Das Ausbildungszentrum des im Frühjahr gegründeten Vereins „Quaz“ hat seine Arbeit begonnen. Auch 50 Flüchtlinge aus Herne sind im ersten Kurs.

  • Im Verein „Quaz“ ist ein breites Bündnis versammelt, das Zugewanderte qualifizieren will
  • Im ersten Kurs ist Sprachunterricht ein wesentlicher Baustein der Qualifizierung
  • Bei einer Laufzeit von drei Jahren könnten 300 in Herne lebende Flüchtlinge ausgebildet werden

Elektriker, Schlosser, Mechatroniker. Tausende junge Menschen wurden in den vergangenen Jahrzehnten in der Opel-Ausbildungswerkstatt in Bochum-Langendreer auf die Berufswelt vorbereitet. Seit dem 1. September werden dort Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt gemacht. Hinter dieser Maßnahme steckt der Verein „Quaz“. Diese Abkürzung steht für „Qualifizierung und Ausbildung von Zugewanderten“, einem breiten Bündnis, das im Frühjahr auf Initiative der IHK Mittleres Ruhrgebiet von zahlreichen Akteuren gegründet worden ist, darunter die Stadt Herne, die Kreishandwerkerschaft Herne/Wanne-Eickel, die Agentur für Arbeit und die Arbeitgeberverbände.

Vorbereitung in sechs verschiedenen Bereichen

Über 200 Flüchtlinge, darunter 36 Frauen, erhalten seit September Sprachunterricht, aus Herne kommen 50 Teilnehmer. Dieser Unterricht sei „ein wesentlicher Baustein der Qualifizierung“, sagt Peter Lübbert, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft für berufsbezogene Bildung, einem von vier Trägern des Ausbildungszentrums.

Mohamad Karbouj aus Syrien ist begeistert von dem Angebot, weil er jeden Tag Deutsch sprechen könne.
Mohamad Karbouj aus Syrien ist begeistert von dem Angebot, weil er jeden Tag Deutsch sprechen könne. © Klaus Pollkläsener

Die Teilnehmer bekommen zudem Hilfe, um bürokratische Hürden zu meistern, und werden sechs Monate lang in einem oder mehreren von sechs unterschiedlichen Fachbereichen – Elektro, Metall, Pflege, Hotel- und Gaststättengewerbe, Lager und Logistik sowie Maler und Lackierer – vorbereitet, wobei von Herner Seite aus ein besonderer Schwerpunkt auf die Pflege gelegt wird. 35 Ausbilder wurden dafür eingestellt.

Sprachunterricht zentraler Baustein

Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr ausgeschrieben, kann aber auf drei Jahre verlängert werden. Bei einer Laufzeit von drei Jahren fließen zehn Millionen Euro in die Maßnahme. Nicht nur vom Bund, die alte Landesregierung hat entschieden, zwei Millionen Euro in das Projekt zu stecken, die für die intensiven Sprachkurse genutzt werden.

Die Teilnehmer befinden sich sechs Monate in dieser Maßnahme. Falls das Projekt über drei Jahre laufen sollte, könnten also 300 in Herne lebende Zugewanderte qualifiziert werden. Das Programm sei, „einzigartig in Deutschland“, sagt Initiator und IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik.

IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik (r.) sieht in dem Ausbildungszentrum eine große Chance.
IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik (r.) sieht in dem Ausbildungszentrum eine große Chance. © Klaus Pollkläsener

Doch es gebe Hürden, das verschweigt Lübbert nicht. Schließlich seien die Gruppen sehr heterogen: Menschen aus 20 Ländern, die zwischen 20 und 50 Jahre alt sind, und deren Bildungsstand vom Analphabeten bis zum nicht anerkannten Studienabsolventen reichen. Und: „Nicht allen ist klar, dass sie nach dieser Maßnahme möglichst eine Ausbildung absolvieren sollten.“ Das duale Ausbildungssystem kennen viele nicht. Bisweilen sei es ein Problem, zu vermitteln, dass der Tag in Langendreer von 8 bis 16.30 Uhr dauere. Dennoch sieht Lübbert in dem Zentrum eine außergewöhnliche Chance. IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik ist überzeugt, alle 1500 Teilnehmer der kommenden drei Jahre am Arbeitsmarkt unterbringen zu können: „Wenn wir das nicht schaffen, vier Städte, Verbände, Innungen, Kirchen, die IHK Mittleres Ruhrgebiet mit ihren 28 000 Unternehmen, wer dann?“

>> HERNER STIMMEN ZUM VEREIN

Oberbürgermeister Frank Dudda sagte bei der Gründung von Quaz: „Wir wollen das Thema Zuwanderung mit Mut belegen. Wir müssen zeigen, dass Integration möglich ist.“ Der Verein spiele eine wichtige Rolle, um einen Stimmungswandel in der Bevölkerung herbeizuführen.

Das Handwerk begreife sich als Macher, so Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Der Verein habe Beispielcharakter weit über das Ruhrgebiet hinaus.