Bochum. Die Bochumer Symphoniker begeistern mit einem großen Mozart-Abend im Bochumer Musikforum. Der Abend wirkte wie ein kleiner Frischlufttornado.
Die Bochumer Symphoniker boten mit „Bosy pur“ einen Mozart-Abend, der mitreißend war wie ein kleiner Frischlufttornado. Das Publikum lohnte mit tosendem Applaus.
„Bosy pur“, das ist das etwas andere Konzertformat. Es steht kein Dirigent dem Orchester vor, sondern der Konzertmeister und 1. Geiger Raphael Christ. Es wird auch nicht in Frack und langem Schwarzen musiziert, sondern im eher legeren Outfit. Und: die Musiker/innen sitzen nicht während der Aufführung, sondern sie spielen im Stehen.
Locker und unverbraucht
Man mag das alles auf den ersten Blick für lässlich halten, aber es ist gerade diese unübliche Haltung selbst, die „Bosy pur“ zum Erlebnis macht: Klassik kommt locker und unverbraucht ‘rüber, Berührungsängste muss niemand haben.
Zumal nicht, wenn der Programmzettel, wie am Mittwoch, 18. September, ausschließlich auf Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) setzt, einem Künstler, der das Unterhaltsame mit dem Tiefsinnigen aufs Schönste zu verbinden wusste.
In jungen Jahren
Und der bereits in jungen Jahren ein Großer war, wie die „Pariser“ Symphonie D-Dur bewies, die „Wolferl“ mit 22 komponierte. Die Bosy feierten schwung- und druckvoll das mit vielen kompositorischen Finessen auftrumpfende Werk, wobei gerade im stimmungsvollen Andante des 2. Satzes die Spannungsbögen perfekt ausgemalt wurden.
Aufgekratztes Spiel
Ebenso aufgekratzt, mitunter von der eigenen Rasanz und Spielfreude fast fortgerissen, wirkte das Orchester in der Serenade Nr. 6 D-Dur („Serenata notturna“) und der Sinfonie D-Dur („Posthorn“) - alles gelang wie aus einem Guss, die gute dynamische Durchgestaltung und die sichere Einbindung der Streicher-Solopartien (Violinen, Bratsche, Kontrabass) in den Gesamtklang der „Serenata“ begeisterten das Publikum im ausverkauften Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr.
Verspielte Leichtigkeit
Das Auditorium ließ sich, wie die Musiker, von der Leidenschaft des Konzertmeisters anstecken. Raphael Christ führte mit vollem (Körper)-Einsatz und unwiderstehlichem Geigenton durch den Abend, dem die „Titus“-Ouvertüre die Krone aufsetzte. Im Gegensatz zur verspielten Leichtigkeit der anderen Kompositionen des Tages, ist das Opern-Vorspiel ein Spätwerk des Meisters. Hier kommt Mozarts Genie voll zum Tragen: die Streicher zärtlich und rasant, und doch ist die Musik auch von einer grüblerischen Wucht, die schon auf Beethoven zu verweisen scheint.
Dieser Mozart-Abend hatte Tempo und Strahlkraft, er war ein Erlebnis. „Bosy pur“ ist definitiv ein Format, auf das man in Zukunft ein Auge haben sollte.