Bochum. Über 200 Fachleute trafen sich zur ersten Bochumer Sozialkonferenz. Ihr gemeinsames Ziel ist es, Armut und Benachteiligung zu bekämpfen.
Jedes vierte Kind in Bochum ist auf soziale Hilfen, auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Besonders betroffen sind Alleinerziehende oder Familien mit mehreren Kindern. Beim Auftakt der ersten Bochumer Sozialkonferenz mit über 200 Fachleuten aus allen Bereichen des städtischen Lebens sparte Sozialdezernentin Britta Anger nicht mit Daten.
Anger: „Ich erwarte konkrete Ergebnisse“
Doch allein das Sammeln und Auswerten von Zahlen, wie es der Sozialbericht der Stadt auf über 300 Seiten tut, reicht nicht aus. „Ich erwarte von dieser Konferenz ganz konkrete Ergebnisse. Wir müssen anpacken und konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen“, so Anger.
Im Veranstaltungsraum der jüdischen Gemeinde entwickelte Uwe Becker, Professor an der Bochumer Ev. Hochschule, ein aktuelles Bild der Gesellschaft und gewichtete die Themen Kinderarmut (bundesweit sind 42 Prozent aller Kinder in Phasen von Armut betroffen) und Altersarmut (vor allem Menschen, die jetzt in Rente gehen, haben ein hohes Armutsrisiko). Sein Appell für jedwedes soziale Engagement in der Stadt lautet: „Es geht doch darum, die Armut aus der Schmuddelecke herauszuholen.“
Statement der Hoffnung
Was die Konferenzteilnehmer sichtlich bewegte, war das Statement von Wahiba El-Khechen. Ein Statement, das Hoffnung macht. Wahiba El-Khechen ist als Flüchtlingskind in den 90er Jahren in der Krachtstraße, wo damals städtische Übergangs-Unterkünfte standen, aufgewachsen. Sie hat die Initiative „Wir Kinder von der Krachtstraße“ mitgegründet. Ihr Fazit: „Uns hat es früher geholfen, dass da Menschen waren, Sozialarbeiter, die uns so akzeptiert haben, wie wir waren und uns unterstützten.“ Heute arbeitet die promovierte Psychologin im schulpsychologischen Dienst der Stadt Bochum. Ein Antrieb für ihr Tun: „Ich möchte etwas davon zurückgeben, was wir damals bekommen haben.“
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Ihr Beitrag war Bestandteil einer kurzen Podiumsdiskussion, in der die soziale Lage in Bochum in vielen verschiedenen Facetten beleuchtet wurde. Im Anschluss an diese Beleuchtung der Situation verteilten sich die Teilnehmer auf insgesamt fünf Foren. Dort wurde es dann sehr konkret. Wie kann die Teilhabe von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen gesichert werden? Was ist mit den älteren Menschen? Weitere Schwerpunkte: Gesundheit, wie kann der Teufelskreis von Armut und dadurch bedingter schlechterer Gesundheitsversorgung durchbrochen werden? Und schließlich, die Frage nach der Wohnsituation.
Soziale Herausforderung
Eingebettet ist die Konferenz, was Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) in seiner Begrüßung betonte, in die Bochum- Strategie: „Es geht um die soziale Herausforderung, Menschen, die bestimmte Dinge nicht aus eigener Kraft stemmen können, zu stärken.“