Bochum-Stiepel. Der Ruhrtalradweg in Stiepel soll begradigt werden. Heidi Hopkins vom Naturschutzbeirat kritisiert die Pläne und liefert eigene Vorschläge.
In der Diskussion um die geplante Begradigung des Ruhrtalradweges in Stiepel melden sich jetzt auch die Naturschützer (erneut) zu Wort. Heidi Hopkins, Mitglied im Naturschutzbeirat der Stadt, hatte sich schon 2016 kritisch geäußert, dass der Ruhrtalradweg künftig über den Betriebsweg des früheren Wasserwerks verlaufen soll – und somit mitten durch ein kommendes Naturschutzgebiet.
Nun erneuert Heidi Hopkins ihre Kritik. „Das Engagement der Stiepeler, die um den Ruhrauenweg kämpfen, veranlasst mich, noch auf weitere ungelöste Probleme mit der RVR-Planung aufmerksam zu machen“, sagt sie. „Die Stadt Bochum wäre meines Erachtens schlecht beraten, nur wegen möglicher Fördergelder eine unausgewogene Planung auf Bochumer Gelände zu Lasten der Spaziergänger – und ohne richtige Beteiligung der Bevölkerung – zu akzeptieren.“
Streckenverlauf lauft RVR zu kurvig
Wie mehrfach berichtet, hält der verantwortliche Regionalverband Ruhr (RVR) den aktuellen Streckenverlauf des Ruhrtalradweges für zu kurvig in Folge dessen für zu gefährlich. Daher soll dieser Teil zwischen Alter Fähre und Brockhauser Straße als Ausgleich für die neue Streckenführung größtenteils zurückgebaut und der Natur zurückgeführt werden. Ein kleiner Bereich soll nur Fußgängern zugänglich bleiben.
Gefahr für Naturschutz und Nutzer
Heidi Hopkins sieht durch das Vorhaben des RVR zum einen den Naturschutz gefährdet, zum anderen aber auch die Sicherheit der Nutzer. Und diese seien ja zahlreich und längst nicht nur Radfahrer: „Familien mit Kinderwagen, Kinder mit Dreirädern, Spaziergänger, Hundehalter, Senioren mit Rollatoren, Inlineskater, E-Scooter-Fahrer“, zählt Heidi Hopkins auf.
Weitere Unterschriftenaktion
Der RVR überholt nicht nur diesen Teilbereich des Ruhrtalradweges. Angefangen wurde am Kemnader See auf Höhe von Haus Oveney. Von dort bis zur Brockhauser Straße soll am Ende der Ruhrtalradweg durchgehend eine Breite von 3,50 Meter haben.
Seit vielen Monaten kämpfen Stiepeler Bürger darum, zumindest den unteren Teil des Ruhrteilradweges an der Alten Fähre als Fußweg zu erhalten. Der Rundweg rund um die Gastronomie soll demnach weiterhin Bestand haben. Um den „extremen Knotenpunkt“ – das Nadelöhr „An der alten Fähre“ – zu entschärfen und um den Bürgern einen beliebten Spazierweg zu erhalten.
Dafür wurde eigens die Bürgerinitiative „Pro Erhalt des Ruhrauen-Fußweges“ gegründet. Diese stand jüngst vorm Rewe in Stiepel-Frische und sammelte Unterschriften. Immerhin 170 kamen zusammen. Insgesamt haben Hans Klingelhöfer & Co. inzwischen mehr als 700 bekommen. Damit es 1400 – so das Ziel – werden, will man am kommenden Wochenende (Freitag und Samstag, 20./21.) abermals vorm Rewe um Unterschriften bitten.
Da seien Konflikte programmiert. Zumal es oft mit der Rücksicht der Verkehrsteilnehmer nicht weit her sei. Hopkins: „Vor allem für Spaziergänger wird aufgrund der RVR-Ruhrtalradwegeplanung der Landschaftsgenuss im Naturschutzgebiet Stiepeler Ruhraue künftig stark eingeschränkt, weil sie leider nur noch eine untergeordnete Rolle spielen werden.“ Sie fragt: „Wollen die Bochumer und vor allem auch die Stiepeler das? Sind sie gehört worden?“ Bedenken der Naturschutzgruppen seien zudem nur bedingt berücksichtigt worden.
Aus Sicht von Heidi Hopkins dürfe nicht sein, dass die RVR-Verkehrsplanung Vorrang vor Naturschutz in Naturschutzgebieten habe. Sie rechnet mit weitgehenden, nicht wieder gut zu machenden Beeinträchtigungen. So werde etwa „die Renaturierung der Ruhraue mit ihren Bächen gemäß EU- Wasserrahmenrichtlinie erschwert bzw. unmöglich gemacht“. Zudem befürchtet sie, dass das Landschaftsbild gestört und Unruhe ins Naturschutzgebiet getragen wird.
Heidi Hopkins hält das Vorhaben des RVR für „eine Fehlplanung“. Sie hat ganz eigene Ideen, wie man in der Ruhraue vorgehen sollte. Anstelle des Betriebsweges des früheren Wasserwerks sollte der bisherige Weg begradigt und direkt zur Brockhauser Straße führen. Diese werde ja eh zur Fahrradsstraße umgewidmet.
Zu Fuß über den Leinpfad
Die Fußgänger könnten hingegen weiter den alten Leinpfad nutzen und dann über die Zufahrt zum ehemaligen Wasserwerk hoch zur Brockhauser Straße gelangen. „Dieser Fußweg entlang der Ruhr ist wunderschön, aber holprig.“ Auf Radfahrer dürfte man dort also eher weniger treffen.
Die Zeit drängt – im Oktober soll es losgehen
„Ich hoffe sehr, dass die RVR-Planung unter Berücksichtigung von §1 Bundesnaturschutzgesetz, der den Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sehen will, im Sinne des Naturschutzes angepasst wird.“ Und das zeitnah, denn die Zeit drängt. Im Oktober schon will der RVR den Abschnitt in Stiepel in Angriff nehmen.
Laut Heidi Hopkins wird der Ruhrtalradweg auch Thema heute (17.) im Naturschutzbeirat sein: 15 Uhr im kleinen Sitzungssaal im Rathaus. Gäste sind willkommen.