Bochum. Das Hörster Holz und der angrenzende Dr. C.-Otto-Wald stehen unter strengem Naturschutz. Dort gibt es eine lange Bergbaugeschichte.
Bochum hat im Städtevergleich nur sehr wenig Wald, es sind nur sieben Prozent von der Gesamtfläche, zehn Quadratkilometer. Jedoch sind diese Mischwälder ausgesprochen vielfältig. Der vielleicht schönste ist das Hörster Holz in Oberdahlhausen.
Zerklüftet, in großen Teilen steil und sehr naturnah ist dieser 85 Hektar große Stadtwald, der von alten Buchen, Roteichen, Erlen und Pappeln beherrscht wird. Mittendrin gluckert der liebliche Hörsterholzbach. Demnächst soll der Wald zum achten offiziellen Naturschutzgebiet der Stadt werden. Bereits jetzt gelten schon sämtliche Schutzregeln.
Völlig unpassierbar
Das Gleiche gilt für den privaten Dr. C-Otto-Wald direkt nebenan. Der Name stammt vom seit 1873 betriebenen Schamottsteinwerk „Dr. C.-Otto Feuerfest“. Ganz anders als das Hörster Holz, ist dieser abschüssige und verwunschene Privatwald völlig unpassierbar, weil es weder öffentliche Zugänge noch Wege gibt. Es ist eine nahezu ungestörte Naturwaldfläche mit dichtem Bodenbewuchs. Die Stadt überlässt dort alles sich selbst.
Das Hörster Holz indes wird von Stadtförster Martin Erben regelmäßig gepflegt. „Es geht hier um Waldästhetik und Naturschutz“, sagt er. „Ohne Pflege verarmt so ein Wald in seiner Artenvielfalt.“ Die Stadt achtet darauf, dass konkurrenzstarke Bäume wie die mächtig hohen Buchen nicht anderen, schwächeren Baumarten zu viel Licht wegnehmen, um eine möglichst große Vielfalt zu schaffen und zu erhalten. Gleichzeitig lässt der Förster aber, soweit es die Sicherheit auf den Wegen nicht gefährdet, altes Holz einfach im Wald liegen und räumt es nicht weg.
Kompliment an den Förster
2,8 Prozent von Bochum stehen unter Naturschutz
Bochum hat sechs rechtskräftige Naturschutzgebiete, zwei weitere sind konkret geplant und stehen ebenfalls schon unter Naturschutz. Damit stehen 2,8 Prozent der Fläche Bochums unter Naturschutz.
Im Regionalen Flächennutzungsplan sind fünf Prozent der Fläche als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Das heißt, dass in den nächsten Jahren wohl auch der Kalwes und die Ruhrsteilhänge Sundern unter Naturschutz gestellt werden sollen.
„Als Förster kann man kein größeres Kompliment bekommen, als dass der Wald unaufgeräumt aussieht. Heißt: viel Totholz, viel Lebensraum, viel Struktur.“ Ein abgestorbener Stamm wird nicht einfach gefällt, sondern in voller Höhe stehengelassen, damit sich zum Beispiel Spechte dort einquartieren und Höhlen bauen. Sobald der Specht die Höhlen wieder verlässt, ziehen dort andere Vögel ein wie Meisen, Hohltauben oder Käuze. Auch große Haufen mit gestapelten Totholzästen werden im Wald meist nicht weggeräumt, weil Mäuse, Igel und andere Kleintiere dort Unterschlupf finden.
Zeche beschäftigte 235 Männer
Vor Jahrzehnten und Jahrhunderten war das Hörster Holz keineswegs nur Erholungsgebiet, sondern auch Wirtschaftsgebiet. „Dieser Wald ist Bergbaugeschichte pur“, sagt Fynn Märtin von der Unteren Naturschutzbehörde. Bis 1960 wurde auf der dortigen Tiefbauzeche Gewerkschaft Neuruhrort Kohle gefördert. Bis zu 235 Männer arbeiteten dort, wo sich heute nur Spaziergänger, sehr häufig mit Hund, entspannen. Über die heute asphaltierte Straße „Am Ruhrort“, die mitten durchs Hörster Holz verläuft, wurde die Kohle damals zur Ruhr abtransportiert, mit Kohlenwagen und Pferden. Dadurch entstand im Wald über Jahrzehnte hinweg ein romantischer Hohlweg, der sich tief ins Erdreich eingegraben hat. Was könnte dieser Spazierweg alles erzählen!
Kohlefund im Naturschutzwald
Und dann gibt es in diesem Naturwald deutlich erkennbar so genannte Pingen – Kohlengräberlöcher. Sie sehen aus wie kleinere Bombentrichter unter einem dicken Mantel von Herbstblättern. Weil Flöze dort an die Oberfläche reichten, haben früher vor allem Bauern eigenhändig Kohle im Tagebau ausgegraben und es privat zum Heizen genutzt. „Hier findet man ziemlich viele Pingen“, sagt Märtin. „Wenn man ein bisschen buddelt, findet man noch ein bisschen Kohle.“ Mitten im Naturschutzwald.