Bochum. Seit 2015 steht das markante Verwaltungsgebäude im früheren Opel-Werk in Bochum leer. 2020 wird die denkmalgeschützte Immobilie wiedereröffnet.
Helm auf, Schutzweste an – und dann rein in ein Gebäude, das gerade einmal 50 Jahre alt ist und dennoch schon reichlich Geschichte geschrieben hat. Das 128 Meter lange Verwaltungsgebäude im früheren Opel-Werk in Bochum-Laer, seit 2014 unter Denkmalschutz, wird gerade aufwändig saniert. Nächstes Jahr wird es wieder eröffnet: als O-Werk.
Eine Baustelle ist es immer noch. Aber anders als in den vergangenen Jahren, als die Aufzüge stillgelegt, die Etagen kalt und überhaupt die sechs Geschosse mit ihren 12.000 Quadratmetern Bürofläche wie ausgeplündert wirkten, zieht allmählich wieder Leben ein. Dutzende von Handwerkern tummeln sich auf den Etagen: Sie ziehen Strippen, verlegten Leitungen, stellen Wände auf und erledigen überhaupt so ziemlich alles, was unter den Begriff „Innenausbau“ fällt. Das gilt auch für die Technik: IT, Lüftung, Heizung. Das ganze Programm. „Angesichts des straffen Zeitplans sind alle Gewerke vor Ort“, sagt Nadine Krotschek, technische Projektleiterin des Investors Landmarken AG.
Streiks bei Opel in Bochum
Der hat 2016 das Gebäude erstanden. Zuvor hatte Landmarken-Inhaber und -Geschäftsführer Norbert Hermanns das vor allem durch Fernsehübertragungen von Streiks bei Opel bundesweit bekannt gewordene Gebäude auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes entdeckt. „Da habe ich mir gedacht, daraus können wir etwas machen“, so Hermanns Anfang 2017.
Drei Jahre später ziehen wieder Beschäftigte ein. Schon im Frühjahr wird die Ruhr-Uni die untersten drei Etagen, von Untergeschoss bis zum ersten Obergeschoss, beziehen. Ein halbes Jahr später wird dann der Onlinehändler Babymarkt mit seiner Verwaltung aus Dortmund herüberziehen und die Geschosse zwei, drei und vier übernehmen. Längst ist das Gebäude mit dem historischen Touch vollvermietet.
Großes Interesse an Mark 51/7
„Wir hätten es auch dreimal vermieten können“, sagt Tobias Fuchs, bei Landmarken für die Vermietung in der Metropole Ruhr verantwortlich. Nicht zuletzt dieses große Interesse hat das Unternehmen aus Aachen dazu bewogen, in direkter Nachbarschaft eine weitere Fläche zu kaufen. Dort wird ein Innovationscenter mit bis zu fünf Gebäuden errichtet. Der Bauantrag soll im nächsten Jahr gestellt werden. Nach wie vor sei das Interesse an Mark 51/7 groß. Fuchs: „Wir führen weitere Verhandlungen. Und wenn Interessenten aktiv auf uns zukommen, dann sind es immer welche, die aus der IT-Sicherheitsbranche kommen und die unbedingt auf das Gelände des früheren Opel-Werks wollen.“
Dilemma des Denkmalschutzes
Denkmalgeschützt ist nicht nur das frühere Verwaltungsgebäude, sondern auch der Opel-Schriftzug. Er war auf dem Dach über der markanten Rotunde angebracht und ist mittlerweile im Werk Rüsselsheim eingelagert.
Nach Fertigstellung des O-Werks müsste der Opel-Schriftzug eigentlich wieder zurück nach Bochum. Dann stünde aber der Name „Opel“ auf einem Gebäude, in dem nicht mehr Opel ist. Ein Dilemma zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Kein Wunder: Dort hat sich bereits der Kern eines künftigen Zentrums für IT-Sicherheit etabliert, allen voran mit dem Bochumer Start-up Escrypt, das mittlerweile zum Bosch-Konzern gehört. „Es wird hier ein Forschungs- und Entwicklungszentrum mit bis zu 2000 Arbeitsplätzen entstehen“, sagt Christof Paar. Der Ruhr-Uni-Professor gehört zu den Mitgründern von Escrypt sowie von weiteren IT-Sicherheitsfirmen und ist einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Institus (MPI), das in den nächsten fünf Jahren auf Mark 51/7 entsteht. „Dass der Standort des MPI jetzt feststeht ist eine schöne Entwicklung für das gesamte Areal“, sagt Landmarken-Vermietungschef Fuchs. Und sicher auch gut für Landmarken.
Ruhr-Uni zieht im Frühjahr 2020 ein
Bevor es aber los geht mit dem „O-Werk II“, wie der Innovationscampus möglicherweise mal genannt wird, wird im O-Werk I schon gearbeitet. Die Ruhr-Uni will hier mit 21 Millionen Euro Fördermitteln des Landes moderne Werkstätten für Gründer errichten. Und wenn der Babymarkt folgt, werden gemeinsam mit den Beschäftigten des Megapaketzentrums von DHL in direkter Nachbarschaft weit mehr als 1000 Beschäftigte arbeiten.
Damit sie und auch künftige Mitarbeiter sich keine Sorgen über die Betreuung ihre Kinder machen müssen, will Landmarken eine Kita bauen. Bis zu sechs Gruppen, so Nadine Krotscheck, können in dem zweistöckigen Pavillon mit einer Fläche von insgesamt 1200 Quadratmetern untergebracht werden. Stehen soll die Kita südlich vor dem O-Werk. Ebenfalls vor dem modernisierten historischen Bürogebäude (nördlich) ist ein einstöckiger Pavillon mit einer Fläche von 600 Quadratmetern für gastronomische Angebote geplant. Die unterschiedlichen Gebäudehöhen gleichen das Gefälle des Geländes aus, so dass die Gebäude optisch auf einer Höhe enden.