Bochum-Hamme/-Hordel/-Hofstede. Auf einer Bürgerversammlung wurde das Verkehrskonzept für Hamme, Hordel und Hofstede präsentiert. Die Öffnung der Hordeler Straße stand im Fokus.

Lange haben alle auf das Verkehrskonzept gewartet, das für Hamme, Hordel und Hofstede Entlastung bringen soll. Und entsprechend voll war das Gemeindehaus der Autobahnkirche in Hamme. Der Saal reichte gar nicht aus für die weit über 100 Teilnehmer. Im Fokus standen die überlasteten Kreuzungen an der Autobahnzufahrt Hamme, an der Dorstener-/Riemer Straße und die Öffnung der Hordeler Straße. Bei den teils hitzigen Diskussionen kochten die Emotionen hoch.

Das Bochumer Ingenieurbüro Brilon, Bondzio und Weiser präsentierte die Eckpunkte des Gutachtens. Als Mittel gegen die Rückstaus an der Riemker-/Dorstener Straße sieht Geschäftsführer Lothar Bondzio zwei Varianten: „Die Kreuzung wird aufwändig umgebaut. Dazu müsste die Dorstener Straße eine zweite Linksabbiegerspur Richtung Wanne bekommen, die Riemker Straße am Hannibal-Einkaufszentrum eine zusätzliche Geradeausspur. Das wäre verbunden mit Grundstückskäufen, denn die Flächen sind zumeist in privater Hand.“

Der Abbieger von der Dorstener auf die Hordeler Straße: Heute endet die Verbindung an den Pollern am Kreisverkehr Richtung Wanne-Eickel.
Der Abbieger von der Dorstener auf die Hordeler Straße: Heute endet die Verbindung an den Pollern am Kreisverkehr Richtung Wanne-Eickel. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die zweite Lösung: Öffnung der Hordeler Straße, heute eine Sackgasse, einseitig von der Dorstener Straße Richtung Herne. „Das würde Sinn ergeben und den Knoten Dorstener-/Riemker Straße erheblich von Staus entlasten.“ Ein Lkw-Fahrverbot müsste damit einhergehen.

Sanierung der Straße notwendig

Zudem wäre eine Sanierung der Straße notwendig. Heute, so ergab eine Verkehrserfassung, hat die Hordeler Straße im unteren Bereich 4100 Kfz pro Tag. Bondzio: „Das sind keine bösen Autofahrer, das sind alles Anwohner.“ Im oberen Bereich Richtung Kreisel gibt es gar keinen Verkehr. Bei einseitiger Öffnung würde die Frequenz anschwellen auf 7100 Kfz pro Tag unten und 4100 Kfz hin zur Stadtgrenze.

Der Gutachter sieht noch einen Vorteil durch die Öffnung der Hordeler Straße: Die Grünphase der Dorstener Straße am Knotenpunkte könnte verkürzt werden zugunsten einer längeren grünen Ampel auf der Riemer Straße: „Dann gehörten Rückstaus der Vergangenheit an.“

Gegner und Befürworter der Straßenöffnung

Für die anschließende Diskussion wurden die Teilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt. Während die eine über eine Verbesserung der Radwege brütete, eine andere die Lärm- und Feinstaubbelastung der Wohnstraßen im Blick hatte, schaukelten sich in der größten Gruppe die Gegner und Befürworter der Öffnung der Hordeler Straße gegenseitig hoch.

Problemzonen im Fuß- und Radverkehr

Das Ingenieurbüro Brilon, Bondzio und Weiser hat in den drei Stadtteilen auch die Problemzonen im Rad- und Fußverkehr unter die Lupe genommen. So kritisieren die Gutachter, dass es auf der Dorstener Straße keinen durchgehenden Radweg gibt.

Sie schlagen die Reaktivierung der Salzstrecke vor und eine neue Route parallel zur Dorstener Straße für Radler.

Für eine gewerbliche Nutzung der GMU-Fläche (neun Hektar) sei es notwendig, Betriebe anzusiedeln, die nicht viel Lkw-Verkehr mit sich bringen wie Handwerker; die Straße In der Provitze vertrage nicht mehr Belastung.

Am Knoten A-40-Autobahnzufahrt Hamme wäre eine zusätzliche Ampel nötig, um das Queren der Dorstener Straße für Fußgänger sicherer zu machen.

Claudia La Paglia wohnt Auf der Gracht in Hofstede: „Die Schließung der Hordeler Straße war eine Katastrophe. Wir gehen gern in Wanne-Eickel einkaufen und müssen immer den Umweg über die Kreuzung nehmen. Das gilt übrigens auch für den Notarztwagen.“

Kritik an Anliegerbeiträgen

Anwohner der Hordeler Straße waren stark vertreten. Sie argumentieren etwa mit der Gefahr für Kinder und Senioren gegen die Wiederöffnung der Straße. Auch die drohenden Anliegerbeiträge bei Ausbau der Straße sorgten für laute Unmutsäußerungen wie „Wir sollen mehr Verkehr vor unserer Haustür zulassen und dafür auch noch zahlen?“

Andere Stimmen forderten eine gerechtere Verteilung des Durchgangsverkehrs. Anwohner der Kappskolonie betonten, auch sie hätten Kitas und Schulen. Eine Öffnung der Sackgasse sei zumutbar. Renate Letizi aus Hofstede formulierte es so: „Schade, dass die Anwohner der Hordeler Straße so wenig Rücksicht nehmen.“