Bochum-Sundern. Die evangelische Kirchengemeinde Bochum-Linden muss ihre Kirche „Zum guten Hirten“ aufgeben. Der Abschied wird kulturell gestaltet.
„Begleiten Sie uns auf unserer Reise quer durch Europa, Ich hoffe, Sie haben nur leichtes Gepäck dabei, damit sie die Fahrt auch genießen können“, schmunzelt Pfarrerin Angelika Hövermann von der Evangelischen Kirchengemeinde Linden launig. Sie begrüßt damit die Besucher in der Kirche „Zum guten Hirten“ zum Konzert des Evangelischen Gemeindechores.
„Wir schaffen die Reise in einer Stunde. Viel schneller, als es unsere südostasiatischen Touristen hinbekommen“, ergänzt Chorleiterin Andrea Kampmann lachend. Und ab geht die musikalische Tour des 15-köpfigen Chores. Die Zuhörer gehen als Gäste und zwischenzeitliche Mitsänger fröhlich mit. Es gab viel Applaus für die gelungene Chorleistung.
Die musikalische Reise durch acht europäische Länder hat allerdings einen traurigen Hintergrund für die verbliebenen etwa 1000 Gemeindemitglieder im Stadtteil. Das Konzert gehört zum monatlichen Kulturprogramm der Kirchengemeinde, das sie zum Abschied vom kleinen Gemeindezentrum organisiert.
Schließung im Herbst beschlossen
Im Herbst 2018 beschloss das Presbyterium die mittelfristige Schließung der Kirche „Zum guten Hirten“ für Ende 2019 oder auch etwas darüber hinaus. Der Hintergrund für diesen Entschluss - der der Gemeinde nicht leicht fiel, so die Ansage von Pfarrer Rolf Schuld bei einer Gemeindeversammlung im März diesen Jahres – war ein im Winter 2018 aufgetretener größerer Wasser- und Ölschaden im Hause. Dieser machte die Gemeinderäume unter der Kirche nicht mehr nutzbar.
Die Gemeinde hat aber kein Geld, um den Schaden, der sich laut Kostenvoranschlag im höheren fünfstelligen Bereich bewegt, zu beheben. Das Gegenteil ist der Fall. Seit inzwischen 13 Jahren finanziert der heutige „Verein der Freunde und Förderer der Kirche ,Zum Guten Hirten’ mit 14.000 Euro jährlich den Unterhalt des Gebäudes.
Kirche soll zum Wohnhaus werden
Für die Kirche gibt es seit Frühjahr auch einen Interessenten, der in das Haus eine Wohnung für seine in Bochum lebenden Eltern einbauen will. Er kam zum Zuge, da alle anderen Interessenten an dem idyllisch gelegenen Gemeindezentrum in der Nähe der Sternwarte das Gebäude abreißen und das Gelände neu bebauen wollten. Für die Gemeinde die schlechteste Lösung.
Weitere Kulturveranstaltungen
Die nächste Kulturveranstaltung in der Kirche „Zum guten Hirten“ (Weitmarer-Holz-Straße 34) findet am Sonntag, 8. September, um 17 Uhr statt. Zu Gast ist Kirchenkabarettistin Ulrike Böhmer als „Erna Schabiewsky“. Die gebürtige Iserlohnerin präsentiert ihr kurzweiliges Programm „Erna übernehmen sie“. Eintritt: 10 Euro an der Abendkasse.
Ein besonderes Konzert findet am Freitag, 26. Juli, um 19 Uhr in der Christuskirche Bochum-Linden (Hattinger Straße 786) statt. Der Deutsch-deutsche Kammerchor tritt auf. Zu Gehör bringt er unter anderem Werke von Heinrich Schütz, Richard Strauss und Thomas Emanuel Cornelius. Konzertorganist Stefan Kießling (Leipzig) begleitet den Chor. Eintritt frei. Um Spenden am Ausgang wird gebeten.
Ihr war angesichts der Geschichte der Kirche, deren Bau vor allem durch Spenden der Sunderaner in den 60er Jahren finanziert wurde, ein respektvoller Umgang mit dem Gotteshaus wichtig. In die Sache kommt auch Bewegung. „Die Bauanfrage an die Stadt Bochum läuft“, erklärt Pfarrerin Hövermann am Rande der Veranstaltung.
Eine Reise durch ganz Europa
Beim Konzert bleibt der Chor zunächst in Deutschland. „Wir stimmen sie damit auf die Fahrt ein“, betont Kampmann, als sie Lieder aus der Zeit der Romantik anstimmen lässt. Weitere Stationen sind Russland, Frankreich, Italien, Schweden, Spanien, Finnland und Großbritannien. Kampmann singt als Solistin auf Schwedisch. Mit Italienisch und Spanisch kommt der Chor zum Zug. Eine gelungene Reise, die viel Gemeinschaft schafft.