Bochum. Auftragseinbrüche machen der Bochumer Eisenhütte zu schaffen. Die Hälfte der Belegschaft verliert ihren Arbeitsplatz.
Erneut ist ein traditionsreicher Bochumer Industriebetrieb ins Trudeln geraten. Die Bochumer Eisenhütte Holding GmbH entlässt dem Vernehmen nach wegen ausbleibender Aufträge die Hälfte seiner Belegschaft. Mehr als 60 der derzeit 130 Beschäftigten werden das Unternehmen verlassen – 42 zum Ende des Monats, weitere 20 Anfang 2020.
„Es bleibt uns nichts anderes übrig als diesen Weg mitzugehen“, sagt Eva Kerkemeier, erste Bevollmächtigte der IG Metall Bochum/Herne, ansonsten wäre der Fortbestand des gesamten Unternehmens und damit die Beschäftigung aller Mitarbeiter in Gefahr. Gemeinsam mit der Arbeitsagentur sei es immerhin gelungen, eine Transfergesellschaft zu bilden. So bleibe die Chance, dass die Fachkräfte möglichst bald eine neue Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen. Viele der Betroffenen seien zwar durchaus hoch qualifiziert, verfügten aber über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Ausgehandelt wurden angeblich auch Abfindungszahlungen.
Aktiv auf drei Geschäftsfeldern
Aus Sicht der Bochumer IG-Metall-Chefin ist der personelle Aderlass besonders bitter, weil die Geschäftsleitung um Inhaber Rüdiger Oostenryck nach dem rückwirkend zum 1. Januar 2017 erfolgten Kauf des Traditionsunternehmens durch ein Management-by-out alles versucht hat, um das Unternehmen breit aufzustellen und so gegen konjunkturelle Einbrüche zu wappnen. „Allerdings sorgen Einflüsse von außen dafür, dass die Lage auf allen drei Geschäftsfeldern momentan besonders schwierig ist“, so Kerkemeier.
Die Bochumer Eisenhütte war über Jahrzehnte ein klassischer Bergbauzulieferer, ehe er vor dem Hintergrund der Bergbaukrise andere Absatzfelder gesucht hat. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen mittlerweile im Tunnelbau. Dort sind vor allem die in Bochum entwickelten Heintzmann-Bögen zum Abstützen von Streben und Tunnelbauten besonders gefragt.
Umsatzeinbruch aufgefangen
Indes: Aufträge in diesem Bereich in ausreichendem Umfang bleiben derzeit ebenso aus wie im Bergbau und der Wärmebehandlung von Stahl. Das „Steelcenter“ hatte Inhaber Oostenryck aufgebaut, nachdem er die Eisenhütte mit ihrem Standort an der Klosterstraße im Gleisdreieck vom früheren Inhaber Heintzmann übernommen hatte.
Belegschaft und Betriebsrat hatten damals den Kauf begrüßt. Im Jahr des Verkaufs, 2017, hatte das mehr als 160 Jahre alte Industrieunternehmen eine Talsohle durchschritten. Nach einem Minus im Jahr 2016 in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro gab es 2017 einen Überschuss in Höhe von 600.000 Euro. Dennoch ging der Umsatz von 30 Millionen Euro auf knapp 24 Millionen Euro zurück. Hauptabnehmer von Produkten aus der Klosterstraße war bis dahin die Ruhrkohle AG mit 13,3 Millionen Euro.
Nun kommt es doch zum 2017 bereits drohenden Personalabbau, der damals noch durch eine deutliche Verbesserung der Auftragslage in der zweiten Jahreshälfte abgewendet werden konnte. Für eine Stellungnahme war die Geschäftsleitung am Dienstag nicht erreichbar.