Bochum. Ausgerechnet in der Vonovia-Heimat Bochum setzt Vivawest ein Zeichen. Es hat des revierweit erste Smart-Home-Quartier gebaut.
Melanie Minnerop (35) und Timm Kröger (38) sind zu beneiden. Von der Dachterrasse ihrer Wohnung haben sie einen herrlichen Blick über die Stadt in Richtung Westen. Aber nicht nur deshalb ist ihr neues Zuhause ein ganz besonderes. Es liegt inmitten des ersten Smart-Home-Quartiers im Ruhrgebiet.
Licht an oder aus, Rollladen hoch oder runter, Wohnungstür verschlossen oder nicht. All das kann das junge Paar per App automatisch steuern und kontrollieren – daheim auf dem Sofa, aber auch von jedem anderen Ort, per App auf einem Smartphone oder einem Tablet. „Mit den Smart-Home-Komponenten möchten wir die Ansprüche unserer Kunden an eine moderne und intelligente Ausstattung ihrer Wohnung erfüllen“, sagt Claudia Goldenbeld, Sprecherin der Vivawest-Geschäftsführung. Alle 89 Wohnungen des neuen Vivawest-Quartiers an der Hermannshöhe sind mit dem Smart-Home-System ausgestattet. Es ist das erste große Projekt dieser Art im gesamten Ruhrgebiet. 21 Millionen Euro hat das Gelsenkirchener Unternehmen investiert. Die Smart-Home-Ausstattung macht zwei bis drei Prozent der Miete aus, heißt es.
5700 neue Wohnungen
Nun könnten weitere Smart-Home-Projekte folgen. „Wir werden hier erst einmal Erfahrungen sammeln und dann weiter sehen“, sagt die Vivawest-Chefin; zumal der Markt der Smart-Home-Komponenten sich rasant entwickele. 5700 neue Wohnungen will ihr Unternehmen bis 2023 bauen. Und sie ist überzeugt, dass die Ansprüche der Mieter an die Ausstattung von Wohnung wachsen.
Potenzial hat das nun getestete System auch im Hinblick auf den Wohnungsbestand, allein in Bochum bewirtschaftet Vivawest 2586 Wohnungen. „Bestandsimmobilien lassen sich problemlos nachrüsten, weil wir keine Kabel ziehen müssen“, sagt Rainer Fuchs, bei dem Wohnungsunternehmen als Bereichsleiter für die Strategie zuständig. Und: „Wir haben hier ein offenes System, d. h. die Mieter können individuell weitere Funktionen integrieren“ – auch eine Sprachsteuerung. Schon jetzt können sie in ihrem vernetzten Zuhause bestimmte Szenarien einstellen. Das Szenario „Brand“ zum Beispiel lässt die Rollos hochfahren und schaltet in jedem Raum das Licht ein, sobald ein Rauchwarnmelder Alarm schlägt.
Bochum will weiter Vorreiter sein
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) kündigt weitere Anstrengungen der Stadt auf dem digitalen Sektor an. „Wir investieren massiv in Smart City“, kündigt er bei einem Besuch an der Hermannshöhe an. Dazu gehörten etwa die Ausstattung der Parkhäuser mit moderner Technik ebenso wie die Ausstattung von Mülltonnen mit smarten Füllstandsanzeigen. „Das System hat das Bochumer Start-up Zolitron entwickelt“; so der OB.
Was die Gigabitcity betrifft, so sei in Bochum die technische Voraussetzung dafür gegeben, dass 85 Prozent der Einwohner auf ultraschnelles Internet zurückgreifen können. Der restliche Ausbau erfolge, sobald nach dem Bescheid für die Bewilligung von Bundesgeldern auch die beantragten Landesmittel fließen.
„Ausschlaggebend bei der Entscheidung für diese Wohnung war das Smart-Home-Paket zwar nicht“, sagt Mieterin Melanie Minnerop. Aber schon nach wenigen Tagen seien sie und ihr Partner überzeugt davon. „Es ist praktisch“. Und „Es ist wirklich kinderleicht zu bedienen“, so Timm Kröger.
87 von 89 Wohnungen vermietet
Vivawest-Chefin Claudia Goldenbeld ist überzeugt, mit dem Smart-Home-Projekt die richtige Entscheidung getroffen zu haben, wie sie sagt. Und, angesichts der 87 schon nach kurzer Zeit vermieteten von insgesamt 89 Wohnungen an der Hermannshöhe: „Es war komplett richtig, in Bochum zu investieren.“ An beidem war wohl Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) nicht ganz unschuldig. Er hatte bei der ersten Investorenkonferenz 2016 Akteure der Wohnungswirtschaft ermutigt, in Bochum zu bauen. Und er hatte, so Goldenbeld, im Vorjahr bei der Immobilienmesse Exporeal in München fallen lassen, dass der Gigabitcity-Stadt Bochum ein Smart-Home-Projekt gut tun würde.
Davon fühlte sich das Wohnungsunternehmen aus Gelsenkirchen offenbar angestachelt. „Wir haben die Smart-Home-Pläne in den schon laufenden Bau des Quartiers an der Hermannshöhe integriert“, so Goldenbeld. Das sei sportlich gewesen, aber am Ende erfolgreich.