Bochum. Rund 20 Fahrradfahrer der Initiative „Radwende“ sind über die gesamte Wittener Straße gefahren. Sie wollen auf Probleme dort aufmerksam machen.
Auf der Wittener Straße ist kaum Raum für Fahrradfahrer. Sogar bei Neubauten wird nicht an Radwege gedacht: Das ärgert die Initiative „Radwende“, die seit Anfang 2019 mehrere Aktionen gestartet hat, weil sie sich mit den Bedingungen in Bochum nicht mehr abfinden möchte. Am Samstag fand die zweite „Mängeltour“ statt.
Auch interessant
Dass Fahrradfahrer in Bochum teilweise extrem gefährlich leben, macht viele Bürger wütend. Bochums Straßen gewinnen immer mehr an Radfahrern, für die jedoch oftmals kein ausreichender Platz auf den Straßen ist. Die Angst vor sogenannten „Dooring“-Unfällen, das Kollidieren mit plötzlich sich öffnenden Autotüren, und weiteren Fahrradunfällen bleibt bestehen.
Neue Brücke über dem Außenring hinterlässt große Fragenzeichen
Initiativen, Verbände und engagierte Bürger wollen sich damit nicht mehr abfinden und haben sich zur Initiative „Radwende“ zusammengeschlossen. Vom Hauptbahnhof aus fuhren sie über die gesamte Wittener Straße. Gerade die neue Brücke über dem Sheffield- und Nordhausenring hinterlässt große Fragezeichen. Sie kostete 8,4 Millionen Euro und bietet dennoch keinen Radweg. Die Fahrradfahrer hätten genug Platz, werden aber vom Gehweg auf die überfüllte Straße verbannt. Martin Krämer (50) vom Vorstand der Initiative ärgert das: „Gerade, weil der Gehweg so unglaublich breit ist, verstehen wir das nicht.“
Volksinitiativen wie „Aufbruch Fahrrad“, die im Sommer 2019 über 200.000 Unterschriften in NRW erreichten, zeigen die Dringlichkeit, dass mehr für die Radfahrer getan werden muss. Das Land NRW muss derweil über die Anforderungen der Initiative diskutieren und auch der ausgerufene Klimanotstand in Bochum im Juni zeigt, dass sich die Stadt auf Veränderungen einlassen möchte. Dennoch stocken konkrete Baupläne in Bochum, wie auch der des Ruhrschnellweges (RS1), welcher in Zukunft von Duisburg nach Hamm reichen soll.
„Radwende“ setzt sich besonders für den Alltagsverkehr ein
Auch interessant
Obwohl eine teilweise fahrradfreundliche Aufteilung der Straßen zeigt, dass die Stadt an die täglich tausenden Fahrradfahrer in Bochum denkt, ignorieren viele neue Projekte die Kritik der Radfahrer, wie der Brückenbau auf der Wittener Straße zuletzt zeigte. „Ich habe schon das Gefühl, dass wir angehört werden, aber sie lassen das dann dennoch bei neuen Bebauungen an sich vorbeigehen“, so Krämer.
Die „Radwende“ setzt sich besonders für den Alltagsverkehr ein: „Durchgehende Radwege oder getrennte Rad- und Gehwege fehlen gerade an der Wittener Straße dringend“, sagt Krämer. „Beim Straßenbau werden immer wieder Regeln gebrochen“, sagt auch Kollege Klaus Kuliga (61) von der Initiative ADFC, die Teil der „Radwende“ ist. Empfehlungen für Radverkehrsanlagen oder andere Verwaltungsvorschriften wie 2,5 Meter Gehweg und 1,85 Meter für den Radverkehr je rechts und links würden einfach ignoriert. Auf der Wittener Straße können Fahrradwege aktuell nur erfolglos gesucht werden. „Hier muss auch an die Schulkinder gedacht werden“, so Kuliga.
Immer nach dem Motto „Autos first“
Die Stadt hatte bereits im Oktober mitgeteilt, dass Fahrradfahrer auf der Wittener auf Umfahrungen verwiesen werden müssen, wenn sie nicht auf der Straße fahren möchten. Die „Radwende“ kritisiert das. Sie wollen nicht, dass die Verantwortlichen immer nach dem Motto „Autos first“ gehen: „Wir werden immer mehr Radfahrer auf den Straßen.“