Bochum. Im Museum Bochum geht es mit den Reihen „Soundtrips“ und „Klangbilder“ weiter. Sie bieten musikalische Erlebnisse jenseits des Mainstreams.

Das Ruhr Jazz Festival ging im Frühjahr erfolgreich im Kunstmuseum über die Bühne. Es belegte einmal mehr, dass Bochum eine guter Boden für die Improvisierte Musik ist, jene Spielart des Free Jazz/Modern Music, die eher das Experimentelle und Unerwartete als das Bekannt und/oder Gefällige bedient. Damit das so bleibt, dafür steht Martin Blume (63), der Veranstalter der Free-Reihen „Soundtrips“ und „Klangbilder“.

Erst im Duo, dann zu Viert

Beide Formate sind seit langem eingeführt. „Am Samstag, 31. August 2019, steht im Kunstmuseum bereits die 45. Ausgabe von Soundtrips auf dem Programm“, verrät Blume. Unter dem neugierig machenden Motto „Look Inside“ sind Susan Alcorn (Pedal Steel Guitar), Georg Wissel (Saxofon), Eckard Vossas (Analoger Synthesizer) und Martin Blume (Drums, Percussion) zu Gast. Zunächst im Duo, dann gemeinsam machen sich die Musiker/innen an die Erforschung unbekannter Klangwelten.

Bekannt aus der Country-Music

Zur Person

Martin Blume, der seit 1976 in Bochum lebt, wirkt seit 1983 als professioneller Musiker im Bereich des Jazz, der Improvisationsmusik und der Neuen Musik. Unter anderem arbeitete er mit Peter Brötzmann, Lol Coxhill und Peter Kowald zusammen.

Seit 1988 realisiert Blume vor eigene Projekte, mit denen er in vielen europäischen Ländern, den USA, Kanada und Australien auftrat und Alben einspielte. Dazu zählt u.a. die Band Four in One mit Johannes Bauer, Luc Houtkamp und Dieter Manderscheid.

Daneben engagiert sich Blume als Organisator von Konzertreihen und Festivals zeitgenössischer Improvisationsmusik im Ruhrgebiet, so dem Bochumer Ruhr Jazz Festival.

Das dürfte, zumal was Susan Alcorn angeht, höchst interessant werden. Ihr Instrument ist die Pedal Steel Guitar, jenes typische Instrument, das auf keiner Country-&-Western-Aufnahme fehlen darf und das mit seinem prägnanten, durchgehend die Tonhöhe verändernden Sound für das „schmalzige“ Feeling tausender Songs von Dolly Parton, Gram Parsons oder anderer US-Country-Größen sorgte.

Ambitionierte Spiel

Alcorn kommt von der „normalen“ Gitarre, die Musik von Muddy Waters motivierte sie zum Slide-Gitarre-Spielen. Nachdem sie in C-&-W-Bands in Texas auftrat, begann sie früh, die klassischen Pedal-Steel-Techniken mit Einflüssen aus Free Jazz, Avantgarde-Musik und indischen Ragas zu kombinieren: Wagemut statt Wiederholung. Beim Konzert in Bochum wird Alcorn ihr spezifisches Musikverständnis mit dem ähnlich ambitionierten Spiel der NRW-Musiker Georg Wissel, Eckard Vossas und Martin Blume kombinieren (20 Uhr, Eintritt 10/erm. 8 Euro).

Eine Ausnahme

Mitte September sind dann wieder die „Klangbilder“ dran. Martin Blume setzt die Reihe seit über zehn Jahren mit dem Kunstmuseum in Szene; musiziert wird in der jeweils aktuellen Wechselausstellung, wobei die Musiker versuchten, klangliche Verbindungen zu den Bildern oder Kunstobjekten herzustellen. Diesmal wird aber eine Ausnahme gemacht. Denn am Samstag, 14. September, gastiert bei der 19. Ausgabe der „Klangbilder“ das Ensemble „Bone Crusher“ im Forum des Museums vor der ausladenden Wandmalerei von Katharina Grosse.

Zu erleben sind drei (!) Posaunisten (Matthias Müller, Matthias Muche und Jeb Bishop), die mit dem Schlagzeuger Martin Blume in Interaktion treten. Gewidmet ist ihr Auftritt dem 2016 verstorbenen Posaunisten Johannes Bauer, einer Jazzlegende, mit der die Musiker des Quartetts vielfach aufgetreten sind.

Katharina Grosse vor ihrer Wandmalerei im Museumsforum.
Katharina Grosse vor ihrer Wandmalerei im Museumsforum. © Ingo OTTO

Für den großen Veranstaltungssaal im Kunstmuseum hatte die weltweit gefragte, aus Bochum stammende Künstlerin Katharina Grosse vor 13 Jahren eine ortsspezifische Wandmalerei geschaffen.

Ortsspezifisches Kunstwerk

Über drei Wände hinweg laufend, verklammert das Gemälde die der Fensterfront des Forums gegenüber liegende Hauptwand mit den beiden Seitenwänden, wo sich die Türen befinden. Grosses als „Bochumer Wand“ bekannte Malerei reicht vom Boden bis zur Decke. Museumsdirektor Hans Günter Golinski bezeichnet das Kunstwerk „als Kraftfeld aus Farbe, das jede mentale und räumliche Energie sprengt, das Gebäude in Schwingung versetzt, ohne dabei dem Verweilenden den Halt zu nehmen“.

Ein wirkmächtiges Teil also, dem man mit gebührendem Respekt entgegen treten muss. „Allerdings bietet die Wand auch ideale Voraussetzungen, um sich mit Musik dazu in Beziehung zu setzen“, betont Martin Blume (20 Uhr, Eintritt 10/erm. 8 Euro).