Bochum. . Weltweit gefragter Bratschist Wolfram Christ spielt gemeinsam mit seinem Filius Raphael beim Symphoniekonzert am Sonntag im Schauspielhaus.

Vater und Sohn gemeinsam auf der Bühne: Das kommt nicht alle Tage vor. Beim Symphoniekonzert am Sonntag (1.11.) im Schauspielhaus darf sich der Zuschauer auf eine spannende musikalische Begegnung freuen, wenn der weltweit gefeierte Bratschist Wolfram Christ (60) auf seinen Sohn Raphael trifft. Der 33-jährige Violinist ist Erster Konzertmeister bei den Symphonikern. Für die WAZ sprach Sven Westernströer mit beiden über ihre musikalischen Wege, ausufernde Weltreisen und über den gefürchteten Herbert von Karajan.

Bekommt man bei Familie Christ das musikalische Gen sozusagen mit in die Wiege gelegt?

Wolfram Christ: Nicht unbedingt. Mein Vater hat Geige als Hobby gespielt. Aus meinen Geschwistern und mir hat mein Vater dann ein Streichquartett geformt. Mein Bruder war am Cello, meine Schwester und mein Vater an der Geige – und für mich blieb halt die Bratsche übrig. Meine erste Bratsche liegt noch bei mir zu Hause in Freiburg, die hat damals 40 Mark gekostet.

Raphael Christ: Zu meiner Zeit war schon klar, dass ich ein Instrument lernen würde, aber meine Eltern haben das nie forciert. Mit acht oder neun Jahren wollte ich lieber Fußballer oder Judokämpfer werden, das Interesse an der Musik kam erst später. Mit 14 Jahren wusste ich dann, dass ich Geiger werden möchte.

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Das klappt doch nur mit ewiger Kondition und ganz viel Willen.

Raphael Christ: Sicher. Jeden Tag musste ich zwei Stunden üben, am Wochenende auch länger. Da hat meine Mutter drauf geachtet, sonst hätte das mit der Musiker-Karriere nie geklappt. Meine Schwester Sarah spielt Harfe.

Ihre Biografien füllen mehrere Seiten. Dabei fällt die langjährige Zusammenarbeit des Vaters mit Herbert von Karajan ins Auge.

Wolfram Christ: Karajan engagierte mich 1978 als ersten Solobratschisten für die Berliner Philharmoniker, da war ich erst Anfang 20. Das war eine Persönlichkeit, wie es sie heute gar nicht mehr gibt. Er war unantastbar. Während die Dirigenten heute ein feines Gespür für ihr Orchester haben, war Karajan total autokratisch. Aber was dabei heraus kam, war phänomenal. Etwas Ähnliches habe ich später nur mit Claudio Abbado und einmal mit Leonard Bernstein erlebt.

Ein großer Vorteil Ihres Berufes ist: Sie sehen viel von der Welt.

Wolfram Christ: Stimmt, aber das klingt viel glamouröser als es in Wahrheit ist. Meistens sieht man von den Städten nicht mehr als den Konzertsaal und das Hotel. Nach den Konzerten sucht man dann noch irgendwo was zu essen, und am nächsten Morgen geht es zurück zum Flughafen. Das war früher anders: Da konnte man ganz gemütlich eine Woche mit Abbado in New York bleiben. Aber dieser Luxus wurde zunehmend zur Kostenfrage, heute nicht mehr vorstellbar.

Worauf dürfen wir uns bei Ihrem gemeinsamen Konzert freuen?

Raphael Christ: Auf die Symphonie Nr. 3 von Schubert, ein wunderschönes Stück. Und auf die „Sinfonia concertante“ von Mozart.

Wolfram Christ: Das ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke! Aber in der Woche vor einem Konzert ist eigentlich jedes Stück, das wir spielen, mein Lieblingsstück, dann geht mir nichts anderes durch den Kopf. Das wechselt dann vor dem nächsten Konzert.