Bochum. Der neuer Besitzer der denkmalgeschützten Opel-Verwaltung rechnet mit einer Investition von 15 bis 20 Millionen Euro. Er führt bereits Gespräche.
- Alles muss weg auf dem Gelände des früheren Opel-Werks – die Verwaltung allerdings bleibt stehen
- Der neue Eigentümer Landmarken AG sieht Entwicklungschancen für die in die Jahre gekommene Immobilie
- Die Frage ist, ob es ein Konzept für die Immobilie gibt, das sich rechnet
Aus alt mach neu. Damit kennen sie sich aus bei der Landmarken AG. Eines der jüngsten Vorhaben des Projektentwicklers aus Aachen ist das frühere Verwaltungsgebäude im Opel-Werk I in Laer. Vor vier Monaten haben es die Aachener von der Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive 2022 erworben. Sie wollen daraus ein Innovation-Center machen, das „O-Werk“, so der Arbeitstitel, in dem öffentliche Forschung und private Wirtschaft Tür an Tür und womöglich Hand in Hand arbeiten.
Noch im Dornröschenschlaf
Ein ehrgeiziges Ziel, zumal das unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit seiner Fläche von 23 000 Quadratmetern seit gut zwei Jahren im Dornröschenschlaf ist. Hin und wieder gibt es an der historischen Stätte eine Pressekonferenz. Ansonsten aber ist die Heizung aus oder auf Minimalbetrieb gestellt, sind die Fenster zu und alle fünf Etagen verwaist. Es riecht ein wenig muffig auf den langen Fluren. Aber das soll sich ändern.
Und es wird sich ändern, wenn es nach Norbert Hermanns geht. „Ich bin guter Dinge“, sagt der 56-jährige Gründer und Geschäftsführer der Landmarken AG, deren jüngste Errungenschaft dem Firmennamen alle Ehre macht. Wie eine stolze, wenn auch ein wenig angegraute Landmarke steht das Verwaltungsgebäude, bei Opel mit der Gebäudekodierung D I versehen, unübersehbar in der Landschaft, seit die Produktionshallen dahinter abgerissen sind. Ein Hingucker.
Immobilienmesse in Cannes weckte das Interesse
Den Norbert Hermanns gleich erahnt hat, als er bei der Immobilienmesse Mipim im französischen Cannes am Stand der NRW-Städte Fotos vom Gebäude gesehen hat. „Da habe ich mir gedacht, daraus können wir etwas machen.“ Mittlerweile liegt eine Studie eines Düsseldorfer Architektenbüros vor, die offenbar zum gleichen Ergebnis kommt. 15 bis 20 Millionen Euro, inklusive Kaufpreis, würden die Aachener in das Projekt stecken – wenn es sich rechnet.
Hand angelegt an dem Industriebau der 1960er Jahre wird zwar noch nicht, zumindest nicht solange drumherum die Abriss- und Bodensanierungsarbeiten noch im Gange sind. Aber Gedanken über den richtigen Branchen-Mix macht sich der Eigentümer längst. „Wir führen auch schon Gespräche, es gibt ein Dutzend Interessenten“, so Hermanns. Jetzt komme es darauf an, ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten.
Das historische Erbe sieht er dabei eher als Vorteil denn als Hindernis: „Ich habe mich gewundert, dass Opel in Bochum mit so einer negativen Konnotation dargestellt wird. Man kann die ganze Geschichte auch positiv beschreiben. Es gingen viele Innovationen von Bochum aus. Viele Menschen haben bei Opel Arbeit gefunden, das Unternehmen hat Bochum mitgeprägt.“ Daran lasse sich anknüpfen. Zumal: „Wir sind Spezialisten für besondere Projekte“ – und demzufolge für Herausforderungen.
Belastbare Konstruktion
Architektonisch biete das D I mit der markanten Glasrotunde als Eingang alle Möglichkeiten. Vier Meter hohe Decken, 18 Meter Breite, eine belastbare Konstruktion. Darauf lasse sich aufbauen, neben Forschungs- und Büroarbeitsplätzen ließe dies auch Fertigungsbereiche zu.
Die Gebäudehülle soll zwar gesäubert werden. Außerdem sollen in Absprache mit dem Denkmalschutz neue Fenster „mit historischem Profil“ eingesetzt werden; ansonsten aber würde die äußere Anmutung erhalten bleiben. Modernität soll vor allem der Innenausbau vermitteln. Werkstätten, Hörsäle, Labore, Büros, Gastronomie, Kita, ja selbst Flächen für die Nahversorgung und ein Dachgarten für Urban Farming hält Norbert Hermanns für möglich.
Und sollte es nicht gelingen, die Idee vom Innovation Center umzusetzen, zieht Plan B. Beide Vertragsparteien, so der Landmarken-Chef, haben ein Rücktrittsrecht.
>> DENKMALSCHUTZ UND FOLGENUTZUNG
- In Absprache mit der Denkmalpflege hat sich die Bochum Perspektive als Eigentümer der früheren Opel-Fläche im Jahr 2015 dazu verpflichtet, bis 2018 für vorläufig unter Denkmalschutz stehende Verwaltungsgebäude D1 eine Folgenutzung zu finden.
- Dann werde sie prüfen, ob eine dauerhafte Erhaltung des Gebäude unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten möglich ist sei, heißt es. Sollte dies nicht der Fall sein, werde sie „einen Antrag auf Abbruch des Verwaltungsgebäudes stellen“.