Bochum. An der Hermannshöhe erinnert eine Straße an den wegweisenden Intendanten. Bis es dazu kommen konnte, gingen über zehn Jahre ins Land.

Die Stadt hat jetzt eine Peter-Zadek-Straße. Seit Ende August findet man sie in dem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Lueg-Gelände an der Hermannshöhe. Bemerkenswert ist: Bislang hat von der posthumen Ehrung des bedeutenden Intendanten kaum jemand etwas mitbekommen. Auch der Freundeskreis des Schauspielhauses, der die Idee der Namensgebung vor über zehn Jahren auf den Weg brachte, hat vom plötzlichen Aufstellen der Straßenschilder nichts gewusst. „Das ist wirklich schade“, sagt der Vorsitzende Hans Joachim Salmen. „Wir hätten die Schilder gern bei einer kleinen Feierstunde enthüllt.“

Peter Zadek (1926-2009) gehörte zu den größten Theatermachern in der Geschichte des Schauspielhauses, seine Intendanz von 1972 bis 1979 war wegweisend. Doch heute erinnert kaum noch etwas an die prägenden Jahre von Zadek an der Königsallee, was den umtriebigen Freundeskreis schon lange wurmt.

Der Plan, eine Straße nach dem ehemaligen Intendanten zu benennen, die möglichst in der Nähe des Schauspielhauses zu finden sein sollte, ist über zehn Jahre alt. Zadeks Vorgänger Saladin Schmitt und Hans Schalla haben bereits eine eigene Straße und sogar einen Platz: „Warum soll das nicht auch bei Zadek möglich sein?“, fragt Salmen.

Schauspielhaus freut sich über die neue Straße

Mit Zadeks langjähriger Lebenspartnerin, der Autorin Elisabeth Plessen, steht Hans Joachim Salmen vom Freundeskreis in gutem Kontakt. „Bei der 100-Jahr-Feier im April war sie da und hat sich die Straße schon mal angesehen“, sagt Salmen. „Sie fand sie etwas trist und schlug vor, vielleicht einen Baum dort zu pflanzen.“

Im Schauspielhaus sieht man die Namensgebung mit Begeisterung: „Zadeks Ruf und seine legendären Inszenierungen wirken bis heute nach“, sagt Dramaturgin Dorothea Neweling. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass in unserer Stadt nun eine Straße an Peter Zadek und sein bedeutendes Werk erinnert.“

Bezirksvertretung stimmte schon 2009 zu

Einen ersten Teilerfolg erreichte der Freundeskreis relativ zügig: Schon kurz nach dem Antrag, in dem Salmen auf eineinhalb Seiten darlegte, welche Bedeutung Zadek für die Stadt und die ganze Region hat, erteilte die Bezirksvertretung Mitte als Entscheidungsträger den Plänen grünes Licht. „Das war etwa 2009, danach begann die Suche nach einer Straße. Und das war eine unendliche Geschichte.“

Eine bereits existierende Straße nach Zadek umzubenennen, erlaubt die Stadtverwaltung ohne triftigen Grund nicht. „Das würde nur gehen, wenn über den Namensgeber plötzlich schwere Verbrechen bekannt würden“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyck. Also muss eine neue Straße her, doch allzu weit vom Theater entfernt sollte sie nicht liegen. „In Bremen, wo Zadek als Regisseur tätig war, wurde mal ein Platz nach ihm benannt, aber der liegt irgendwo in der Walachei“, erzählt Salmen. „Das sollte hier nicht passieren.“

Peter Zadek leitete das Schauspielhaus von 1972 bis 1979. Seine Intendanz gilt als wegweisend.
Peter Zadek leitete das Schauspielhaus von 1972 bis 1979. Seine Intendanz gilt als wegweisend. © Roswitha Hecke

Platz nach Otto Sander benannt

Nachdem der erste Plan, das kürzere Ende der Weiherstraße direkt am Malersaal nach Zadek zu benennen, scheiterte, rückte auf Vorschlag des früheren Kulturdezernenten Richard Erny ein Platz an der Brüderstraße in den Blickpunkt. Doch der bekam vor drei Jahren auf Initiative der ISG Bermuda3Eck einen anderen klingenden Namen: Otto-Sander-Platz. Sanders Witwe Monika Hansen und sein Ziehsohn Ben Becker kamen zur Einweihung.

Und Zadek? Für ihn war immer noch keine Straße gefunden. „Etwa fünf Jahre ist es her, als plötzlich das Neubaugebiet an der Hermannshöhe interessant wurde“, sagt Salmen. „Das liegt zwar nicht am Theater, aber immerhin halbwegs in der Nähe.“ Zadeks Erben mussten zustimmen, was sie auch taten. „Und dann begann das lange Warten.“

Ganz offiziell, so teilt Stadtsprecher Peter van Dyk mit, trägt die Peter-Zadek-Straße bereits seit dem 29. Oktober 2015 diesen Namen. „Das war halt immer nur die Zufahrt zu der Großbaustelle ohne eigenes Straßenschild.“ Erst mit Fertigstellung der Häuser hätten die Schilder aufgestellt werden können – was jetzt heimlich, still und leise passiert ist. „Wir sind überrascht und auch etwas zerknirscht“, meint Salmen. „Mal sehen, vielleicht wird die Feierstunde noch nachgeholt.“