Bochum. Gaby Schäfer ist ein Bochumer SPD-Urgestein. Seit 25 Jahren amtiert sie als Bürgermeisterin. Da gibt es viel zu erzählen.

25 Jahre Bürgermeisterin - das klingt nicht nur rekordverdächtig, das ist es auch. Aber das zeichnet Gabriela Schäfer ja gerade aus, dass sie es nicht auf Rekorde anlegt und deshalb über ihr politisches Silberjubiläum kein Aufhebens macht. Sie macht einfach weiter ihre Arbeit, und gut is’!

Dass sie tatsächlich die am längsten amtierende Bürgermeisterin in der jüngeren Geschichte Bochums ist, macht sie aus einem anderen Grund stolz: „Ich konnte immer für die Menschen da sein“, sagt sie. So ist sie, „unsere Gaby“. So nennen sie viele in Bochum. Weil sie eine Politikerin ist, die über Parteigrenzen hinweg mit ihrer zupackenden Herzlichkeit punktet.

Zur Person

Gabriela Schäfer wurde am 4. Januar 1952 geboren, sie lebt seit 1974 in Querenburg. Seit 30 Jahren ist sie die Stimme dieses Stadtteils im Rat der Stadt Bochum, vom 3. November 1994 an als 1. Bürgermeisterin.

Schäfer ist mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer verheiratet. Zur Familie gehören Sohn, Schwiegertochter und zwei Enkel sowie der Labrador Bobo. Ehrenamtlich engagiert Gaby Schäfer sich als Vorsitzende des Stadtsportbundes und des Kreispolizeibeirates.

Als Bürgermeisterin ist Schäfer im SPD-Fraktionsvorstands und Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss (Stellvertretende Vorsitzende) sowie im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales (Sprecherin).

Das hat damit zu tun, dass Gabriela Schäfer sich auf ihrem Lauf weniger parteipolitisch, vielmehr gesellschaftspolitisch engagierte. „Ich wollte in die Stadt hinein wirken“, sagt die 67-Jährige, die zwar eingesessene Querenburgerin, aber kein gebürtiges Bochumer Mädchen ist. Vielmehr stammt sie aus Rheinland-Pfalz, ihr Geburtsort ist Bad Hönningen bei Neuwied.

Gebürtig aus Rheinland-Pfalz

Nie gehört? Doch! „Wenn ich bei Vereinen zu Ehrungen oder Glückwünschen bin, höre ich oft: Ja, Bad Hönningen! Da waren wir doch vor kurzem auf Vereinsfahrt“, schmunzelt Gaby Schäfer.

Ihre Herkunft kann sie, obwohl mit Mann, Sohn und Hund seit 1974 in Bochum heimisch, nie so ganz verleugnen. Dass die Bürgermeisterin Schäfer sehr gerne im Bochumer Karneval repräsentiert, das weiß inzwischen jeder. „Da kommt das närrische Gen meiner Herkunft vom Mittelrhein durch“, sagt sie.

Parteieintritt mit 13 Jahren

Gaby Schäfer ist ein SPD-Urgestein, mit 13 trat sie in die Partei ein. „Ich komme aus einer diskussionsfreudigen Familie“, sagt sie. Später habe sie als junge Frau in der Politik eine Herausforderung gesucht. Als richtig erkannte Veränderungen voranzubringen, das hat sie angetrieben. Frauenpolitik, Gleichberechtigung und soziale Verantwortung nennt Schäfer als Eckpunkte ihrer Arbeit. Es sind bleibende Ansätze, die sie immer auch gegen Kritik verteidigt hat.

1984 wurde sie erstmals in den Bochumer Rat gewählt, fünf Jahre später war sie in den Fraktionsvorstand aufgerückt. Es waren die Jahre von „Heinz & Heinz“: OB Heinz Eikelbeck und Fraktionsvorsitzender Heinz Hossiep führten die Bochumer Rats-SPD mit harter Hand; für die aufstrebende Lokalpolitikerin Schäfer gab es Reibungspunkte genug mit den Altvorderen. Angeblich wollte Heinz Hossiep sie, „diese streitlustige Person“, anfangs gar nicht in der Fraktion haben.

Gleichstellungsbeauftragte in GE

Für Gaby Schäfer spielte indes, wie gesagt, die Parteiarbeit nicht die entscheidende Rolle. Die Verwaltungsfachfrau stand als Gleichstellungsbeauftragte 33 lange Berufsjahre in Gelsenkirchen in Lohn und Brot, und als sie 1994 für das Bürgermeisteramt in Bochum kandidierte, da war es ein besonderer Antrieb, der sie dazu trieb: „Ich habe ein Grundgespür für Menschen und Worte“, sagt Gaby Schäfer, „und ich kann gut auf Leute zugehen.“

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Letzteres kam dann ganz automatisch, denn als Bürgermeisterin hat man zwar wenig politischen Gestaltungsspielraum, aber dafür ganz viele Repräsentationsaufgaben. Sie eröffnete Schäfer alle Facetten der kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt, die Bochum nun mal zu bieten hat. Sie repräsentierte beim karnevalistischen Festausschusses ebenso wie bei der Einweihung des Stelenwegs zur Jüdischen Geschichte, sie nimmt politische Mandate in Ausschüssen wahr und ist kommunale Gewährsfrau für den Stadtsportbund.

Ganz jeck beim Karneval des Theatervereins Preziosa im Saalbau Spitz in Stiepel.
Ganz jeck beim Karneval des Theatervereins Preziosa im Saalbau Spitz in Stiepel. © Gero Helm / FUNKE Foto Services | Gero Helm

Sie hielt die Begrüßungsansprache an der Hochschule für Gesundheit und weihte den Schießstand des BSV Stiepel ein.

Überall gern gesehen

Sie war im Altenzentrum Rosenberg ebenso zu Gast wie beim Jugendaustausch der Partnerstadt Donezk. Manchmal bleibt sie vor den Terminen noch einen Augenblick im Dienstwagen sitzen, um schnell noch eine zu schmöken, bevor es losgeht Schäfer ist bekennende Kettenraucherin, und es kommt immer mal wieder vor, dass eine Sitzung im Rathaus auf ihre Bitte hin unterbrochen wird – Zigarettenpause, bitte!

Frauenpolitik als Schwerpunkt

Wie viele Bundesverdienstkreuze sie in 25 Jahren verliehen hat, weiß Gaby Schäfer nicht mehr. Aber an ihren ersten öffentlichen Termin kann sie sich gut erinnern: „Ich hielt das Grußwort für die erste weibliche Professur an der Ruhr-Uni.“ Da fielen Frauenpolitik und Amt endlich mal in eins.

Gaby ganz offiziell: 2018 verlieh Bürgermeisterin Schäfer im Auftrag des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz an den langjährigen Universitätsmusikdirektor Hans-Rudolf Jaskulsky.  
Gaby ganz offiziell: 2018 verlieh Bürgermeisterin Schäfer im Auftrag des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz an den langjährigen Universitätsmusikdirektor Hans-Rudolf Jaskulsky.   © Stadt Bochum | André Grabowski

Es kommt ihr vor, als wäre das letzte Vierteljahrhundert nur ein Wimpernschlag in ihrem Leben, wenn auch einer, der sich immer wieder und immer noch wiederholt. Denn aufgeben möchte Gaby Schäfer ihr Amt noch nicht. „Ich bin jetzt in der 5. Wahlperiode Bürgermeisterin und würde auch eine sechste anhängen“, sagt sie selbstbewusst.

Nächstes Jahr tritt sie nochmal an

„Vorausgesetzt, ich werde bei der Kommunalwahl 2020 wiedergewählt“, schiebt sie hinterher und grinst verschmitzt. Denn dass es dazu kommen wird, darauf kann man wetten. Bislang hat sie ihr SPD-Direktmandat in Querenburg noch jedes Mal sicher gewonnen.