Bochum-Langendreer. Gucken, anfassen, mitfahren: Beim Saisonabschluss der verkehrshistorischen AG werden die historischen Triebwagen in Bochum-Langendreer gezeigt.

Eine kleine, beigefarbene Straßenbahn ruckelt auf die Haltestelle Mark 51/7 zu. Sie hält, die Tür geht auf, Lukas Gremer begrüßt die Fahrgäste, darunter etwa Rita Kroschel und ihr Ehemann. Das Paar wohnt in der Nähe der Haltestelle und fährt einfach gerne mit den historischen Bahnen. „Diesen Wagen kennen wir noch nicht, deswegen fahren wir jetzt mit.“

Für etwa 20 Personen ist Platz in der Bahn, jeder hat ein Tischchen mit integriertem Aschenbecher vor sich. Hinter dem Fahrersitz befindet sich noch ein weiteres Bedienpult, denn bei dem Wagen handelt es sich schließlich um einen alten Fahrschulwagen der Bogestra. Los geht die Fahrt in Richtung Langendreer, wo der Saisonabschluss der verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft Bogestra e.V. (VhAG) stattfindet.

Besonders faszinierend: Die Technik der alten Straßenbahnen

Am S-Bahnhof stehen zwei weitere Bogestra-Oldtimer, die besichtigt werden können. Mit ihnen wartet Carsten Dembinski schon mit anderen Vereinsmitgliedern auf die ersten Besucher. Der 22-Jährige ist Vorstandsmitglied und etwa einmal pro Woche im Schienennetz unterwegs. Insbesondere das Fahren der historischen Wagen will gelernt sein: „Wer den 96er bedienen kann, ist ein richtiger Straßenbahnfahrer“, sagt Günter Koslowski von der VhAG. Er war selber Fahrlehrer bei der Bogestra.

Nikolausfahrten

Die VhAG meldet sich kurz aus der Winterpause zurück: Am Samstag, 7. Dezember, finden drei Nikolausfahrten mit der Bogie-Bahn statt. Abfahrt ist um 13.15 Uhr, 15.15. Uhr und 17.15 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof, Haltestelle der Linie 302/310 Fahrtrichtung Langendreer.

Tickets gibt es im Bogestra-Kundencenter im Bochumer Hauptbahnhof. Die Kosten betragen 8 Euro pro Person. Der Preis beinhaltet eine kleine Nikolaus-Überraschung für Kinder.

An diesem Triebwagen, Baujahr 1948, wird schließlich noch viel mehr manuell bedient als in den modernen Straßenbahnen mit elektronischer Steuerung. Anfahren und Bremsen bedarf genauer Einschätzung, und wenn es blöd läuft, muss der Wagen nach dem Abwürgen abgeschleppt werden. Doch genau das scheint Carsten Dembinski an seinem Hobby zu reizen: „Die Technik der Straßenbahnen fasziniert mich einfach“, sagt er.

Junge Vereinsmitglieder sind ambitioniert

Insgesamt zählt der Verein 130 Mitglieder, etwa 40 davon sind regelmäßig aktiv. Darunter sind auch einige Jugendliche und junge Erwachsene, die den historischen Gefährten eine Menge abgewinnen können und auch, wie Carsten Dembinski, den Straßenbahn-Führerschein gemacht haben oder anstreben – erlaubt ist das schließlich erst mit 21 und vorhandenem Pkw-Führerschein. Auch für die 80 Theorie- und 80 Praxisstunden müssen die angehenden Fahrer Zeit finden.

Nicola und Jens genießen mit Kindern die Fahrt in einer hisFoto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services
Nicola und Jens genießen mit Kindern die Fahrt in einer hisFoto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Unser Ziel ist, die historischen Fahrzeuge für unsere Nachkommen zu erhalten“, sagt Günter Koslowski. Damit machen sie aktuell vielen Menschen eine Freude: Von Frühling bis Herbst gibt es einige Sonder- und Rundfahrten. Eine besondere Fahrt ist die Foto-Tour entlang der Linienführung der 310: Mit Originalschildern bestückt fährt die historische Bahn auf der Strecke über Kaltehardt und kann an einigen Stellen fotografisch in Szene gesetzt werden.

Bahnen sind beliebt bei Sonderfahrten und privater Nutzung

Auch privat können Bahnen gemietet werden, etwa der Triebwagen 96 für Trauungen oder die Bogie-Bahn, die für Partys genutzt wird. Wie genau das Programm für 2020 aussieht, steht noch nicht fest. Ende April wird jedoch die neue Saison losgehen – in der Zwischenzeit treffen sich Vereinsmitglieder und Interessierte weiterhin jeweils am ersten Freitag im Monat um 18 Uhr am Betriebshof Engelsburg.