Bochum-Stiepel. Auf dem Friedhof in Stiepel wurde eine Bank aus dem Boden gerissen, die Trauerhalle wurde beschmiert. Die Gemeinde hat Anzeige erstattet.

Schon am Eingang wird Uwe Bellenbaum vorgewarnt: Auf dem Friedhof soll es schlimm aussehen, erzählen ihm die Gärtnereimitarbeiter. Etwas weiter dann sieht der Mann, was gemeint ist: Eine Bank an der Trauerhalle ist beschädigt worden, auf dem Boden liegen Schnapsflaschen und Getränketüten, die Tür der Trauerkapelle wurde mit einem dicken Marker beschmiert. In den Ecken riecht es nach Urin. „Sowas macht man doch nicht, warum zerstört man mutwillig etwas?“, fragt sich Friedhofsbesucher Bellenbaum.

Schmierereien ein Novum auf dem Friedhof

Die beschädigte Bank war fest im Boden verschraubt und wurde zusammen mit den Pflastersteinen aus dem Boden gehoben. Jochen Hartig von der evangelischen Gemeinde vermutet, dass die Täter sich mit der Sitzgelegenheit unter das Dach der Halle setzen wollten. Das gelang ihnen allerdings nicht. Am Wochenende der Fliegenkirmes kommt es hier regelmäßig zu Fällen von übermäßiger Verschmutzung.

An der Trauerhalle lagen leere Flaschen und Getränke-Packs. Die Tür links wurde beschmiert.
An der Trauerhalle lagen leere Flaschen und Getränke-Packs. Die Tür links wurde beschmiert. © Quelle: KG

Es werden Scherben, leere Flaschen und jede Menge Müll auf dem Gelände gefunden. Laut Pfarrer Jürgen Stasing sind Schmierereien und Sachbeschädigungen sonst aber nicht dabei: „Das erlebe ich jetzt zum ersten Mal hier“. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre habe man das Hauptzufahrtstor zur Trauerhalle vorsorglich geschlossen. Über die normalen Friedhofswege gelangt man aber trotzdem zum Ort des Vorfalls.

Außerhalb der Kirmeszeit keine Probleme

Den Rest des Jahres ist es am Friedhof und in der Umgebung eher ruhig. „Da gibt es keine Probleme mit Sachbeschädigungen“, erklärt der Kirchmeister der Gemeinde Hartig. Die Verschmutzungen jetzt werden von der Gemeinde beseitigt. Auch die Marker-Schriftzeichen an der Trauerhallentür will man zunächst versuchen, selbst zu entfernen. „Mir tun vor allem die Mitarbeiter des Friedhofs leid“, sagt Uwe Bellenbaum, „für sie bedeutet das alles mehr Arbeit.“ Wie mit der Bank verfahren wird, ist nach Angaben der Gemeinde noch nicht klar. Sie muss wahrscheinlich neu im Boden verankert werden.

Besucher will Belohnung aussetzen

Uwe Bellenbaum ärgert sich besonders über die „meist jungen Leute, die keinen Respekt mehr vor der Totenruhe haben.“ Die evangelische Gemeinde hat Anzeige erstattet, schätzt die Chancen auf einen Erfolg aber eher gering ein. Gemeindemitglied Bellenbaum ist so erbost über den Vorfall, er wäre sogar bereit 50 bis 100 Euro für Hinweise zu den Tätern zu bezahlen. Das wird wahrscheinlich schwierig. Selbst der Tatzeitpunkt ist nicht wirklich festzustellen.

Vorfälle neben Fliegen-Kirmes

Der Gemeindefriedhof in unmittelbarer Nähe der altehrwürdigen Stiepeler Dorfkirche wurde bereits 1868 angelegt.

Die Fliegen-Kirmes fand neben dem Friedhofs an der Brockhauser Straße und der Nettelbeckstraße statt und ging am Montag (30.) 14 Uhr zu Ende. Den Stadtteil-Rummel mit rund 40 Attraktionen gibt es bereits seit 1011 Jahren. Er ist traditionell Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner des gesamten Stadtteils.

Am Wochenende ist der Friedhof nicht bewacht, zu späterer Stunde gibt es natürlich auch keine Besucher mehr. Die Gemeinde geht also davon aus, dass sich die Tat „irgendwann zwischen Freitagabend und dem frühen Montagmorgen“ ereignet haben muss.

Bei der Polizei gingen unterdessen weitere Anzeigen zu Vorfällen ein, die im Umfeld der Fliegenkirmes stattgefunden haben. So wurde auf der Kirmes selbst ein Boxautomat umgetreten. Dieser fiel um und beschädigte das Rollo des angrenzenden Schausteller-Wagens. Maßgeblich wilder als während der letzten Ausgaben des Festes ging es laut Angaben der Polizei in diesem Jahr aber nicht zu. Außer auf dem Stiepeler Friedhof.