-Schumacher-Platz. Vier Fahrer hätten die Tour abgelehnt, weil sie keine Kartenzahlung akzeptierten, so der Bochumer. „Der fünfte Fahrer fragte mich nach meinem Ziel und meinte dann, das lohne sich für ihn nicht. Irgendwann habe ich dann doch einen Fahrer gefunden. Der hat sich auch bitter über seine Kollegen (,Bahnhofsfahrer’) beschwert.“
Busbahnhof ist wieder vorzeigbar
Erfreulich ist die Entwicklung auf dem Busbahnhof. Schon kurz nach der Eröffnung Anfang 2018 waren die weißen Steinplatten komplett verdreckt. Fahrgäste beschwerten sich über die schäbigen Spuren von Schmutz und Unrat .
Inzwischen ist der 4,8 Millionen Euro teure Verkehrsknotenpunkt wieder vorzeigbar und wirkt deutlich sauberer. Denn die Stadt hat reagiert. Eine Fachfirma unterzieht den Busbahnhof zweimal im Monat einer Spezialreinigung. Zudem ist der USB hier täglich im Einsatz.
Auch rechtlich haben die Beschwerden Hand und Fuß. Ähnlich wie bei Bussen und Bahnen gilt bei Taxis eine Beförderungspflicht. Die Strecke spielt dabei keine Rolle. Der Fahrer darf einen Auftrag nur dann ablehnen, wenn der Fahrgast zur Gefahr im Auto werden könnte – etwa wegen übermäßigem Alkoholkonsum. Sonst droht ein Bußgeld und der Verlust der Zulassung.