Gelsenkirchen. Gaby Schäfer verabschiedete sich am Freitag nach 33 Jahren in den Ruhestand. Die Bochumerin übernahm 1984 die Arbeit im Frauenbüro.
- Gelsenkirchen war 1984 die zweite Stadt in NRW, die ein Frauenbüro in der Verwaltung einrichtete
- Gaby Schäfer aus Bochum bewarb sich und blieb der Stadt als Gleichstellungsbeauftragte 33 Jahre treu
- Am Freitag feierte sie Abschied von Freundinnen, Wegbegleiterinnen, Arbeitskolleginnen und -kollegen
Ausgerechnet ein Mann – nämlich ihr eigener – hatte Gaby Schäfer 1984 davon überzeugt, sich auf diese neue Stelle in Gelsenkirchen zu bewerben. Also kehrte sie dem Amt als Personalrätin in Bochum den Rücken, um sich einer Pionierarbeit zuzuwenden: dem Frauenbüro der Stadt Gelsenkirchen und damit nach Köln erst dem zweiten in ganz Nordrhein-Westfalen. Am Freitag verabschiedete sich Gaby Schäfer nach 33 Jahren im Stadtbauraum. Und setzte auch bei dieser Gelegenheit noch einmal ein deutliches Zeichen: Frauen dominierten eindeutig die Gästeliste.
Eigentlich wollte sie sich „wegschleichen“
Dabei, sagte die Neu-Pensionärin, habe sie zunächst überlegt, sich einfach wegzuschleichen. „Ich stelle lieber Frauen in den Mittelpunkt als mich selbst.“ Sie entschied sich anders. Gut so, denn sonst wäre der frauenbewegten Bochumerin etwas Wichtiges entgangen: nämlich eine rückblickende Würdigung ihrer Arbeit mit augenzwinkernden, anerkennenden, bewegten und aufrichtig herzlichen Zwischentönen.
„Respekt, vier Oberbürgermeister und zwei Stadtdirektoren, das muss dir erst mal einer nachmachen. Und mit mir 13 Jahre, das ist auch eine Leistung,“ sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski in seiner Abschiedsrede. Als es dafür Beifall gab, klatschte auch Schäfers herziger Enkel Emil mit staatstragender Miene, während Bruder Paul seine Spielzeugautos sortierte.
Ein Drittel Jahrhundert in Gelsenkirchen
In Schäfers 33 Dienstjahren, „einem Drittel Jahrhundert“, sei etwas passiert, so Baranowski, „in der Stadtverwaltung, in unserer Stadt, in der gesamten Gesellschaft. Nur war das, was passiert ist, keine Revolution, kein Umsturz von einem auf den anderen Tag. Kein Sturm der Bastille, auch wenn wir heute den 14. Juli schreiben und sich das schon deshalb eigentlich schön fügen würden.“
Es habe Zeit und Beharrlichkeit erfordert, „es waren die Mühen der Ebenen, die Arbeit im Alltag, die den Wandel herbeigeführt haben“. Die Verwaltung habe ihre Stärken und Schwächen, räumte „der Chef“ ein. Zu den Stärken gehöre, „bereits bestehende Routinen zu pflegen“. Mit Gaby Schäfer und dem Frauenbüro, später mit der Gleichstellungsstelle, habe sich die Richtung des Verwaltungshandelns aber ein gutes Stück geändert. Baranowski rief Schlaglichter wie die Dienstanweisung zur Frauenförderung von 1991 und den Frauenförderplan, der den Anteil der weiblichen Führungskräfte in der Kernverwaltung von 2000 bis heute verdoppelt habe, in Erinnerung.
Eine Meisterin des Organisierens
Personalratsvorsitzende Petra Stryewski brachte das Ausscheiden von Gaby Schäfer so auf den Punkt: „Du wirst fehlen!“ Susanne Fischer sagte für die „Mädels“ im Frauenbüro, Schäfer sei eine „politisch in großen Zusammenhängen denkende Frau und eine Meisterin des Organisierens bei gleichzeitiger Gelassenheit“. Die Gruppe Blasfemin gestaltete den musikalischen Rahmen – Schäfer hat die Musikerinnen vor 33 Jahren als Schülerinnen kennen gelernt. Und dann gab’s statt leisem Servus das „Märchen von der mutigen Gabriele“, erzählt von Schäfers Kolleginnen. Es handelt von dunklen Gestalten, VV, OB und dem Geheimnis des LGG... Herrlich!