Bochum-Gerthe. Für den Umbau des Verwaltungsgebäudes fehlt nun noch die Zustimmung des Gestaltungsbeirates. Architekten wollen zwölf Millionen Euro investieren.

Der Vertrag ist unter Dach und Fach, das Verfahren läuft: Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Zeche Lothringen soll ein neuer Mittelpunkt für den Stadtteil werden. Die lokale Investorengemeinschaft Beletage Grundbesitz GmbH hat das Gebäude zusammen mit einem angrenzenden Grundstück an der Lothringer Straße von der Bochumer

Auf der Baustelle sehen sich die Investoren Jens Dellhofen, Amir Adili und Ulrich Michael Plaga (von links) um.
Auf der Baustelle sehen sich die Investoren Jens Dellhofen, Amir Adili und Ulrich Michael Plaga (von links) um. © FFs archiv | Socrates Tassos

Wirtschafts-Entwicklungs-Gesellschaft mbH erworben.

Die vegetationsarme Zeit haben die Käufer bereits ausgenutzt und im Frühjahr den Aufwuchs auf den Freiflächen beseitigen lassen. Spätestens da zeigte sich für die Nachbarn, dass sich endlich etwas tut am Eingang zum früheren Areal von Lothringen I/II.

Wasserschaden nach Einbruch

„Gerade hat uns dann noch ein Einbruch zu schaffen gemacht, anschließend trat dadurch auch ein Wasserschaden auf“, schildert Ulrich Michael Plaga, Architekt und einer der Investoren. Sollten eigentlich die Innenarbeiten bereits begonnen haben, so muss allerdings auch noch der Gestaltungsbeirat förmlich zustimmen, wie sich herausgestellt hat. „Der tagt am 13. September,“ weiß Plaga, und die Investoren wie auch Bezirksbürgermeister Henry Donner sehen vorab alle Signale für den Umbau und die Wiederbelebung des Gebäudes positiv.

Nachforderungen für den Um- und Ausbau, etwa den zeitgemäßen Brandschutz betreffen, seien noch in den Bauantrag eingearbeitet worden.

Das Bild zur Straße bleibt klassisch

Das Konzept sieht ein Investment von 12 Millionen Euro, den weitgehenden Erhalt der Immobilie und eine gemischte Nutzung mit Wohnungen, Büros, Café und einer sozialen Begegnungsstätte vor. Moderne Anbauten erweitern die Nutzungsfläche und setzen architektonische Akzente, ohne den Charakter des historischen Gebäudes zu zerstören.

„Als Architekt habe ich einen Blick für architektonische Rohdiamanten. Und die alte Zechenverwaltung hat enormes Potenzial für Wohnen, Unternehmen und den Stadtteil“, sagt Ulrich Michael Plaga zu der Kauf-Entscheidung.

Dem Verkauf vorausgegangen war eine dreiteilige Workshop-Reihe zur Zukunft Gerthes unter breiter Beteiligung von Bürgern, der Stadtverwaltung sowie Vereinen und Unternehmen. Ziel der Beratungen war der Erhalt und die Nachnutzung des Verwaltungsgebäudes bei gleichzeitiger Aufwertung des Stadtteiles. Anlass des Werkstattverfahrens war die Anfrage des Discounters Aldi, das Grundstück zu erwerben, das alte Verwaltungsgebäude abzureißen und einen neuen Lebensmittelmarkt zu errichten.

Den Charme der Vergangenheit soll das Gebäude auch nach dem Umbau behalten.
Den Charme der Vergangenheit soll das Gebäude auch nach dem Umbau behalten. © WAZ | WEG Bochum

Die Bochum Wirtschaftsentwicklung hatte dann die Ergebnisse des Werkstattverfahrens aufgenommen und innerhalb eines Jahres mit der Investorengruppe ein Unternehmen gefunden, das die Immobilie nachhaltig entwickeln und den Stadtteil aufwerten wollte.

Teile mit unterschiedlichem Alter

„Der große Vorteil von Werkstattverfahren ist der Arbeitscharakter. Alle Beteiligten diskutieren miteinander und finden ein tragfähiges und zukunftsfähiges Ergebnis. Das hat sich auch schon bei den ehemaligen Opelwerken gezeigt“, erklärt Rolf Heyer, Geschäftsführer der Bochumer Wirtschafts-Entwicklungs-Gesellschaft mbH.

Breite Beteiligung

Als bekannt wurde, dass Aldi das Grundstück kaufen und das Verwaltungsgebäude für einen Discount-Markt abreißen lassen wollte, bildete sich in der Bevölkerung deutlicher Widerstand. 5620 Unterschriften wurden gesammelt und an OB Thomas Eiskirch übergeben.

Das Ziel, den Bau zu erhalten, wurde damit erreicht. Dazu führte auch die dreiteilige Workshop-Reihe unter breiter Beteiligung der Bürger, der Stadtverwaltung und der Politik, um über die Nachnutzung des Verwaltungsgebäudes zu beraten.

„Wir freuen uns, mit Beletage einen Investor gefunden zu haben, der den Stadtteil nachhaltig stärkt“, sagt Wirtschaftsentwickler Rolf Heyer. „Die Nutzungs- und Umbaupläne fußen direkt auf den Ergebnissen der Workshop-Reihe zur Zukunft Gerthes.“

Das Gebäude stellt architektonisch besondere Herausforderungen, weil es in Teilen aus unterschiedlichen Bauzeiten stammt“, weiß Rolf Heyer. Immer wieder sei etwas angebaut worden. Doch das schreckt den Investor, die Beletage Grundbesitz GmbH, nicht.

„Ich mag altehrwürdige Gebäude“, erzählt Investor Jens Dellhofen, der es als seine Pflicht sieht, etwas Zeitgemäßes daraus zu machen. „Wir wollen damit auch zur Belebung des Stadtteils beitragen.“

Die Erhaltung der Substanz und der markanten Fassade des historischen Verwaltungsgebäudes war auch vielen Gerthern wichtig.