Ückendorf. Die Himmelstreppe in Gelsenkirchen strahlt in Silber. Im Dezember rückt eine Firma an, um die Skulptur wieder zu reinigen. Was dahinter steckt.
Die Himmelstreppe auf der Halde Rheinelbe bietet an diesem strahlenden Dienstagmorgen eine fantastische Rundumsicht über das umliegende Revier. Kein Wölkchen trübt den Himmel. Da sind nicht nur Hundefreunde mit ihren Vierbeinern unterwegs, sondern auch Jogger, Walker und Radler, die die Herbstsonne in vollen Zügen genießen. Ihr Ziel: Die mächtige Skulptur, sie überragt die Umgebung um 40 Meter, glänzt mit ihrer silbernen Lackfarbe auf den Betonblöcken mit der Sonne um die Wette. Für viele hübscher Schmuck, für andere und insbesondere die Erben des Künstlers Herman Prigann (1942-2008) aber d e r Stein des Anstoßes. Denn der Silberüberzug war eine Art Guerilla-Painting – illegal.
Ausschreibung für den Auftrag läuft bereits
Die Himmelstreppe auf dem Spiralberg ist in einer Nacht-und-Nebelaktion von Unbekannten umlackiert worden. Polizei und der Regionalverband Ruhr (RVR), der für die Halden im Revier zuständig ist, sprechen von Sachbeschädigung, die Schuldigen sind bis heute nicht ausgemacht. Klar aber ist, das das Monument so nicht bleiben wird.https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/gelsenkirchener-himmelstreppe-mit-silberfarbe-eingesprueht-id216747327.html
„Die Farbe wird im Dezember von einer Spezialfirma entfernt“, sagte Barbara Klask, Sprecherin des RVR. „Die Ausschreibung für den Auftrag läuft bereits.“ Die Erben des Erschaffers hätten darauf bestanden, dass das Kunstwerk wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird.
Eine teure Angelegenheit, wie sich jetzt herausstellt. Denn einfach Abkärchern geht nicht. Es muss nach Angaben des RVR dafür Sorge getragen werden, dass die Farbe mit einem biologisch abbaubaren Lösungsmittel entfernt wird.
Die Reinigung wird mindestens 15.000 Euro kosten
Zusätzlich soll ein Vlies am Boden drumherum verhindern, dass Farbe und Lösungsmittel in das Erdreich des Schutzgebietes Rheinelbe eindringen. Auch ein Gerüst ist nötig. „Summa summarum kommen wir da ganz schnell auf 15.000 Euro Instandsetzungskosten“, sagte Klask, die betont, dass der RVR vertraglich zur Schadensbeseitigung verpflichtet sei – obwohl Graffiti in der Vergangenheit das seit 1999 installierte Kunstwerk seit jeher verunstaltet hätten. https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/industriewald-rheinelbe-in-gelsenkirchen-stark-vom-bergbau-gepraegt-id8481890.html
Skulptur besteht aus alten Zechenblöcken
Auf dem höchsten Punkt der Halde Rheinelbe steht die von Herman Prigann konstruierte circa Meter hohe Skulptur Himmelstreppe, oft auch als Himmelsleiter bezeichnet. Sie besteht aus großen, alten Betonblöcken der Kokerei Königsborn, die in der Form einer Treppe aufgestapelt wurden.
Das Monument ist Teil des Skulpturenwaldes, der sich nördlich der Halde auf dem ehemaligen Zechengelände fortsetzt. Vom kleinen Plateau unterhalb der Himmelstreppe reicht der Blick weit über das Ruhrgebiet nach Bochum, Essen und Gelsenkirchen.
Die Graffiti hat die Familie des Künstlers Herman Prigann wohl noch zähneknirschend hingenommen, die weitreichende Umlackierung mit Silberfarbe aber nun nicht mehr. Eine Woche sollen die Arbeiten im Dezember dauern, der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.
Walkerin Elke Kunold Hemmersbach (63), die jüngst noch ihren Ausstand mit Wein und Käse an der Landmarke nach 47 Jahren als Personalreferentin mit Mann und Freunden feierte, findet das ein bisschen schade: „Die silberne Farbe sah schöner aus als zuvor. Radler Gerhard Jung (70) aus Delmenhorst äußert mit Blick auf Graffiti dagegen Verständnis: „Ich mag diese Schmierereien nicht.“