Eppendorf. Die Diskussionen über die Wiederaufstellung des Stahlskulptur am Kreisverkehr Eppendorf halten an. Die Stadt rät, einen neuen Standort zu finden.

Der Eppendorfer Kreisverkehr Am Thie ist längst fertig. Doch die Stahlskulptur, die früher auf der Grünfläche an dieser viel befahrenen Kreuzung stand und nach dem Kreisel-Bau dort eigentlich wieder aufgestellt werden sollte, ist hier bislang nicht zu sehen.

Dafür steht auf der Grünfläche des Kreisverkehrs seit einigen Tagen ein großes Plakat: „Stadt Bochum, gib uns unser Denkmal zurück“, ist darauf zu lesen. Unterschrieben mit SPD Eppendorf. „Wir wollen mit der Aktion erreichen, dass hier endlich wieder die Stahlskulptur hinkommt“, erklärt OV-Vorsitzender Lars Nienke auf WAZ-Nachfrage. „Schließlich stand hier über Jahrzehnte diese Stahlskulptur und sollte nach dem Umbau der Kreuzung eigentlich dort auch wieder hin.“ Der Kreisel ist seit über einem Jahr fertig. Doch von dem Kunstwerk ist nichts zu sehen.

Künstler lebt in Japan

Die WAZ hatte vor einigen Monaten beim Künstler Abraham David Christian nachgefragt, wie er dazu stehe. Der lebt in Japan, ist recht schwer zu erreichen. Und hatte sich aber trotzdem geäußert. Über seinen Privatsekretär ließ er per Mail mitteilen, dass er eine Aufstellung an diesem Standort nicht wolle; doch da die Stadt Besitzer der Skulptur sei, könne sie schließlich damit machen, was sie wolle.

Die Stahlskulptur vor dem Umbau der Kreuzung.
Die Stahlskulptur vor dem Umbau der Kreuzung. © Gero Helm / WAZ FotoPool | Gero Helm

Damit schienen die Voraussetzungen für die Wiederaufstellung geschaffen. Bezirksbürgermeister Manfred Molszich unternahm anschließend in der Wattenscheider Bezirksvertretung einen Vorstoß, die Anregung des Gremiums lautete wie folgt: „Da die Stadt Bochum Besitzer ist, sollte die Stadt ihr Besitztum wieder an die Stelle bringen, wo es seit 1980 ohne Beanstandung gestanden hat. Dem ,Vorschlag’ des Künstlers sollte somit umgehend gefolgt werden.“

Stadt weist auf Urheberrechte hin

Doch ganz so einfach scheint es nun nicht zu sein. Denn jetzt heißt es seitens der Stadt, dass die Urheberrechte des Künstlers bei der Wiederaufstellung beachtet werden müssten, erklärt Stadtsprecherin Katrin Müller nach Rücksprache mit dem Kunstmuseum Bochum, wo das Kunstwerk seit dem Abtransport von der Eppendorfer Kreuzung steht. Ein Gespräch zwischen Abraham David Christian und Museumsleiter Dr. Golinski hat vor kurzem stattgefunden. Der Künstler habe in einem persönlichen Schreiben an Dr. Golinski seine Ablehnung zu einer Aufstellung der Skulptur am neuen Kreisverkehr sehr deutlich gemacht. Das Thema sei auch wiederholt in der Kommission „Kunst im öffentlich Raum“ (zuletzt am 20. Februar 2019) erörtert worden.

Auf Wiederaufstellung der Skulptur verzichten

Das Thema steht am 10. September auf der Tagesordnung der Wattenscheider Bezirksvertretung. In der Vorlage heißt es: „Vor dem Hintergrund des Ergebnisses der bisherigen Erörterungen in der Kommission und der positiven Grundhaltung des Künstlers zu der Stadt Bochum plädiert Dr. Golinski für eine neue Lösung (andere künstlerische Arbeit oder Verzicht) an dem bisherigen Standort Eppendorf und hinsichtlich der Aufstellung der besagten Skulptur an einem anderen Ort in Wattenscheid auf eine Vertagung bis zur Ausstellung im Juni 2020.“

Das Kunstmuseum Bochum wird 2020 in seinem 60. Jubiläumsjahr u.a. ein wichtiges, sich im Besitz der Stadt Bochum befindliches Kunstwerk von Abraham David Christian - ergänzt um weitere bedeutende Leihgaben aus Museen - ausstellen. Diese Ausstellung soll noch einmal das Konzept des Künstlers deutlich machen, wobei er dies auch zum Anlass nehmen möchte, in diesem Zusammenhang die Aufstellung seiner Außenarbeit gemeinsam mit den Beteiligten zu erörtern.

Im Hinblick auf mögliche Urheberrechtsverletzungen und daraus eventuell resultierende Entschädigungsansprüche bei Aufstellung der Skulptur gegen den Willen des Künstlers am bisherigen Standort, soll laut Stadt unter seiner Beteiligung und Vertretern der Bezirksvertretung jetzt versucht werden, einen anderen Standort in Eppendorf zu finden. Die Kommission „Kunst im öffentlich Raum“ stütze das Vorhaben, einen neuen Standort für das Kunstwerk ausschließlich in Eppendorf zu finden.

Andere Lösung in Erwägung ziehen

Ob für den Kreisverkehr dann eine andere Lösung gefunden werden müsse, bleibt abzuwarten. „Denn der Künstler kommt im Juni nächsten Jahres nach Bochum, das Kunstmuseum feiert 60-jähriges Bestehen. Und er will dann auch nach Eppendorf kommen, um sich persönlich über die Gegebenheiten am neuen Kreisverkehr informieren“, erklärt Katrin Müller. „Erst dann kann eine abschließende Entscheidung gefällt werden.“

Bezirksbürgermeister Manfred Molszich würde es begrüßen, wenn das Kunstwerk am Kreisverkehr Eppendorf aufgestellt werden könnte. „Ich kann aber mittlerweile diese ganzen Formalien nicht mehr nachvollziehen. Ich befürchte, damit hat sich das Thema Skulptur im Kreisverkehr erledigt.“