Bochum. Fußheberlähmungen waren Thema beim 57. WAZ-Nachtforum Medizin im Knappschaftskrankenhaus. Rund 160 Leser hatten dazu viele Fragen an die Ärzte.
Als Jürgen Möller die volle Cafeteria im Knappschaftskrankenhaus Langendreer sieht, folgt Erstaunen: „Ich bin ja gar nicht der Einzige mit Schlappfuß“, ruft er. Gemeinsam mit seiner ebenfalls betroffenen Schwester Margret Mecke ist er zum WAZ-Nachtforum Medizin gekommen, welches zum 57. Mal ein medizinisches Thema hinsichtlich Symptomatik, Diagnostik und Therapie beleuchtet.
Für WAZ-Leser bedeutet das seit vielen Jahren ein jedes Mal: Vorträge von Ärzten, Patienteninterviews und die Möglichkeit jede Menge Fragen zu stellen. „Meine Fußheberlähmung trat auf, nachdem ich mit überschlagenen Beinen saß und ein Nerv abgedrückt wurde“, erinnert sich Möller. Treppensteigen fiel ihm fortan besonders schwer.
Nervenstörungen sind ursächlich
Im WAZ-Nachtforum wollen die Patienten Antworten auf Fragen nach Ursachen und Behandlung finden. Dafür erläutert zunächst Dr. Daniel Mesbah, Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, das komplexe Körperteil Fuß. Denn erst wenn Abroll- und Drehvorgang Probleme bereiten, rücken die 28 Knochen, 29 Gelenke und zehn Sehnen in den Fokus.
Mesbah zeigt Videos vor und nach einer Operation. „Kaum zu erkennen, welcher Fuß einmal betroffen war“, sagt er. Der leitende Oberarzt und stellvertretende Direktor der neurochirurgischen Klinik, Dr. Christopher Brenke, blickt im Anschluss auf die Ursachen. „Fußheberstörungen entstehen durch Probleme bei den Nerven, welche die Muskeln ansteuern“, erklärt der Arzt.Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum
Diagnostik mittels MRT
Bildlich stellt Brenke das menschliche Nervensystem als Stromnetz dar - vom erzeugenden Kraftwerk (Gehirn) mittels Überlandleitungen (Rückenmark) und Umspannwerk (Nervenwurzel) hin zur Steckdose im Haushalt (peripherer Nerv). „Wenn der Fuß schlapp macht, können die Ursachen an verschiedenen Stellen liegen“, so Brenke. Meist sei ein Bandscheibenvorfall oder eine Wirbelkanaleinengung der Grund für die behindernde Störung. Aber auch ein Nervenschaden am Unterschenkel könne ursächlich sein.
Im Nachtforum erfuhren die WAZ-Leser auch, welche Untersuchungen bei einem Arztbesuch auf sie zukommen. Dazu zählen das Vorführen von Hacken- und Fersenstand, MRT und Ultraschall. „Wenn Patienten erst spät zu uns kommen, finden wir oft keine Ursache mehr“, sagt Brenke.
Sehnenumlenkung bei OP
Stets die drängendste Frage: „Was tun?“ Antwort darauf hatte Fachärztin Dr. Anne Carolus aus der neurochirurgischen Klinik. „Durch gezieltes Training wird die Versteifung des Sprunggelenks und die Verkürzung von Sehnen verhindert“, so die Expertin. Häufig falle die Wahl auf Orthesen, gegen Schmerzen sei eine Elektrotherapie ratsam. „In 50 Prozent der Fälle raten wir zu einer Operation.“
Wartezeit beträgt wenige Wochen
Für einen Arztbesuch in der Klinik ist eine fachärztliche Überweisung und eine Terminvereinbarung über die Ambulanz notwendig.
Die Wartezeit zur Vorstellung in der Sprechstunde zur Fußheberlähmung beträgt wenige Wochen.
Das nächste WAZ-Nachtforum Medizin findet am 28. November um 17 Uhr in der Cafeteria des Knappschaftskrankenhauses zum Thema neuro-radiologische Schlaganfallversorgung statt.
Weitere Informationen gibt es unter www.kk-bochum.de
Sei das Wadenbeinköpfchen ursächlich, erfolge die OP ambulant, bei Eingriffen an der Nervenwurzel stationär. „Wenn die Störung länger als ein Jahr besteht, ist eine Nervenerholung unwahrscheinlich“, so die Ärztin. Dann rate man zu einer Ersatzoperation mit einer Sehnenumlenkung.
Zuhause barfuß laufen
Nach jeder Menge Input hatten die WAZ-Leser ebenso viele Fragen: Wie lange dauert die Heilung nach der Ersatz-OP? Zahlt die Kasse? Was kann man zu Hause tun? Carolus dazu: „Der Fuß wird acht Wochen bis zur Reha ruhiggestellt, die Kasse zahlt bei gegebener Indikation“. Zuhause solle man barfuß laufen und den Fuß dabei anschauen. Beleuchtung und Teppiche seien bei der Sturzprophylaxe bedeutend.
Als operierter Patient konnte auch Karl-Heinz Greinert Fragen beantworten. Die wohl wichtigste: „Die Operation hat sich gelohnt, ich bin schon wieder Auto und Rad gefahren.“