Bochum. Schutzräume wie Stollen und Hochbunker waren damals die einzige Zuflucht. Allerdings boten auch sie den Menschen nur bedingt Sicherheit.

Die Menschen versuchten, sich in Kellern und Bunkern vor dem Inferno zu retten. Der Bau von zivilen Hoch- und Tiefbunkern, Laufschutzstollen und -räumen war bereits seit 1940 forciert worden. Eingeteilt nach Revieren, arbeiteten Architekten alle Häuser im Bochumer Zentrum ab und rüsteten gewöhnliche Keller zu Luftschutzräumen um. Die weißen Großbuchstaben LSR an den Häuserwänden sind den Älteren noch in Erinnerung.

Melder im Luftschutzkeller

So bei Erwin Steden (85). Der Bochumer Junge und spätere VfL-Stadionsprecher wuchs an der Widumestraße auf, also mitten in Bochum. Die Nacht vom 4. auf den 5. November 1944 hat er ebenso wenig vergessen wie die vielen anderen Tage, in denen sein Leben vom Luftkrieg bestimmt war. Denn bereits als Zehnjähriger spielte er eine wichtige Rolle als Melder im Luftschutzkeller am Bergbaumuseum. Die Ansagen des kleinen Erwin warnten die Menschen vor Angriffen.

Zu den öffentlichen Schutzräumen gehörten die typischen Hochbunker, wie man sie heute noch finden kann, etwa an der Vereinsstraße oder an der Haldenstraße. Allerdings boten sie nur bedingt Sicherheit, denn alle Bunker waren bei Fliegeralarm hoffnungslos überbelegt.

Im Stollen beim Bochumer Verein

Hildegard K. war beim Bochumer Verein beschäftigt, sie erlebte den Angriff in einem Stollen des B.V.: „Plötzlich brach die Hölle los. Bomben schwersten Kalibers gingen auf den Stollen und rund um das Werk nieder... Es brach Panik aus, dann trat Stille ein, dann erst sah ich, dass ich zwischen lauter Toten lag. Um mich herum saßen Menschen, die saßen dort, als wären sie echt. Und doch waren sie von dem starken Luftdruck alle getötet worden.“

Kriegsgräber auf dem kommunalen Friedhof Bochum-Werne:. Die meisten der hier Bestatteten sind Opfer von Bombenangriffen.
Kriegsgräber auf dem kommunalen Friedhof Bochum-Werne:. Die meisten der hier Bestatteten sind Opfer von Bombenangriffen. © Olaf Ziegler

Pfarrer Erich Brühmann aus Altenbochum erinnerte sich: „Ich war in der Frielinghausstraße in der alten Kolonie im Stollen. Als endlich Entwarnung kam, stand der Steiger Adolf B. am Ausgang und sagte: ,Die Kerke (Lukaskirche) steht noch!’ Das beruhigte uns alle, aber als wir näher kamen, merkten wir, dass die Kirche zwar noch stand, rundum aber ein Trümmerfeld war.“

Folgen wirkten sehr lange nach

Die Folgen des Luftkriegs waren nicht nur unmittelbarer Art, vielmehr wirkten sie lange nach, sehr lange. „Die ständigen Bombenalarme haben mir die Normalität meiner Kindheit genommen und tiefgreifende Spuren hinterlassen“, erzählte der 2016 verstorbene Theodor Kraushaar. Der Krieg habe ein angstvolles Dasein mit großen Entbehrungen zwischen den Trümmerbergen zur Normalität gemacht.