Bochum-Wattenscheid/Ghana. Bücherspenden aus Wattenscheid und Bochum bilden Grundstock einer Bücherei in Ghana. Auch die Abmeldung der SGW 09 ist in Westafrika Thema.

Die erste Schiffsladung ist in Ghana eingetroffen. 100 englischsprachige Bücher bilden den literarischen Grundstock der geplanten Bibliothek im Ausbildungszentrum „Saanema Institute of Creativity“. Auswanderer Marco Stanitzek (44) hat die Unterstützung aus seiner alten Heimat in Anateem (Bolgatanga, Upper East Region) in Empfang nehmen und sogleich an die Schüler und Auszubildenden weitergeben können. Auf den Weg gebracht wurde die Lesehilfe vom Bücherei-Förderverein „LiesWAT!“ im Juli. Seitdem zogen zahlreiche Bochumer und Wattenscheider Bürger mit Spenden nach.

Kisten werden nach und nach verschifft

„In Wattenscheid dürften sich mittlerweile an die 1000 Bücher angesammelt haben“, meldet Marco Stanitzek aus seiner westafrikanischen Heimat. Erst kürzlich habe wieder ein Wattenscheider per E-Mail Kontakt zu ihm aufgenommen und zwei Kisten zu Stanitzeks Eltern gebracht. Während die zahlreichen Spenden große Freude bereiten, ist das „Rüberschiffen ein kleines Problem. Das machen wir jetzt nach und nach, die nächste Kiste ist schon vollgepackt und wird noch vor Weihnachten verschickt.“

Chancen verbessern

Seit 2005 lebt Marco Stanitzek in Ghana. Dort lernte er auch seine Ehefrau Sophia kennen und setzt sich vor Ort für bessere Ausbildungschancen von Jugendlichen, Frauen und alleinerziehenden Müttern ein.

Dazu wurde unter anderem das Center „Saanema Institute of Creativity“ und die gleichnamige Organisation gegründet.

Auf dem See- und Landweg sind die Boxen rund einen Monat unterwegs. Denn auch der weitere Transport in den Norden Ghanas nach Anateem nimmt Zeit in Anspruch – und Geld. 110 Euro kostet der Transport pro Box. Kosten, die Stanitzek und seine Frau Sophia aus eigener Tasche zahlen. Insgesamt rechnet er mit mindestens vier Kisten allein mit Büchern gefüllt.

Lesegruppe wird eingerichtet

Ein erster Auftakt: Bald möchten Stanitzek und Co einen eigenen Raum für eine Bibliothek anmieten.
Ein erster Auftakt: Bald möchten Stanitzek und Co einen eigenen Raum für eine Bibliothek anmieten. © Stanitzek

Quittiert wurde die Ankunft des neuen Lese- und Lernstoffes von den Schülern mit einem langgezogenen „Like wooww!“, überliefert Stanitzek im Gespräch lachend. „Die freuen sich hier alle. Grammatik und Wörterbücher können unsere Schüler gut gebrachen. Wir richten eine Lesegruppe ein, drei bis vier Studenten werden sich um die Bibliothek und das Verleihsystem kümmern.“ Dazu möchte man künftig einen eigenen Raum anmieten, sobald die weitere Unterstützung aus Wattenscheid und Bochum angekommen ist.

Bücherei-Förderverein wirkt bis Afrika

„Pro Monat sollen die Schüler ein Buch ihrer Wahl lesen, dazu gibt es dann eine Fragestunde im Englischunterricht.“ So wolle man die Lust am Lesen wecken und die Sprachfähigkeiten der Schüler fördern. Gute englischsprachige Bücher seien in Ghana schlicht Mangelware, sagte Marco Stanitzek bereits bei der ersten Bücherübergabe zur LiesWAT-Vorsitzenden Astrid Kern. Die darf sich nun ebenfalls über erste Erfolge freuen: „Wenn wir nach Ghana wirken können, dann ist das natürlich richtig gut. Es war eine Gemeinschaftsaktion, die Initiative von Marco und seinen Eltern ist beachtlich.“

Regionalliga-Aus der SGW ist auch in Ghana Gesprächsthema

Die SG Wattenscheid 09 lebt in Ghana weiter – ein Trikotsatz ist aus der alten Heimat mit den Büchern angekommen.
Die SG Wattenscheid 09 lebt in Ghana weiter – ein Trikotsatz ist aus der alten Heimat mit den Büchern angekommen. © Stanitzek

Auch eine weitere Unterstützung erreichte Ghana – und mit dieser weniger gute Nachrichten aus der alten Heimat: Trikots von der SG Wattenscheid 09. Der Rückzug der ersten Mannschaft aus der Regionalliga West sorgt bei Stanitzek – nett ausgedrückt – für Unverständnis: „Meinen Senf habe ich schon online auf den bekannten Plattformen dazugegeben, weil es mich einfach nur traurig macht. Mein Vater hat mich damals mit zu 09 geschleppt, mit drei Jahren war ich das erste Mal im Stadion.“

„09 wird niemals untergehen“

Auch in diesem Jahr habe er „so ziemlich jedes Heimspiel besucht, als ich in Wattenscheid war. Ich bin kein Fanatiker, aber das sind Kindheitserinnerungen und man kennt in der Lohrheide so ziemlich alle.“ Dafür sendet er erneut ein großes Dankeschön an die Verantwortlichen der SGW: „09 wird niemals untergehen, zumindest hier in Ghana nicht, wo jetzt die alte Heimat auf dem Platz vertreten ist.“