Bochum. Die Polizei kontrolliert jetzt einmal im Monat schwerpunktmäßig das Verhalten von Radfahrern. Grund sind die steigenden Unfallzahlen.
Die Polizei reagiert darauf, dass immer mehr Radfahrer auf Bochums Straßen unterwegs sind. Künftig wird es einmal im Monat Schwerpunktaktionen geben, bei denen speziell die Radfahrer über Gefahren aufgeklärt und Verkehrsverstöße sanktioniert werden. Am Dienstag ging es unter dem Motto „Mit Rad und Tat für Sicherheit“ los.
Zwischen 7 und 9 Uhr wurden an der Kreuzung Viktoriastraße/Konrad-Adenauer-Platz sechs Radfahrer angezeigt, weil sie stadteinwärts kommend über „Rot“ gefahren sind. Außerdem wurden drei Verstöße gegen das Fahrverbot in der Fußgängerzone bestraft und einmal das Handy-Telefonieren am Lenker (55 Euro).
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Die Unfallzahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Gab es im Jahr 2017 noch 305 Unglücke mit Radfahrern, waren es im vergangenen Jahr schon 388. „Leider sind ausgerechnet Pedelec-Fahrer auch immer häufiger an Unfällen beteiligt“, stellt die Polizei fest.
„Die Hemmschwelle ist gesunken“
„Im Straßenverkehr ist es allgemein aggressiver geworden“, sagt Polizeihauptkommissar Siegfried Klein, Leiter der Verkehrsprävention. „Die Hemmschwelle ist gesunken.“ Dazu gehören vor allem gegenseitige Rücksichtslosigkeit, Egoismus und Gleichgültigkeit einiger weniger – das Grundübel aller Probleme auf Straßen, Wegen und Plätzen.
An diesem Dienstag stand die Polizei vor dem Musikzentrum an der Viktoriastraße: Sie informierte über Verkehrsregeln und ahndete Verstöße gegen dieselben. Ein älterer Radfahrer (ohne Helm, auch wenn das erlaubt ist), der in falscher Richtung über den Gehweg fuhr, wurde sofort angehalten. Normalerweise sind 20 Euro Verwarngeld fällig. Eva Waga-Paluch belässt es bei einer mündlichen Verwarnung; der Radfahrer war einsichtig. Hätte er rumgezickt, hätte er zahlen müssen.
„Was man als Radfahrer bedenken sollte: Man ist der schwächere Verkehrsteilnehmer“
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Rotlichtverstöße, Missachtung von Vorfahrten, zu schnelle Spurwechsel, zu hohes Tempo, unerlaubte Abkürzungen beim Abbiegen an Kreuzungen, Unterschätzung des toten Winkels – all dies sind klassische Gründe für Unfälle mit Radfahrern. „Was man als Radfahrer bedenken sollte: Man ist der schwächere Verkehrsteilnehmer, gerade angesichts des immer stärker werdenden Verkehrsaufkommens“, sagt Eva Waga-Paluch. Radfahrer sollten denken: „Da fahre ich doch lieber vorsichtiger, damit ich den Tag gut überstehe.“ Wer zum Beispiel mal eben vorschriftswidrig über eine Kreuzung husche, sollte bedenken, dass Gefahren von allen Seiten drohen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehe. Vor allem, wenn man einen Lautsprecherstöpsel im Ohr habe.
„Der Umgang unter Verkehrsteilnehmern ist rauer geworden“
Polizistin plädiert für eine Helmpflicht
Helme sind weder für Radfahrer noch für Ex-Scooter Pflicht.
Polizeihauptkommissarin Eva Waga-Paluch sagt allerdings: „Ich persönlich plädiere für eine Helmpflicht, wohl bei Radfahrern wie bei Ex-Scootern. Ich vergleiche das mit Skifahrern: Auf der Piste fallen heute diejenigen ohne Helm auf. Heute fährt jeder mit Helm.“
Auch die Polizistin stellt fest: „Der Umgang unter Verkehrsteilnehmern ist rauer geworden, weil unsere Umwelt mehr Ansprüche an uns stellt.“ Heutzutage verlange allein die anspruchsvolle Technik auf dem opulenten Armaturenbrett mehr von einem Verkehrsteilnehmer ab als früher. Aber: „Wenn wir alle mehr Rücksicht üben, verhindern wir Unfälle, nicht zuletzt reduzieren wir persönlichen Stress.“
In Zukunft werden wohl auch mehr E-Scooter auf Bochums Gehwegen unterwegs sein. Eva Waga-Paluch: „Alle müssen darauf achten, dass E-Scooter verkehrsgerecht genutzt werden.“ Auch sie dürfen – bis zu 20 km/h – auf einem Radweg gefahren werden.“