Bochum. Armut hat viele Gesichter. Vor allem Kinder sind davon betroffen. In Bochum ist ihre Zahl in den vergangenen Jahren stark angestiegen.
Armut hat viele Gesichter. Sie betrifft immer öfter alte Menschen. Sie trifft häufiger auf bei Alleinerziehenden, bei Geringqualifizierten, bei Arbeitslosen und bei Ausländern. Und: Betroffen von ihr sind in Bochum mehr als ein Viertel aller Kinder unter 15 Jahren. 12.489 Mädchen und Jungen in dieser Altersklasse haben Ende 2017 von Hartz IV gelebt. Das geht aus dem jüngsten Sozialbericht der Stadt hervor. Zum Vergleich: Ende 2014 waren es erst 10.300 Kinder.
In der siebten Auflage des alle drei Jahre erscheinenden Berichts wird vor allem das Thema „Armut“ beleuchtet. „Damit folgen wir einem Wunsch der Politik“, erklärt Sozialmanagerin Sandra Brück.
Gesamtbild der Lebensverhältnisse
Gedacht ist das mehr als 300 Seiten starke Papier, das ein Gesamtbild der Lebensverhältnisse in der Stadt zeichnet, als Grundlage für Planungen: von Kitaplätzen über Maßnahmen sozialer Stadtentwicklung bis zu Pflegeplätzen. Und es offenbart zum Teil erhebliche Unterschiede in den Stadtteilen. In Sachen Kinderarmut etwa liegen Welten zwischen Stiepel, wo 3,2 Prozent der Kinder unter 15 Jahren von Hartz IV leben, und Wattenscheid-Mitte (45,6 Prozent).
Besonders betroffen von Armut sind häufig kinderreiche Familien mit drei oder mehr Kindern. Fast die Hälfte von ihnen lebt von Hartz IV (45 Prozent). Vor drei Jahren waren es erst 36 Prozent.
Große Unterschiede zwischen den Stadtteilen
„Es gibt Stadtteile, in denen die Probleme erheblich größer sind als in anderen“, räumt Sozialdezernentin Britta Anger ein. „Aber es gibt keinen, um den wir uns richtig Sorgen machen müssen.“
Armutskonferenz im Sommer 2019
Im Rahmen einer Konferenz soll voraussichtlich Ende Juni/Anfang Juli 2019 das Thema „Armut“ noch näher beleuchtet werden. Das kündigt Sozialdezernentin Britta Anger an.
Dabei soll die gegenwärtige Situation von armen und von Armut bedrohten Bochumern analysiert und Handlungsmöglichkeiten zur Bekämpfung von Armut vorgestellt werden.
Sie ist froh, dass sich die Arbeitslosenquote in der Stadt günstiger entwickelt als erwartet. Sonst wäre die Armut noch größer als es sie ohnehin schon ist. Und Anger nimmt erfreut zur Kenntnis, dass Bochum 2017 die einzige Stadt in NRW war, in der Zahl der Schuldner gesunken ist – wenn auch nur ein wenig. Es sind weiterhin fast 39.000 Bochumer verschuldet. Die Schwelle zur Armut liegt statistisch bei einem Nettoeinkommen von 968 Euro monatlich für einen Ein-Personen-Haushalt und bei 2034 Euro für eine vierköpfige Familie.
Altersarmut wird zunehmen
Grenzwerte, unter die immer mehr Menschen in der Stadt fallen. Dazu gehört auch die Gruppe der Älteren. „Es gibt bereits Altersarmut, aber noch gibt es anderen Gruppen, die noch stärker betroffen sind“, sagt die Sozialdezernentin. Doch die Armut unter den alten Mensch steigt. Anger: „Und es ist zu befürchten, dass das noch zunimmt.“ Vor allem Frauen seien davon betroffen.
Eine Kommune könne an dieser Stelle die Probleme meistens nur lindern. Im Kampf gegen die Armut sei sie aber nicht hilflos. Anger: „Wir müssen in Bildung und in Arbeitsplätze investieren.“