Bochum. Wenige Wochen nach dem Start von E-Scootern in Bochum mehren sich Beschwerden über Verkehrsverstöße. Es gibt aber auch positive Reaktionen.

Die E-Scooter gehören immer mehr zum täglichen Bild auf Bochums Straßen. Allerdings auch auf den Bochumer Gehwegen und in den Fußgängerzonen, wo sie gar nicht erlaubt sind. Wie die Polizei am Dienstag auf Anfrage erklärte, wird dieser Verstoß zunehmend festgestellt.

15 Euro Verwarngeld kostet es, wenn man mit einem Elektro-Scooter auf Flächen fährt, die dafür nicht vorgesehen sind. Wer dabei gleichzeitig jemanden behindert, ist mit 20 Euro dabei. Gefährdet er zusätzlich jemanden, muss er 25 Euro zahlen. Macht er dabei etwas kaputt, sind es 30 Euro.

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„Wir stellen vermehrt Verstöße von E-Scooter-Fahrern fest“, sagte Polizeisprecherin Tanja Pfeffer zur WAZ. Sie meint dabei neben dem Fahren auf Gehwegen auch die Missachtung der Versicherungspflicht sowie das Fahren unter Einwirkung von Rauschmitteln. Allein am vergangenen Wochenende wurden im Bochumer Polizeibezirk vier Anzeigen wegen Trunkenheit auf E-Scootern gefertigt.

Polizei ist „sensibilisiert bis in die Fingerspitzen“

Die Polizei sei für das Thema E-Scooter „sensibilisiert bis in die Fingerspitzen“, sagt Tanja Pfeffer. Ihre Kollegen vom Wachdienst seien „sehr aufmerksam“. Es seien noch genauere Kontrollen geplant. „E-Scooter sind kein Spielzeug.“ Es gelten zum Beispiel dieselben Promille-Grenzen wie beim Autofahren.

Auch WAZ-Leser Klaus Husing beobachtet, dass sich nicht alle E-Scooter an die Regeln halten. Etwa am vergangenen Wochenende: „Auffällig war bei der Beobachtung des Treibens auf der Hans-Böckler-Straße insbesondere die vorschriftswidrige und rigorose Nutzung des Bürgersteigs, indem sich der Fahrweg durch verschreckte Fußgänger gebahnt wurde, und die Fahrten zu zweit auf dem Scooter.“ Zu zweit auf dem Trittbrett zu fahren, kostet zehn Euro Verwarngeld. Wenn man denn von der Polizei erwischt wird.

Erst am vergangenen Freitag gab es auch den ersten Unfall mit einem E-Scooter in Bochum. In Langendreer war der 28-jährige Fahrer nach dem verbotswidrigen Fahren auf einem Gehweg und dem Nutzen einer Fußgängerfurt von einem Auto erfasst und verletzt wurden. „Der E-Roller verfügte nicht über das erforderliche Versicherungskennzeichen und hatte keine Zulassung. Deswegen wurde das Gefährt sichergestellt. Nun erwartet den Fahrer des E-Rollers ein umfangreicheres Ermittlungsverfahren“, so die Polizei. Zudem stand der Fahrer unter Drogen.

„Für mich als Ehrenfelder sind die Scooter ideal“

So werden Verstöße von E-Scooter geahndet

Hier ein paar Auszüge aus dem Bußgeldkatalog für E-Scooter-Fahrer.

Keine Betriebserlaubnis: 70 Euro; keine Versicherungsplakette: 40 Euro; nebeneinander fahren: 15 Euro; keine intakten Bremsen: 25 Euro; kein intaktes Licht: 20 Euro; keine intakte Klingel: 15 Euro.

Auch das Telefonieren unterwegs ist verboten. Eine Helmpflicht besteht nicht.

Den Radweg dürfen E-Scooter benutzen. Ist keiner vorhanden, müssen sie auf der Straße fahren.

Es gibt aber auch positive Reaktionen auf die E-Scooter. Juan Marco Polifka Avila, Ehrenfelder und Mitglied in der Jugendorganisation der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmer (JCDA), nutzt die „Elektrokleinstfahrzeuge“ (EKF), wie sie im Behördensprech heißen, regelmäßig: „Für mich als Ehrenfelder sind die Scooter ideal, um mal schnell in die Stadt zu fahren. Von zu Hause bis zum Hauptbahnhof benötige ich meist weniger als zehn Minuten, so lange lief ich sonst bis zur Straßenbahn.“

Polifka Avila und andere Mitglieder hatten die E-Scooter der Verleiher „Circ“ und „Tier“ am Wochenende auf einer Fahrt durch die Innenstadt getestet.

In erster Linie als Unterhaltung sieht die JCDA-Vorsitzende Maurice Schirmer die E-Scooter. „Der Spaß-Faktor beim E-Scooter ist definitiv vorhanden. Allerdings stellt er keine wirkliche Ergänzung zum ÖPNV dar.“

Neuer Anbieter „Lime“ startet am Mittwoch, 11. September, in Bochum

Beide JCDA-Mitglieder sind sich aber einig, dass die E-Scooter „vor allem auf der letzten Meile eine schnelle und auch amüsante Ergänzung darstellen können“. Gleichzeitig appellieren die jungen Christdemokraten an alle E-Scooter-Fahrer, mehr Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer zu nehmen.

Seit wenigen Wochen bieten zwei Unternehmen Leih-E-Scooter in Bochum an: „Circ“ und „Tier“. Am Mittwoch, 11. September, kommt ein dritter Anbieter hinzu. Das Berliner Unternehmen „Lime“ wird dann eine dreistellige Anzahl an Fahrzeugen in der Innenstadt bereitstellen. Damit gibt es in Bochum mehr als 1000 Leih-E-Scooter. Die Anzahl kann sich aber noch deutlich steigern.