Auch für die Landwirtschaft hat die Trockenheit der letzten Tage Konsequenzen. So startet die Gerstenernte bereits zwei Wochen früher als üblich.
Bochum-Stiepel. Der extrem heiße und trockene Juni hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft: Rund zwei Wochen früher als üblich starten die Landwirte Friedrich-Wilhelm Wünnenberg und Jürgen Haarmann die Gerstenernte. Normalerweise rollen die ersten Mähdrescher erst ab Mitte Juli. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband teilt mit, dass auch in weiteren Teilen der Region Ruhr-Lippe die Landwirte bereits Ernten einfuhren.
Gerste reift bei Trockenheit schneller
Rund 33 Hektar Land betreibt Friedrich-Wilhelm Wünnenberg. Der Landwirt erntet auf seinen Grünflachen Gerste, Raps und Hafer. Zudem leben circa 25 Rinder und Kälber auf seinem Hof, der sich seit gut 500 Jahren im Familienhand befindet. Am vergangenen Sonntag fuhr Wünnenberg seine erste Gerstenernte ein: „Normalerweise rollen bei uns immer Mitte Juli die ersten Mähdrescher auf den Feldern. Bedingt durch den sehr warmen Juni haben wir in diesem Jahr allerdings schon zwei Wochen vorher gestartet. Das war im vergangenen Jahr auch schon der Fall.“
Die Auswirkungen des trockenen Klimas betreffen vor allem die Gerste, die bei solchen Bedingungen schneller reift. Wünnenberg nutzt das eigene Getreide zu einem kleinen Teil für den Eigenbedarf, zum Beispiel als Futter für seine Rinder. Den Hauptteil seiner Ernte vermarktet er an die Bochumer Genossenschaft.
Unter der Trockenheit leidet alles
Zusammen mit seinem Freund Jürgen Haarmann fährt Wünnenberg zu einem seiner Felder. Die beiden kennen sich seit
Kindheitstagen. Sie nehmen letzte Vorbereitungen am Mähdrescher vor. Dann startet Haarmann das große Gefährt. „Für eine Fläche wie auf diesem Feld, also gut anderthalb Hektar, brauche ich rund 90 Minuten“, erklärt er. In Kreisformen lenkt er den Mähdrescher bei einer Geschwindigkeit von durchschnittlich vier Kilometern pro Stunde über die Außenbereiche des Feldes.
Zuerst zerschneidet der Drescher das Getreide, so dass die Gerste im sogenannten Schrägförderer landet. Danach geht es für das Getreide in die Dreschtrommel. Am Ende fallen die Körner durch ein Sieb in den Tank. Dieser umfasst ein Volumen von rund fünf Tonnen.
„Eine stabile Wetterlage wäre für die Ernte ideal. Unter so einer extremen Trockenheit wie im Juni oder auch im vergangenen Jahr leidet hier alles“, fasst es Haarmann zusammen.
Nach den ersten Runden bremst der Landwirt den Mähdrescher, um eine erste Ladung Gerste in den Transportanhänger seines Kollegen abzufüllen. Mit einem Messgerät überprüft Wünnenberg die Feuchtigkeit des Getreides. „Die liegt jetzt bei 14,7 Prozent. Über 15 Prozent sollte sie nicht liegen“, erklärt er.
Hoffen auf stabile Wetterlage
Die gesamte Erntezeit liegt für den Landwirt zwischen vier und sechs Wochen. „Wir hoffen, dass die Wetterlage stabil bleibt. Plötzliche Unwetter oder Hagel können wir nicht so gut gebrauchen“, so Wünnenberg. Die Hitze hat zudem auch Auswirkungen für seinen Viehbetrieb. Da die Felder nun deutlich schneller trocknen, müssen seine Rinder oft auf andere Grünflächen ausweichen, die wiederum für die Schnittnutzung eingeplant sind. Mit Blick auf den Klimawandel und die extreme Trockenheit sagt er: „Wenn es in den nächsten Jahren so bleibt, wird es ganz schwierig.“