Bochum. Künstlerin Evelina Cajacob gibt im Kunstmuseum einen Überblick über ihr Schaffen. Vor allem die filigranen Zeichnungen wissen zu verblüffen.

Mit einer ebenso zarten wie zauberhaften Ausstellung beschließt das Kunstmuseum Bochum das ausgehende Jahr. In „Tanzen anders“ zeigt die Schweizer Künstlerin Evelina Cajacob eine Reihe ihrer Werke aus zwei Jahrzehnten, darunter großformatige Zeichnungen, raumplastische Arbeiten und einige verblüffende Videos, die staunen und entzücken lassen. Wer das ganze Jahr nicht im Museum war: Diese formidable Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen.

Evelina Cajacob (*1961) ist in Bochum keine Unbekannte. Bereits mehrfach wurde ihre Arbeiten in der Galerie m im Schlosspark gezeigt. Die Ausstellung im Kunstmuseum ist jetzt der erste große Überblick über ihr künstlerisches Schaffen, den Cajacob eigens für diese Räume zusammengestellt hat. Und das fiel ihr zunächst nicht ganz leicht, erzählt sie. Es habe mehrere Besuche gebraucht, bis sie ein Konzept für ihre Ausstellung im Kopf hatte.

Ausstellung wird am Samstag eröffnet

Die Ausstellung „Tanzen anders“ von Evelina Cajacob wird am Samstag, 30. November, 17 Uhr, im Kunstmuseum (Kortumstraße 147) eröffnet. Es spricht Stephan Kunz, Co-Direktor des Kunstmuseums Chur. Die Künstlerin ist anwesend.

Zu sehen bis 23. Februar: Di. bis So. von 10 bis 17 Uhr, Mi. von 10 bis 20 Uhr. Zur Ausstellung erscheint voraussichtlich im Januar ein Katalog. Ein Künstlergespräch ist in Planung.

Künstlerin interessiert das Zusammenspiel mit der Natur

Größtes Hindernis: Anders als in den meisten Museen üblich besitzen die Räume im Erdgeschoss große Fensterfronten mit Blick hinaus ins verwilderte Grün. Während andere Künstler die Fenster gerne mit Wänden zustellen, um eine geschlossene Umgebung zu schaffen, nutzt Cajacob diese offene Struktur geschickt, um ihren Arbeiten einen leicht, luftigen und überaus hellen Anstrich zu geben. „Genau das Zusammenspiel mit der Natur interessierte mich sehr“, erzählt sie.

Cajacob stammt aus einem kleinen Ort in Graubünden in der Schweiz. Aus dieser scheinbaren Idylle auszubrechen, war früh ihr Ziel. Sie studierte in Barcelona und arbeitet seit 1988 als freischaffende Künstlerin. Die gefeierte Ausstellung „Hinter dem Vorhang“ 2016 im Kunstpalast Düsseldorf bereicherte sie mit einem eigenen Themenraum. „Es ist schwierig, genügend Arbeiten von ihr für eine Ausstellung zusammen zu bekommen, bevor diese schon wieder verkauft sind“, sagt Susanne Breidenbach von der Galerie m.

Die Schweizer Künstlerin Evelina Cajacob zeigt ihre Arbeiten im Kunstmuseum.
Die Schweizer Künstlerin Evelina Cajacob zeigt ihre Arbeiten im Kunstmuseum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Ausstellungsräume heißen „Melancholie“ und „Mein Garten“

Ihre neue Ausstellung, die im Frühjahr auch im schweizerischen Chur zu sehen sein wird, besteht aus mehreren Räumen, denen Cajacob unterschiedliche Titel gibt: „Melancholie“ und „Mein Garten“ heißen sie. Zunächst besonders ins Auge fallen ihre großformatigen Zeichnungen, die aus der Ferne wie wehende Vorhänge aussehen.

Wer sie näher betrachtet, entdeckt zigtausende exakt geschwungene Linien, die die Künstlern mit bewundernswerter Feinheit und Akribie mit Buntstiften zu Papier gebracht hat. „Das ist für mich fast meditatives Arbeiten“, sagt sie. Etwa ein bis zwei Wochen benötigt sie für eines dieser Bilder. Zwei großformatige Wandarbeiten entstanden direkt vor Ort.

Video zeigt das zauberhafte Falten von Trockentüchern

Videos zählen zu Cajacobs neueren Beschäftigungen – und sie spielt geschickt mit diesem Medium. Eines zeigt die Hände ihrer Tochter, ihrer Mutter und ihre eigenen, die in Endlosschleife damit beschäftigt sind, Trockentücher zu falten. Doch der Stapel an Tüchern, der unter der Projektion liegt, will einfach nicht kleiner werden.

Schwerelosigkeit und ein schönes Gefühl von Leere prägen ihre Werkschau: „Es braucht Zeit für diese Ausstellung“, sagt Museumsleiter Hans Günter Golinski. „Aber wer sich drauf einlässt, kommt im Idealfall selbst zur Ruhe und erfährt auch viel über die Künstlerin selber.“