Bochum. . Mit Beginn die Fahrradsaison kommt auch wieder eine Helmpflicht ins Spiel. Aber es gibt trotz der Sicherheitsaspekte nicht nur Pro-Argumente.
Sie können Lebensretter sein, aber geliebt sind sie oft nicht: die Helme für Fahrradfahrer. Sie sind sperrig beim Fahren und Transport, oft unbequem und ruinieren die Frisur. Trotzdem hat sich Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier für eine Helmpflicht ausgesprochen. „Ein gutes Signal“, sei dies. Anlass waren die im Vorjahr rasant gestiegenen Fallzahlen von Rad-Unfällen.
Beispiele: Am 28. Mai 2018 stürzte ein Radfahrer (71) auf der Oskar-Hoffmann-Straße. Er erlitt schwere Kopfverletzungen und musste stationär ins Krankenhaus. Einen Helm trug er nicht. Keinen Helm trug auch ein Mountainbikefahrer (30), der tags zuvor „Auf dem Kalwes“ gegen den Bordstein prallte und schwer verletzt wurde.
Eine Helmpflicht besteht in Deutschland nicht, obwohl die reine Vernunft das nahelegt. Auch Polizeihauptkommissar Guido Jabusch, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Bochumer Verkehrswacht, sagt: „Ich freue mich über jeden, der mit Helm fährt.“ Einen Zwang lehnt er jedoch ab, weil er lieber auf Überzeugung setzt. Dazu betont er: „Ein Helm auf dem Kopf heißt nicht unbedingt, dass er auch richtig schützt. Er muss richtig passen und richtig eingestellt sein.“ Die Hälfte der Helme von Schülern sei nicht richtig eingestellt. Sie würden oft zu weit oben auf dem Kopf sitzen und nicht weit genug in der Stirn.
Helme müssen „fachgerecht eingestellt“ werden
Das kann Michael Schulz vom Fahrradgeschäft „Balance“ bestätigen. Die Helme müssten „fachgerecht eingestellt“ werden, weil sie bei einem Sturz sonst wegrutschen oder durch die Bänder zur Strangulation führen könnten. Ein Helm ab 50 Euro gewährleiste die Sicherheit, sagt Schulz. „Je mehr ich ausgebe, desto leichter und desto besser belüftet werden die Helme.“ Bis zu 200 Euro koste so ein Exemplar.
Jabusch von der Verkehrswacht gibt auch zu bedenken: Wer verpflichtet werde, einen Helm zu tragen, wähle eventuell lieber das Auto. Zudem würden Versicherungen vielleicht nicht zahlen, wenn der Verunglückte keinen Helm getragen habe.
Gehirnblutung immer gefährlich
Wie sehr ein Helm Verletzungen abmildern kann, betont Dr. Uwe Hamsen, Oberarzt der chirurgischen Intensivstation im Bergmannsheil. „Schon kleinste Mengen Blut am Gehirn können dazu führen, dass die Patienten akut lebensbedroht sind oder bleibende Gehirnschäden davontragen“, sagte er der WAZ. Kopfverletzungen seien der häufigste Grund, wenn man nicht in den Beruf zurückkönne oder pflegebedürftig werde. Schwere Verletzungen würden in Deutschland vor allem im Straßenverkehr verursacht; davon seien 45 Prozent Verletzungen am Kopf.
>>> 220 Radfahrer wurde im Vorjahr verletzt
Die Anzahl der verunglückten Rad- und Pedelec-Fahrer in Bochum ist seit drei Jahren klar angestiegen. 2016 waren es 149, 2017 schon 168 und 2018 bereits 220. Und dies sind nur die, die der Polizei bekannt sind.
Besonders Kinder tragen laut Polizei fast zu 100 Prozent einen Helm. Bei Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen nimmt dies ab. Ältere tragen ebenfalls häufig Helm, Gelegenheitsfahrer/Kurz-Strecken-Fahrer am seltensten.