Bochum. Das Bochumer Museum unter Tage zeigt die Ausstellung „Farbanstöße“. Sie bietet einen sehr ansprechenden Zugang zur zeitgenössischen Kunst.

Die Ausstellung „Farbanstöße. Farbe in der neueren Kunst“ bietet im Museum unter Tage in Bochum einen sehr ansprechenden Zugang zur zeitgenössischen Kunst.

Im Bochumer Museum unter Tage

Farbe ist zentral in der Kunst. Die Gestaltung von Bildern und Gemälden mittels Farben und Farbabstufungen sind die Voraussetzung zur Abbildung von Wirklichkeit. Aber ist damit wirklich schon alles gesagt? Oder hat die Farbe einen Eigenwert und ein „Leben“ auch jenseits des Dargestellten? Fragen wie diesen geht die aktuelle Ausstellung „Farbanstöße. Farbe in der neueren Kunst“ im Museum unter Tage nach. Und das auf sehr ansprechende Art.

Öffnungszeiten und Preise

„Farbanstöße. Farbe in der neueren Kunst“, bis 19. April 2020, im Museum unter Tage, Nevelstraße 29 c (im Parkgelände von Haus Weitmar).

Eintrittspreis: 5/erm. 3 Euro. Öffnungszeiten: Mi.-Fr. 14-18 Uhr, Sa., So. + Feiertags 12-18 Uhr. Führungen nach Vereinbarung. Kontakt: 0234/32 28 523.

Man muss nicht kunstwissenschaftlich gebildet sein, um sich auf diese abwechslungsreiche Schau einlassen zu können. Die Farbe wirkt unmittelbar, kein Mensch kann sich ihres Einflusses und ihrer Be-Einflussung entziehen.

Wechselausstellung im Museum unter Tage

Genau damit spielt die Schau, die sich als Wechselausstellung in der ständigen Sammlung des Museums unter Tage präsentiert. Sie versammelt Kunstwerke von Rang, die Liste der Künstler ist voll mit Namen von Hochkarätern, von Josef Albers und Dan Flavin über Lucio Fontana und Günter Fruhtrunk bis zu Kuno Gonschior und Gotthard Graubner.

Unüberschaubare Formulierungen

„Für die bildende Kunst ist Farbe seit jeher ein essenzielles, durch nichts anderes zu ersetzendes Ausdrucksmittel“, weiß Kuratorin Maria Spiegel. Tatsächlich löst Farbe in unüberschaubaren Formulierungen immer wieder überraschende Seh- und Denkanstöße beim Betrachter der Bilder, Collagen und Assemblages aus.

Auch das Gemälde „Obstgarten“ von Cuno Amiet (1930) zeigt die Ausstellung.
Auch das Gemälde „Obstgarten“ von Cuno Amiet (1930) zeigt die Ausstellung. © Stiftung Situation Kunst

Das war in der Genremalerei der frühen Neuzeit so, und auch bei den Impressionisten und Expressionisten.

Farbe wird selbstständig

Gerade hier, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, begann der Siegeszug der Farbe als eigenständiges Ausdrucksmittel. Dieser Gestus strahlt bis in die neuere Kunst aus. „Farbe im historischen Wandel, Farbe und Form im Raum, Farbe in Bewegung – das Interesse der Ausstellung gilt dem, was über die unmittelbare Erfahrung hinausweist“, sagt Spiegel.

Von Frank Stella bis Erich Reusch

Man könnte es auch so formulieren, dass über den Weg gezielter Irritationen neue Sichtweisen eröffnet werden. Denn „gängige“ künstlerische Formulierungen sind höchsten am Anfang der Ausstellung zu konstatieren, anhand von Werken von Slevogt oder Heckel. Je weiter man in den Räumen vordringt, desto freier werden die Sicht und die Ausdrucksmittel.

Man stößt auf Farbfeldmalerei von Frank Stella ebenso wie auf eine knallige Rauminstallation von Erich Reusch. Man findet eine rot blitzende Lichtinstallation von Francois Morellet neben einer frühen, minimalistischen Film-/Videoarbeit von Richard Serra.

„Farbanstöße“ im Gespräch

Immer geht es um die Umdeutung, jener der Wirklichkeit, jener der medialen Wahrnehmung. Oder eben um die Umdeutung des Phänomens „Farbigkeit“ selbst.

Ausstellung, Katalog und Begleitprogramm verstehen sich nicht als erschöpfender „Überblick zur Entwicklung der Farbe in der neueren Kunst“, sondern vor allem auch als Anstoß, Farbe – und uns selbst – einmal anders zu sehen. Ein starker Ansatz!

Vortrag am Sonntag, 8. Dezember

So am Sonntag, 8. Dezember, wenn um 11 Uhr Alexander Engel (Universität Basel) im Museum unter Tage zu Gast ist. Er spricht unter dem Motto „Jede Farbe hat ihren Preis“ über die Sozioökonomie der Farbstoffe vom Kolonialkapitalismus bis zur Industriemoderne.