Bochum. Auch in diesem Jahr fiel erneut zu wenig Regen – in Bochum sogar noch weniger als im Mittel der Region.
Zum elften Mal in Folge verzeichnet das Einzugsgebiet der Ruhr weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel. Auch in Bochum war es 2019 wieder trockener. Und heiß. Am 25. Juni verzeichneten die Stadtwerke sogar einen Rekord bei der Trinkwasserabgabe.
97 Millionen Liter flossen allein an diesem Tag durch die Leitungen der Bochumer Haushalte. „Das war der höchstes Tagesabsatz seit 2010“, sagt Stadtwerke-Sprecher Christian Seger. Kein Wunder: „An dem Tag gab es auch in Bochum das erste Mal seit Beginn der Messungen 40 Grad Celsius oder etwas mehr“, sagt der Bochumer Meteorologe Fabian Ruhnau von „Kachelmannwetter“. Die Folgen der Hitze sind an vielen Stellen zu spüren.
Nachfrage nach Wasser rückläufig
In Sachen Wasserverbrauch gibt es einen langfristigen Trend. Demnach mehren sich die Tage mit Spitzenbedarfen nach Wasser, so Stadtwerke-Sprecher Seger. „Insgesamt aber ist die Nachfrage rückläufig.“ So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 22,2 Milliarden Liter verbraucht. Fünf Jahre zuvor waren es noch 24,7 Milliarden Liter.
Derweil geht die Niederschlagsmenge in der gesamten Region weiter zurück. Der Ruhrverband hat für das „Abflussjahr 2019", das mit dem sogenannten Wasserwirtschafts-Silvester am 31. Oktober endet, im gesamten Einzugsgebiet der Ruhr einen Gebietsniederschlag von 981 Millimetern ausgemacht – 70 Millimeter oder sieben Prozent weniger als 2018. Das Ruhreinzugsgebiet hat damit zum elften Mal in Folge weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel verzeichnet.
Trockenster Sommer seit 1927
Besonders trocken war es demnach vor allem von Juni bis August, als nur halb so viel Niederschlag wie sonst üblich vom Himmel fiel. Der Deutsche Wetterdienst verzeichnete an seiner Wetterstation in Essen-Bredeney, die auch aussagefähige Daten für Bochum liefert, zwischen April und August Regenmengen deutlich unter dem Mittelwert. Die Niederschlagsmenge von November 2018 bis Ende Oktober 2019 lag mit 874,2 Millimetern sogar noch unter dem Durchschnitt des gesamten Einzugsbereichs des Ruhrverbandes. „2019 war der trockenste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn 1927“, heißt es beim Verband.
Dabei war schon das Jahr davor ein ziemlich trockenes. Auch und gerade in Bochum. An der von den Klimatologen der Ruhr-Uni betriebenen Rudolf-Geiger-Freilandklimastation (RGS) „Auf dem Kalwes“ etwa wurde 2018 nur eines Jahresniederschlagsmenge von 587,1 Litern gemessen. Das waren 600 Liter weniger als 1998 (1187,0 Liter), dem Höchstwert seit der 1991 begonnenen Messung an diesem Punkt. Allerdings: Es gibt auch Tage mit besonders großen Regenmengen. Spitzenreiter in diesem Jahr ist der 27. Juli, als binnen zwei Stunden 53,8 Liter je Quadratmeter fielen.
Wärmer als in den Vorjahren
Das Jahr war nicht nur trockener als das langjährige Mittel, es war auch um 1,2 Grad über dem Vergleichswert der Zeitreihe 1981 bis 2010. Nur 2017 sei es noch wärmer gewesen. „Die fünf wärmsten Abflussjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 hat es in den letzten 15 Jahren gegeben“, heißt es beim Ruhrverband.
Wärme und Trockenheit führen nach Auskunft der Stadtwerke Bochum zwar nicht zu einem unmittelbaren Trinkwasserengpass. Die Talsperren der Ruhrverbandes im Sauerland, aus denen das Wasser über die Ruhr nach Bochum gelangt, waren zu Spitzenzeiten aber zu mehr als der Hälfte leer. Anfang 2018, zu Beginn des Abflussjahres 2019, lag der Füllstand aller Talsperren bei 42 Prozent. Einen so niedrigen Füllstand hatte es zuletzt vor mehr als 40 Jahren zu einem Dezemberanfang gegeben.