Bochum. . Triebwagen 96 wird nun dauerhaft in Bochum stationiert. Die Bahn erinnert an Neubeginn nach dem Krieg. Auch als fahrendes Trauzimmer zu nutzen.

Für die Freunde und Freundinnen historischer Straßenbahnen war der gestrige Sonntag ein ganz besonderer Tag. Der Tag, an dem der Bogestra-Triebwagen 96 zurück in seine Heimat gekehrt ist. Die Bahn wurde 1948 auf der Basis der sogenannten Kriegs-Straßenbahn konstruiert. Bis 1976 absolvierte diese Straßenbahn brav ihren Dienst für die Bogestra. Der rund zehn Meter lange Treibwagen hatte eine für damalige Verhältnisse riesige Fahrgastkapazität. 62 Personen konnten sich dort zusammen drängen. Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns: „Fast ein Wunder, wie viele Menschen in dieser Bahn einen Platz fanden.“

Zum Vergleich. Die modernen heutigen Straßenbahnen sind rund 30 Meter lang, dort finden rund 150 Personen Platz.

Bogestra erreicht 1950 eine Traumgrenze

Ursprünglich waren die im Krieg entwickelten Einheitsbahnen nur für eine kurze Zeitspanne, als Notlösung gedacht worden, da in den ersten Nachkriegsjahren der Individualverkehr erst sehr langsam zunahm. 1950 erreichten die Beförderungszahlen bei der Bogestra eine Traumgrenze. In diesem Jahr nutzten 109 Millionen Menschen, die fast immer überfüllten Fahrzeuge. Damals beschäftigte das Unternehmen 2368 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der Bogestra zeigt regelmäßig ihrer Schätze.
Die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der Bogestra zeigt regelmäßig ihrer Schätze. © Gero Helm

An diese Zeit erinnert der nun zurückgekehrte Wagen. Mit dem Eintritt ins „Rentnerdasein“ ging 1976 das Fahrzeug mit einem noch kurbelbetriebenen Fahrerstand zunächst in die liebevollen Hände der Bergischen Museumsbahnen in Wuppertal-Kohlfurth über. In den 1990er Jahren kehrte er zur Renovierung zur Bogestra zurück. Der dann komplett restaurierte und auch für den Tunnelbetrieb geeignete Oldtimer wurde schließlich im November 1999 offiziell wieder in Betrieb genommen und als Dauerleihgabe fortan im Bogestra-Netz eingesetzt.

Aus der Geschichte der Bogestra

Im Krieg wurden die Betriebsanlagen und zahlreiche Straßenbahnen der Bogestra zerstört. Die schwersten Zerstörungen brachte der Angriff vom 4. November 1944 auf Bochum.

Es sollte bis 1953 dauern, bis die ersten moderneren Bahnen angeschafft werden konnten. 14 solcher vierachsigen Großraum-Triebwagen wurden in diesem Jahr von der Bogestra beschafft.

Mehrfach kehrte er in dieser Zeit für einige Monate nach Wuppertal zurück, um auf der dortigen Museumsstrecke die Besucher zu begeistern. Aus Anlass ihres 50. Vereinsjubiläums und genau 20 Jahre nach der Wiederinbetriebnahme in Bochum haben sich die Bergischen Museumsbahnen entschlossen, Triebwagen 96 nun endgültig in die Obhut der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft Bogestra zu geben.

Im Betriebshof an der Engelsburg ist er nun dauerhaft stationiert. Der Wagen ist damit jetzt nicht nur zeitlich unbegrenzt im Rahmen von Oldtimerfahrten im Einsatz, sondern kann auch als Trauzimmer angemietet werden.

Weitere „Stippvisiten“ des Fahrzeugs in Wuppertal-Kohlfurth sind natürlich auch nach der offiziellen Übergabe ausdrücklich nicht ausgeschlossen.