Bochum. Die Parteispitze der Bochumer Grünen möchte Thomas Eiskirch als OB-Kandidaten von SPD und Grünen. Darüber stimmen jetzt die Mitglieder ab.
Die Führung der Bochumer Grünen schlägt jetzt nun doch Thomas Eiskirch als Kandidaten für die Wahl zum Oberbürgermeister von Bochum im kommenden Jahr vor. Der Vorstand der Grünen sowie die Steuerungsgruppe zur Kommunalwahl 2020 haben für die Kreiswahlversammlung am 24. September den amtierenden Oberbürgermeister Thomas Eiskirch als gemeinsamen Kandidaten von SPD und Grünen benannt. Die Entscheidung über diesen Vorschlag fällen allerdings alleine die Mitglieder der Partei.
Genaue Choreografie der Koalitionäre
Offenbar haben sich SPD und Grüne in Bochum eine genaue Choreografie für die Nominierung ausgedacht. Genau eine Stunde und 24 Minuten nach der Pressemitteilung der Grünen schickte die SPD ihre Version los. Ungefähr eine Spielfilmlänge später also meldete sich der Vorstand der Bochumer SPD zu Wort. Er freue sich, heißt es, dass Thomas Eiskirch auch in Zukunft Verantwortung für seine Heimatstadt übernehmen werde. Einstimmig schlage der Vorstand ihn für den kommenden Parteitag als OB-Kandidaten vor.
Dazu gibt es ein vorbereitetes Zitat von Thomas Eiskirch. „Ich bin mit Leidenschaft seit vier Jahren Oberbürgermeister unserer Stadt. In dieser Zeithaben wir viel Neues auf den Weg gebracht und machen tagtäglich deutlich: Unsere Heimat hat Zukunft. Ich freue mich, dass ich in 2020 mit dem Rückenwind von SPD und Grünenerneut antreten kann. Dies ist ein Vertrauensbeweis, der die gemeinsam geleistete Arbeit bestätigt.“
Der Vorsitzende der Bochumer SPD, Karsten Rudolph, ergänzt zur Nominierung: „Wir freuen uns, dass auch der Grünen-Vorstand Thomas Eiskirch den Mitgliedern der Bochumer Grünen als gemeinsamen OB-Kandidaten vorschlägt. SPD und Grüne arbeiten seitvielen Jahren erfolgreich und vertrauensvoll für unsere Stadt.
Mit eigenem Kandidaten geliebäugelt
Nach Informationen der WAZ hat es dennoch seitens der Grünen zuvor Gespräche mit zwei bis drei Menschen gegeben, die als grüne(r) Oberbürgermeisterkandidatin oder -kandidat in Profil gepasst hätten. „Wir wollten eine Persönlichkeit, die auch in der Lage gewesen wäre, die Stadtverwaltung zu führen, so Hans Bischoff, Sprecher der Bochumer Grünen. Aus verschiedenen Grünen sei es dann jedoch nicht dazu gekommen, dass einer dieser Wunschkandidaten seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt hätte. Eine mögliche Kandidatin soll sogar mit dem Hinweis: „Wir haben bereits einen guten Oberbürgermeister in Bochum“, auf ihre Nominierung verzichtet haben.
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Intensive parteiinterne Debatte
Jetzt sei ein intensiver parteiinterner Prozess abgeschlossen. „In den vergangenen Jahren wurde gemeinsam viel in Bochum bewegt. Zwei Gesprächsrunden haben gezeigt, dass wir auch eine gemeinsame Vorstellung von Bochums Zukunft als sozial-ökologischer Stadt haben“, erklärt Bischoff zur Begründung. Natürlich gebe und gibt es auch bei verschiedenen Themen wie Klimaschutz, Mobilität, Flächenpolitik und Wohnungsbau Differenzen, über die in den Gesprächen diskutiert worden ist. Beispiel: Flächenpolitik. „Gemein ist uns, dass wir Wohnungsbau in Bochum – vorrangig bezahlbaren – wollen, aber aus grüner Sicht eben nicht großflächig zu Lasten unseres Naturraumes. Diese und andere Differenzen tragen wir, wie in der Vergangenheit auch, selbstbewusst aus und treten für deutliche Verbesserungen ein“, ergänzt Barbara Jessel, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der grünen Ratsfraktion.
Wahlparteitag der SPD
Der Wahlparteitag der SPD, an dem die Partei auch Thomas Eiskirch zum Kandidaten für die Direktwahl des Oberbürgermeisters im kommenden Jahr nominiert, findet am kommenden Montag in der Wattenscheider Stadthalle statt.
Schon haben einige Ortsvereine, etwa Ehrenfeld, auch öffentlich ihre Unterstützung für Thomas Eiskirch kundgetan. Wie die SPD am Dienstag auf Anfrage mitteilt, seien bisher keinerlei Gegenvorschläge eingegangen. Letztenendes wird jedoch die Vertreterversammlung über die Nominierung von Eiskirch entscheiden.
Nachdem die Stichwahl durch die schwarz-gelbe Landesregierung abgeschafft wurde, ist bei dieser Wahl der Kandidat oder die Kandidatin in mit den meisten Stimmen bereits im ersten Wahlgang gewählt. Wie Thea Jacobs, Sprecherin der Bochumer Grünen, erklärt, ist die Nominierung Thomas Eiskirchs nicht zuletzt strategisch motiviert: „Als Oberbürgermeister für Bochum wünschen wir uns eine Person, die eine progressive sozial-ökologische Politik vertritt.“ Mit einem eigenen Kandidaten wäre auch die Gefahr verbunden gewesen, die grün-linken Stimmen zu zersplittern.
Keine Vorfestlegung
Die Grünen legen großen Wert darauf, dass die gemeinsame Kandidatur keine Vorfestlegung auf etwaige Koalitionen nach der Kommunalwahl 2020 sei. „Selbstverständlich ist nach 20 Jahren rot-grüner Rathauskoalition die SPD die erste Gesprächspartnerin“, sagt Barbara Jessel.
Auf Nachfragen betont die Partei ausdrücklich, dass mit der jetzigen Entscheidung für Eiskirch, der angeschlagenen Bochumer SPD keine Zugeständnisse abgerungen worden seien. Die Verteilung und der Zuschnitt der künftigen Dezernate sei Bestandteil künftiger Koalitionsverhandlungen und sei vorab nicht diskutiert worden, hieß es dazu.