Bochum. Bei einer Umfrage erntete die Bochumer Innenstadt jüngst nur durchwachsene Noten. Doch die Stadtspitze sieht die City auf einem guten Weg.
Die Stadtverwaltung sieht sich auf einem guten Weg, die Bochumer Innenstadt attraktiver und kundenfreundlicher zu machen. „Die Probleme sind erkannt. Wir arbeiten daran, sie auch zu bewältigen“, sagt Stadtbaurat Markus Bradtke in einer Reaktion auf die jüngste Umfrage der „Initiative Bochumer City“ (IBO). Die weist für die Innenstadt allenfalls mittelmäßige Noten aus.
Im Bochumer Stadtzentrum lässt es sich gut einkaufen und ausgehen. Bei der Aufenthaltsqualität und beim Service gibt es aber erhebliche Mängel. Das sind die Kernaussagen der Befragung, die die IBO mit ihren 127 angeschlossenen Einzelhändlern, Dienstleistern und Eigentümern vor einer Woche vorgestellt hat. 401 Passanten waren um ihre Meinung gebeten worden.
Handel und Eigentümer sehen Stadt in der Pflicht
Die Gesamtnote liegt bei mäßigen 2,9, deutlich hinter Dortmund und Essen. Defizite machen die Besucher insbesondere bei der Aufenthaltsqualität aus: bei der Sauberkeit und den Fassaden, der Kinderfreundlichkeit sowie fehlenden Grünflächen, Sitzbänken, Trinkbrunnen und kostenlosen und sauberen Toiletten.
Eine Mängelliste, die IBO-Vorsitzender Marc Mauer ans Rathaus weiterreicht. „Wir wünschen uns vor allem attraktive Flächen zum Verweilen“, sagt Mauer. Modehaus-Chef Andor Baltz ergänzt: „Eine Innenstadt ist nicht nur zum Shoppen da. Die Ware kriege ich auch online.“ Vieles liege im Argen, bekräftigt IBO-Vorstandsmitglied Frank Beckmann und fordert nicht nur langfristige Maßnahmen, sondern auch Verbesserungen, die schnell greifen.
Baurat: Manches ist schon auf den Weg gebracht
„Wir haben den Appell gehört“, sagt Markus Bradtke im WAZ-Gespräch. Der Befund der City-Kunden mache auch die Stadtspitze „nicht froh“. Überraschend komme die Kritik aber nicht. „Die Innenstadt ist eine Daueraufgabe. Das Thema Aufenthaltsqualität beschäftigt uns schon lange“, so der Baurat.
Vieles, was Handel und Kunden bemängeln, sei bereits auf den Weg gebracht. Bradtke nennt beispielhaft das 1000-Bänke-Programm, das zusammen mit unserer Zeitung umgesetzt wird, das City-Team mit drei Mitarbeitern, die zusätzlich zum USB bei der Reinigung im Einsatz sind, sowie die jüngst fertiggestellte Sanierung der Kortumstraße.
Großer Wurf mit „Haus des Wissens“
„Natürlich sind das nur Tropfen auf dem heißen Stein“, weiß Bradtke. Als großen Wurf hingegen wertet er das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), bei dem allein 100 Millionen Euro öffentliche Mittel für die Innenstadt bereitstehen sollen. Die Entscheidung wird Anfang 2020 erwartet. Mitsamt privater Investitionen könnten es sogar 500 Millionen Euro sein, die u.a. in das Viktoria-Karree mit der Umgestaltung des Husemannplatzes, die „Vision Bermuda3eck 2030“, den Hotelkomplex am Citytor Süd oder Neubauten von Wohn- und Geschäftshäusern fließen.
Online-Geschäft nimmt zu
Zwei weitere interessante Ergebnisse weist die Umfrage bei den City-Besuchern aus:
Ein Viertel der unter 30-Jährigen kauft mindestens einmal pro Woche online ein. Bei den über 60-Jährigen sind es nur vier Prozent.
Außerhalb der Innenstadt wird am häufigsten in den Stadtteilen einkauft (40 Prozent). 15 Prozent shoppen mindestens einmal wöchentlich, 27 Prozent einmal im Monat im Ruhrpark.
Die Innenstadt stehe vor einem Wandel, so Bradtke. Die größte Strahlkraft verspricht er sich vom „Haus des Wissens“ im umgebauten Telekomblock, in dem u.a. die Stadtbibliothek und Volkshochschule, der Hochschulverbund „Univercity“ sowie eine Markthalle untergebracht werden sollen. Die Kosten werden auf 90 Millionen Euro geschätzt. Die Fertigstellung ist für 2023 vorgesehen. „Das Haus des Wissens“, glaubt Bradtke, „wird das neue Bochumer Referenzobjekt.“
Markthalle wird von vielen Besuchern gewünscht
Zumindest dabei bietet die IBO-Umfrage eine erfreuliche Zahl für die Stadtplaner: 63 Prozent der Befragten wünschen sich einen zentralen Markt. Er wäre ein zusätzlicher Anreiz, in die Innenstadt zu kommen.