Bochum. Zu wenig Raum machen den Alltag in einer Bochumer OGS unerträglich, so eine Mutter. Bald gibt es Container, in zwei Jahren komplett neue Räume.

„Mein Kind geht nur noch mit Ohrenstöpseln in die OGS und klagt über anhaltende Kopfschmerzen“, sagt die Mutter einer Viertklässlerin der Emil-von-Behring-Schule in Bochum-Hordel. Das Problem: Die Anzahl der Räume in der Offenen Ganztagsschule (OGS) reichten nicht mehr aus, versprochene Container ließen auf sich warten.

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Hinzu kommt: Auch wenn sie oder ihr Mann früher Feierabend machen können, dürften sie ihre Tochter nicht früher abholen. Für ihre Tochter seien die Zustände in der OGS eine Belastung, erzählt die Mutter, als sie sich an diese Redaktion wendet. Sie sei verzweifelt. Ihren Namen möchte die Frau nicht veröffentlichen, um ihre Tochter zu schützen. Sie hofft, dass sich etwas ändert – denn ihr Kind sei nicht das einzige, das Probleme mit der Situation habe.

Zahl der OGS-Kinder ist von 60 auf 80 gewachsen

Das sei nicht von Anfang an so gewesen, im ersten Schuljahr des Mädchens war noch alles okay. Es habe ausreichend Räume für eine überschaubare Schüleranzahl gegeben. Dann aber sei die Anzahl der zu betreuenden Schüler gestiegen. Das bestätigt Tina Diebel, Fachbereichsleitung Schule beim OGS-Träger Arbeiterwohlfahrt (Awo). Nutzen zum Schuljahresbeginn 2016/17 noch 60 Kinder die Betreuung, sind es 2019/20 bereits 80. Sie erklärt: „Der Grund dafür ist, dass statt einem gleich zwei neue Klassenzüge nachgerückt und somit die Anmeldezahlen gestiegen sind.“

Platzmangel in der Emil-von-Behring-Grundschule

Grund für den Platzmangel, den neben der OGS auch die Emil-von-Behring-Schule selbst betrifft, sind falsche Prognosen im Schulentwicklungsplan.

„Die Entwicklungen sind dramatisch anders als vorausgesagt. Und so hatten wir auch nicht mit so vielen Anmeldungen an der Hordeler Grundschule gerechnet“, sagte ein Stadtsprecher bereits bei einem Termin im April 2019.

Noch im Juni 2018 habe der Rat keinen Handlungsbedarf für den Schulstandort gesehen.

Kontinuierlich zum Zuwachs der Kinder habe die Awo die Anzahl der Betreuer erhöht: Diebel: „Wir halten uns an die Kooperationsvereinbarung, die zwischen dem Schulverwaltungsamt und den Trägern geschlossen wurde.“ Problematisch ist laut der Mutter aber viel mehr der zu wenige Platz: „Die Kinder können sich nicht zurückziehen“, bedauert sie. Die OGS hätte versichert, dass in den Sommerferien Container aufgestellt werden, um die Raumsituation zu entlasten. Das ist nicht passiert.

Stadt Bochum: Container werden in den Herbstferien aufgestellt

Dazu sagt eine Sprecherin der Stadt Bochum: „Die Container werden laut derzeitiger Planung in den Herbstferien aufgestellt, von den Sommerferien war nie die Rede.“ Bis Ende Oktober sollen auf dem Schulhof acht Container stehen – für zwei Jahre. In dieser Zeit werde die benachbarte Awo-Kita an der Gahlensche Straße umgebaut. Für 1,1 Millionen Euro will die Stadt zusätzliche Räume für Grundschule und OGS errichten. Obwohl Tina Diebels von der Awo findet, dass auch aktuell kein akuter Platzmangel herrscht: „Die Schule wird am Nachmittag geöffnet, es gibt Zugangsmöglichkeiten zur Turnhalle und den Klassenräumen. Wenn man ein gutes Raumkonzept hat, sollte der Platz reichen.“

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Dass nehmen die Viertklässlerin der Emil-von-Behring-Schule und ihre Eltern anders wahr. Deshalb haben sie selbst nach einer Lösung gesucht und ihre Arbeitszeiten so gelegt, dass die Tochter an den meisten Tagen um 14 Uhr nach Hause kommen könnte – was die OGS ohne einen von der Schulleitung unterschrieben Antrag nicht erlaubt. „Aus beruflichen Gründen können wir nicht komplett auf die Betreuung verzichten. Es müsste doch möglich sein, meine Tochter vor der Abholzeit um 15 Uhr abzuholen, wenn wir das beruflich schaffen.“

Schulministerium hat feste Abholzeiten festgelegt

Den Ärger der Mutter kann Tina Diebel verstehen, macht aber klar, dass diese Vorgabe vom Schulministerium und nicht von der Awo kommt. Sie gilt für alle Offenen Ganztagsschulen in NRW, seit dem Jahr 2003. Nach einem Erlass im Jahr 2018 können Eltern Schüler für regelmäßige, zum Beispiel wöchentliche Vereinsveranstaltungen, oder Familiengeburtstage von der OGS befreien. Nur spontan können Eltern nicht abholen. Der Grund: „Völlig flexible Abholzeiten würden die verlässlichen Abläufe in der OGS erheblich beeinträchtigen und wären für die Mitarbeitern in der OGS eine zusätzliche Belastung“, so das Schulministerium.

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Das kann die Mutter der Emil-von-Behring-Schülerin nicht verstehen. Sie meint, dass in der Politik etwas geschehen muss. „Wir Eltern werden da komplett entmündigt“, meint sie. Gleichzeitig ist sie erleichtert, dass bald immerhin Container auf dem Schulhof stehen – damit ihre Tochter nicht mehr mit Bauchschmerzen zur Schule gehen muss.