Bochum. . Die Heintzmann Holding trennt sich von einem Teil ihres Kerngeschäfts. Geschäftsführer Oostenryck übernimmt Betrieb an der Klosterstraße.
Eines der ältesten Industrieunternehmen Bochums hat sich von einem Teil seines Kerngeschäfts getrennt. Die Heintzmann Holding GmbH, hervorgegangen aus einem vor mehr als 160 Jahren gegründeten Bergbauzuliefererbetrieb, hat die Bochumer Eisenhütte an der Klosterstraße verkauft.
Neuer Eigentümer ist der bisherige Geschäftsführer Rüdiger Oostenryck, der bis zu seinem Schritt in die Selbstständigkeit auch einer der Holding-Geschäftsführer war; ein Management-by-out also. Der Name des neuen, alten Unternehmens: Bochumer Eisenhütte Holding GmbH.
Zuverlässige und bekannte Hände
„Mit großer Zufriedenheit“, sagt Betriebsratsvorsitzender Benno Bargmann, habe die Belegschaft den Eigentümerwechsel zur Kenntnis genommen. „Wir waren von Anfang an informiert und freuen uns, dass das Unternehmen in bekannte und zuverlässige Hände gekommen ist“, so Bargmann. Betriebsrat und Geschäftsführer kennen sich seit Jahren.
Nach schwierigen Jahren, in denen die Belegschaft von 200 auf etwa 140 Mitarbeiter geschrumpft ist, gibt es nun offenbar wieder Grund zum Optimismus. „Wir bauen wieder auf“, so der Betriebsratsvorsitzende. Das Unternehmen suche derzeit Personal. Vor allem im Bereich Wärmebehandlung brumme das Geschäft. „Das ist momentan unser Zugpferd“, so Bargmann.
Vielversprechendes Signal
Die Eisenhütte stellt unter anderem hochbelastbare Rohre für die Öl- und Gasindustrie fertig. Auch die Automobilwirtschaft ist ein wichtiger Auftraggeber. Dem Vernehmen nach setzt der neue Eigentümer vor allem auf das sogenannte „Steelcenter“, in dem es um Veredelung von Stahlerzeugenissen geht.
Dass jemand mit 63 Jahren noch den Weg in die Selbstständigkeit wagt, so ein Insider, sei im Hinblick auf das Potenzial des Unternehmens ein vielversprechendes Signal. Übernommen hat der neue Eigentümer auch das Werk Meiningen, in dem Bergbauprodukte hergestellt werden, und das polnische Tochterunternehmen in Schlesien.
Gotthardt-Tunnel mit Heintzmann-Profilträgern
In den vergangenen Jahren hatte Heintzmann versucht, sich von dem schrumpfenden Bergbau-Markt zu entfernen und neue Geschäftsfelder zu eröffnen. Dazu gehörte der Einstieg in die Bereiche Sicherheitstechnik und Straßenausstattung, aber auch die Abwandlung eines bestehenden Erfolgsprodukts.
So wurden die Heintzmann-Bögen, mit denen der Streckenausbau im Bergbau betrieben wird, auch im Tunnelbau verwendet. Als Referenzprodukt gilt die Ausstattung des 57 Kilometer langen Gotthardt-Tunnels, in dem 35 000 Tonnen Profilträger aus dem Hause Heintzmann verbaut wurden.
Kein Nachfolger aus der Unternehmerfamilie
Ausschlaggebend für den Verkauf der Eisenhütte soll dem Vernehmen nach gewesen sein, dass niemand aus der Unternehmerfamilie in die Geschäftsführung eintreten möchte. Die Holding hatte aber bereits im Spätsommer 2016 angekündigt, zur „strukturellen Verbesserung des Konzerns“ sei auch eine „Optimierung des Portfolios“ möglich.
Im Konzernbericht für 2015 ist ausgewiesen, dass die Gruppe mit ihren 16 inländischen und acht ausländischen Tochterunternehmen und etwa 550 Mitarbeitern ein Umsatz von 154 Millionen Euro erzielt hat. In wirtschaftlichen Nöten steckte zu diesem Zeitpunkt die Heintzmann Sicherheitssysteme GmbH, die im August 2016 einen Insolvenzantrag wegen Überschuldung stellen musste.
>>> INFO: Produktion seit 1954
1954 wurde das Werk an der Klosterstraße in Betrieb genommen. Errichtet wurde es damals für die Produktion des TH-Streckenausbaus.
Das TH-Profil wurde von Heinrich Toussaint und Egmont Heintzmann erfundene. Es wurde seit 1932 sowohl im Bergbau als auch für den Stollen- und Tunnelbau eingesetzt und seitdem immer wieder verbessert.