Bochum/Witten/Hattingen. Seine Balladen sind ein Gedicht. Doch beim Zeltfestival Ruhr überzeugte Gregor Meyle auch mit rockigen Tönen. Die 2000 Fans waren begeistert.

Mehr Pärchen als sonst hatten sich am Donnerstagabend beim Zeltfestival eingefunden. Der Austausch von Zärtlichkeiten war angesagt. Gregor Meyle legt dafür zuverlässig den flauschigen Klangteppich aus. Gekuschelt wurde in der Tat. Doch diesmal schlug der Pop-Poet auf der Bühne auch deutlich rockigere Töne an.

2018 spielte Meyle noch im großen, nur spärlich gefüllten Sparkassenzelt. Der Umzug ins kleinere Stadtwerkezelt war die richtige Entscheidung. Knapp 2000 Besucher im vollen Rund bildeten eine nochmals intensivere, stimmungsvollere Kulisse, die Gregor Meyle sichtlich gut tat. Mit wahren Lobeshymnen überschüttete er sein Publikum. Zu Recht. Denn auch dank der fabelhaften Unterstützung der Fans boten die zweieinhalb Stunden alles, was man von einem rundum gelungenen Konzert erwarten darf.

„Sing mein Song“ lieferte die Initialzündung

Mit seiner sanften, ausdrucksstarken Stimme und bislang sechs Alben hat es der 40-Jährige zu einem der erfolgreichsten Singer-Songwriter gebracht. Die Initialzündung lieferte seine Teilnahme an der TV-Show „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ 2014. Sein Markenkern sind seither Balladen, die in unvergleichlicher Weise vom Glück und Scheitern der Liebe künden, die in den Bauch und zu Herzen gehen. Perlen wie „Keine ist wie du“, „Hier spricht dein Herz“ oder – als Zugabe und Höhepunkt – „Du bist das Licht“ generierten Gänsehautmomente am Kemnader See.

Doch ebenso ausgiebig durfte geschwoft werden. Meyle, wiegend im lateinamerikanischen Samba-Rhythmus; Meyle, ganz cool als Swing- und Reggae-Frontmann; Meyle, mit seiner exzellenten Band als krachender Rock’n’Roller: Der Herz-Bube mit Hut zog alle Register und schnürte ein musikalisches Gesamtpaket, das keine Wünsche offen ließ. Und das unweit seiner alten Heimat: Fünf Jahre, vor seinem Durchbruch, hatte er in Langendreer gewohnt.

Im Gespräch mit Herbert Grönemeyer

An diese Wurzeln könnte Gregor Meyle auch künftig anknüpfen. Kürzlich, plaudert er beim Zeltfestival-Auftritt aus, habe er mit Herbert Grönemeyer gesprochen. „Oh, das hätte ich gar nicht sagen dürfen“, sagt er, grinst und hält inne. Mal schauen: Womöglich gibt’s bald eine Koproduktion von zwei Ex-Bochumern.

WAZ-Wertung: 4 Sterne