Gerthe. . Die neue Namensliste erinnert an 118 getötete Bergleute in Gerthe. Besucher erfahren empörende Details über das Unglück auf der Zeche Lothringen.

Das Grubenunglück am 8. August 1912 auf Zeche Lothringen macht die Menschen bis heute fassungslos. Bei der Gedenkfeier auf dem Gerther Friedhof für 118 bei der Schlagwetterexplosion getötete Bergmänner wurde die neue Namensplatte feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Die alte Platte am Bergmanns-Denkmal war Anfang 2017 auf unerklärliche Weise verschwunden.

118 Namen getöteter Bergleute recherchierten die Schüler des Kohlengräberland-Projekts.
118 Namen getöteter Bergleute recherchierten die Schüler des Kohlengräberland-Projekts. © Kerstin Buchwieser

Kohlengräberland-Unterrichtsprojekt

Seither engagieren sich der Bergmanns-Kameradschaftsverein Glück auf Gerthe 1891 gemeinsam mit dem Kohlengräberland-Unterrichtsprojekt des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums und der Herner Erich-Fried-Gesamtschule, um das Denkmal wieder instand zu setzen. „Erstmals stehen jetzt alle 118 Namen der Bergmänner auf der Platte. Wir waren ein Jahr lang in Archiven, haben in Bestattungs- und Kirchenbüchern geforscht, um die Namen und ihre Schreibweise ‘rauszubekommen“, so Lehrer Ulrich Kind, Projektleiter in Gerthe.

Kohlengräberland-Projekt als Wahlfach

Seit 1997 läuft das Kohlengräberland-Projekt an der Herner Erich-Fried-Gesamtschule. Seit vergangenem Jahr gibt es das Wahlfach an der Heinrich-Kleist-Schule in Gerthe.

Weitere Infos zur Arbeit der Schüler finden Interessierte auch bei Facebook unter: Kohlengräberland.

Kosten hat die RAG übernommen

Bei der Einweihung der Gedenkplatte, deren Kosten die RAG Aktiengesellschaft übernommen hat, versammelten sich sowohl die Initiatoren als auch viele Mitglieder ansässiger Vereine. Im Rahmen einer ökumenischen Andacht mit Pfarrer Johannes Rohmann und Pastor Ulrich Kosch erfuhren die zahlreichen Gäste empörende Details über die Vorgänge rund um das Grubenunglück.

Trauerfeier von Ordnungshütern gestört

Die Geschichte wurde nachgezeichnet von Hans Mohlek, Vorsitzender der Knappen, Projektleiter Ulrich Kind sowie zwei Schülerinnen. Es war zu hören, dass Hinweise auf mangelnde Sicherheit ignoriert wurden, der mahnende Sicherheitsmann sogar versetzt und schlechter bezahlt wurde.

Erschreckend war, dass sofort nach dem Unglück weiter gearbeitet wurde, dass der einstündige Kaiserbesuch ohne wirkliche Anteilnahme verlief und dass am Ende sogar die Trauerfeier von Ordnungshütern gestört wurde, die Schleifen von den Trauerkränzen entfernten, wegen anprangernder Botschaften wie: „Den Opfern des Kapitals“.

Auch die Predigt von Pfarrer Johannes Rohmann rüttelte auf, der das Schweigen und Nichtstun angesichts menschlicher Grausamkeit thematisierte. „Ich hoffe von Herzen, dass wir Christen widerständiger werden“, sagte er.