Bochum. Das Rittergut Haus Laer widmet Napoleon eine eigene Suite. Ein Urahn des jetzigen Gutsbesitzers kämpfte einst gegen den französischen Herrscher.
Das Rittergut Haus Laer hat so manche Fehde bestanden und ließ sich in den Jahrhunderten seines Bestehens nicht wirklich bezwingen, weder von offiziellen Straßenbauingenieuren, noch durch den hohen Offizier, General und späteren Kaiser der Franzosen, Napoleon Bonaparte. Volker Frielinghaus vom Haus Laer war an den jüngeren Fehden beteiligt, sein Ur-Ur-Urgroßvater, der Gutsherr Johann Konrad Christian Karl Jobst von der Leithen (1772-1829) kämpfte höchst selbst gegen Napoleon. Vor mehr als 200 Jahren war das. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass eines der zahlreichen Zimmer und Suiten des, seine Geschichte bis in Jahr 940 zurückverfolgenden Rittergutes, Napoleon Bonaparte selbst gewidmet ist.
Erinnerungen an Napoleon
Ein Grund, um im Jahr des 250. Geburtstags Napoleons die durchaus bestehenden Bezüge zwischen dem jungen Bochumer Konrad von der Leithen zu dem Feldherrn und Kaiser ein wenig näher zu beleuchten. Volker Frielinghaus nutzt die Gelegenheit, um die mit den unterschiedlichsten Stücken ausgestattete Napoleon-Suite zu zeigen. Er zeigt auf eine Anrichte, auf der alte Kanonenkugeln liegen, die noch aus der Zeit der napoleonischen Kriege stammen. „Ich habe noch ein Buch mit Darstellungen der großen Schlachten, an denen Napoleon beteiligt war. Diese Bilder werden ebenfalls bald in diesem Raum hängen.“
Ein angesehener Zeitgenosse
Schon zu Lebzeiten wurde Konrad von der Leithen gewürdigt: „Um vier Uhr morgens ging er schon an die Arbeit. Jeder, selbst der geringste Bewohner seines Kreises fand bei ihm Zugang, Gehör und Rat.
Liebensvoll war er gegen jedermann. Hülfreich bot er jedem die Hand und diente mit Freuden, wo er vermochte, was die Bewohner des Dorfes Laer, seine nächste Umgebung zu rühmen wissen“, heißt es in einer zeitgenössischen Schrift.
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voller historischer Anspielungen. Zahlreiche berühmte Gemälde hängen hier in Kopien. Aber es finden sich auch Originale, wie etwa das Bildnis eben jenes Ur-Ur-Urgroßvaters aus späten 18. Jahrhundert. Der Spross des Hauses Laer trat als Standartenjunker 1789, also im Jahr der französischen Revolution, als gerade 17-Jähriger in das königliche Leibkarabinier-Regiment ein. Er nahm an dem Koalitionskrieg gegen Frankreich teil und kämpfte 1793 bei der Belagerung der Stadt Valenciennes und ein Jahr später nahm er da schon als Leutnant an der Schlacht bei Kaiserlautern teil.
Er wurde Landrat des Kreises Bochum
Aufgrund einer Kriegsverletzung schied er als gerade 30-Jähriger Mann aus der Armee aus. In Bochum gehörte er noch zwischen 1814 bis 1817 dem sogenannten Landsturm an. Außerdem war er an der Verfolgung der geschlagenen napoleonischen Armeen nach der Niederlage vor Moskau beteiligt. Die versprengten Einheiten zogen auch durch den Bochumer Raum. In diesem Zusammenhang stellt
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zu einem sich seit vielen Jahren haltenden hartnäckigem Gerücht klar. „Bei all meinen Recherchen fand ich keinerlei Bestätigung, dass Napoleon tatsächlich einmal über die Wittener Chaussee, heute Wittener Straße, gezogen ist.“ Einige Schützenvereine haben diese Geschichte immer noch in ihren Annalen.
Übrigens bekleidete Konrad von der Leithen in seinen letzten Jahren eine ziemlich friedliche Stellung. Er wurde Landrat des Kreises Bochum. Wie das Haus Laer recherchierte, wurde er noch im Jahr seines Todes zum Mitbegründer des „Wochenblatts für den Kreis Bochum“. Das Wochenblatt entwickelte sich später zur Zeitung „Märkischer Sprecher“, dieser wurde wiederum vom „Bochumer Anzeiger“ aufgekauft. Letzterer schließlich stand Pate bei der Gründung der WAZ, womit sich der Kreis schließt.