Bochum-Wiemelhausen. Fahrkarte und Liftboy: Zu Einweihung des neuen Aufzugs im St.-Johannes-Stift wird die Fahrt in die fünfte Etage für die Bewohner zum Erlebnis.

Ursula Bilski überreicht dem Mann im Liftboy-Kostüm ihre Fahrkarte, lautlos öffnen sich die silbernen Türen des Fahrstuhls, einen Augenblick später ist die alte Dame schon in der fünften Etage. Sie tritt aus dem Aufzug heraus und verlässt ihn durch ein Portal aus Tannenzweigen. „Super, und so schön leise“, freut sich die Bewohnerin mit einem breiten Grinsen. Unwahrscheinlich, dass die Aufzugfahrt künftig für solch große Freude sorgt, schnell kehrt vermutlich Routine ein. Zur Einweihung jetzt wollte man das neuste Projekt im Pflegeheim St.-Johannes-Stift aber gebührend feiern.

„Wir haben seit 2011 dafür gespart“, sagt die Ehrenvorsitzende des Fördervereins, Karin Kuhl, und berichtet von zahlreichen Gesprächen, die für die Überzeugungsarbeit notwendig waren. „Ganz einfach dranbleiben“, wie Kuhl es selbst nennt, führte 2015 schließlich zu einer Machbarkeitsstudie und nun zum Bau. „Die Rollstühle haben nach der Messe stets für Stau gesorgt. Das war einer der Gründe, warum der zusätzliche Aufzug wirklich notwendig ist“, sagte Kuhl vor dutzenden Pflegekräften, Bewohnern und Führungskräften. Solch großen Andrang gibt es vor dem Aufzug nun hoffentlich zum letzten Mal, denn genau dem soll der Aufzug vorbeugen.

Kosten in Höhe von 385.000 Euro

„Es ist der dritte Aufzug im Haus, wir haben ihn von außen anbauen lassen“, erklärte Ludwig Mauer vom Vorstand des St.-Johannes-Stifts. 385.000 Euro hat das gekostet, allein 300.000 Euro davon konnte der Förderverein durch Mitgliedsbeiträge, Feste und Einzelspenden beisteuern.

„Das wird in der täglichen Arbeit sicher entlastend sein“, sagte Pflegekraft Petra Wiskandt. Engpässe habe es auch bei Fahrten zum Café im Erdgeschoss gegeben, ebenso bei Notarztbesuchen. „Dann mussten wir den Aufzug nämlich frei halten und konnten die fünfte Etage nur noch über Treppen erreichen“, so Wiskandt. Für die Mitarbeiter bedeutete das unter anderem das ständige Schleppen von Speisen.

Hoffentlich zum letzten Mal: Großer Andrang im und vor dem neuen Fahrstuhl. Karin Kuhl (l.) und Ludwig Mauer (r.) nahmen den neuen in Betrieb. Foto:
Hoffentlich zum letzten Mal: Großer Andrang im und vor dem neuen Fahrstuhl. Karin Kuhl (l.) und Ludwig Mauer (r.) nahmen den neuen in Betrieb. Foto: © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Der Förderverein – die gute Seele des Hauses – hat uns einen Wunsch erfüllt, der seit vielen Jahren besteht. Das bewegt im doppelten Sinne Menschen“, lobte Klaus Rohde, Vorstandsvorsitzender des St.-Johannes-Stift e.V. Zu den bisherigen Projekten, die der Vorstand seit 1994 initiiert, gehörte beispielsweise auch ein eigener Hausbus sowie die „Winterreise“ - literarisch-musikalische Abende zur Winterzeit.

Weiterer Umbau bis 2021

Mit dem Aufzug macht der ehemalige Förderverein dem St.-Johannes-Stift ein letztes Geschenk und besiegelt damit auch das Ende seiner Amtszeit. 2018 trat der damalige Vorstand nach Uneinigkeiten über weitere geplante Baumaßnahmen zurück. Der Um- und Anbau des Seniorenheims, mit dem die gesetzlich vorgeschriebenen 80 Prozent an Einzelzimmern erreicht werden sollen, macht die großteilige Zerstörung der Brücke notwendig, die in den Park führt. Diese hatte der Förderverein 2002 aus Spendengeldern finanziert.

„Die Umbauarbeiten sind in vollem Gange, neben dem Aufzug sind schon drei Einzelzimmer und eine gute Stube für den Sozialen Dienst fertig“, sagte Heimleiter und Geschäftsführer Wilhelm Schulte über den aktuellen Stand. „Nun startet der Bau des Bettentraktes im Hinterhof, dort entstehen 16 Einzelzimmer“, so Schulte weiter. Im Frühjahr 2021 soll alles fertig sein.